Beschreibung

Predigt Fluch oder Segen – Neujahr 2021

Lesung Numeri 6,22-27

 

Ich staune immer wieder, welche Bibeltexte für die jeweiligen Feiertage ausgewählt wurden.

Bei der Lesung aus dem Buch Numeri starten wir das neue Jahr mit einer Segenszusage und Bitte.

Die Tugend der Gottesmutter Maria lehrt uns heute an ihrem Festtag, gehörte Worte zu bewahren und im Herzen zu erwägen. Selig die Menschen, die so zuhören können, selig die Menschen, die solch aufmerksame Gesprächspartner haben.

 

Segen Aarons

Ich möchte mit meinen Gedanken heute am Jahresbeginn beim Segen Aarons verweilen.

Es freut mich, dass viele Menschen diesen Segen auswendig und damit auch innwendig kennen:

Der HERR segne und behüte dich.

Der HERR lasse dein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.

Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.

 

Der Hl. Franziskus, ein großer Kenner der Bibel, der viele Teile auswendig kannte, hat diesen Text oft verwendet, um Menschen zu segnen.

Die zentralen Wünsche im Blick aufs neue Jahr sind hier angesprochen:

Segen, Behütet sein, Erfahrung von Gnade, Friede, ein Gesicht, das innerlich erleuchtet ist und strahlt.

Mögen wir dies erfahren und uns von Gott behütet wissen.

Mögen heuer viele Menschen diesen Segen erfahren.

Mögen wir für andere zum Segen werden.

 

Fluch und Segen Bileams

Ich biblischen Buch Numeri (Kap 22-24) gibt es noch einen Segen, der nicht so bekannt ist, auch deswegen, weil er nicht als Segen geplant war, sondern als Fluch: Bileam, ein Prophet des Volkes Moab, bekommt von seinem König Balak den Auftrag, das Volk Israel zu verfluchen. Bileam startet auf einem Esel, aber dann geschieht folgendes: Bileam reitet auf seiner Eselin dahin, aber plötzlich bleibt diese stehen und geht nicht mehr weiter. Bileam motiviert die Eselin zum Weitergehen, er schlägt sie, aber kein Erfolg. Da öffnet der Herr dem Bileam die Augen und er kann das sehen, was der Esel schon längst gesehen hat: „Er sah den Engel des HERRN auf dem Weg stehen, mit dem gezückten Schwert in der Hand.“ (Numeri 22,31) Bileam erkennt, dass der Esel ihn vor dem Schwert verschont hat, er ändert seinen Auftrag und segnet das gegnerische Volk der Israeliten. Er spricht dabei u.a. die Worte, die wir alljährlich im Advent (Mo der 3. Adventwoche; Numeri 24,15-17) hören:

„ich sehe ihn, aber nicht jetzt,

ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe:

ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel

 

Im Blick auf unsere Gesellschaft und das Weltgeschehen raten viele kluge Leute, wie wichtig es ist, auf Böses mit Guten zu reagieren.

Das ist nicht nur ein frommer Wunsch Gottes,

sondern die einzige Chance, unsere Welt menschlich zu machen und die Schraube der Gewalt und des Hasses und der Angst zurückzudrehen.

Mögen auch wir wie Bileam immer umlernen und statt fluchender Menschen zu segnenden Menschen werden.

Und wenn uns dabei ein Esel hilft, ist es auch richtig und wichtig.

 

In diesem Sinn: ein gesegnete neues Jahr 2021

Details
  • Datum: 1. Januar 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Numeri 6,22-27