Beschreibung

Predigt Maria Himmelfahrt 2021 - Maria Knotenlöserin 

Evangelium Lukas 1,39-56

 

 

In der Wallfahrtskirche St. Peter in Augsburg gibt es ein besonderes Marienbild.

Das barocke Gnadenbild zeigt die Mutter Gottes, sie steht auf einer Mondsichel und ist von Engel umgeben. Der Hl. Geist schwebt in Gestalt einer Taube über ihr. Mit dem Fuß steigt Maria auf den Kopf einer verknoteten Schlange und hält diese damit in Zaum. All das ist nichts Außergewöhnliches, es kommt in vielen Marienbildern vor.

Das besondere dieses Bildes besteht darin, dass Maria in der Hand ein langes Band mit vielen Knoten hat. Zwei Engel reichen ihr das Band, damit sie mit ihren Händen die Knoten löst.

 

 

Darunter sieht man in Kleinformat einen Engel, der einen Mann an der Hand führt. Der Mann wird als der alttestamentliche Tobias gedeutet, der vom Engel Raphael begleitet wird. Der mitlaufende Hund spricht für diese Deutung. Vermutlich weißt der Mann mit dem Engel auch auf die Stiftung des Bildes hin. Der Großvater des Bildstifters hatte schwerwiegende Eheprobleme und bat im Gebet die Gottesmutter Maria, die vielen Knoten in seiner Beziehung lösen zu helfen. Weil dies gelang und wieder Frieden und Vertrauen in der Ehe einkehrte, stiftete der dankbare Enkel das Bild „Maria Knotenlöserin“.

Heute pilgern viele Menschen zu diesem Bild besonders mit dem Anliegen, Hilfe bei Beziehungsproblemen und auch bei Krebserkrankungen zu erbitten, die wie Knoten unser Leben zuschnüren.

 

Ich möchte dieses Bild mit dem heutigen Fest Maria Himmelfahrt und dem Evangelium von der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth zu tun. Einige schlichte Gedanken:

 

  1. Auch Maria erlebte Knoten in ihrem Leben

Das Leben von Maria wird oft idealisiert und verherrlicht und als Himmel auf Erden dargestellt. So leicht und einfach war ihr Leben nicht. Nicht ohne Grund sprechen wir von den sieben Schmerzen Mariens. Die Kunst zeigt die Maria mit sieben Schwertern, die ihre Seele durchbohren.

Es ist hilfreich und vorbildlich, wie Maria mit den Knoten in ihrem Leben umgegangen ist und diese gelöst hat.

Im Magnifikat wird Maria zur Kämpferin für Gerechtigkeit. Sie will und kann nicht geduldig alle Ungerechtigkeiten dieser Welt und alle Knoten annehmen. Sie vertraut, dass Gott uns unterstützt, Probleme zu lösen und betet deshalb: „Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“

 

  1. Knotenlösen heißt, aufeinander zugehen

Um einen Knoten zu lösen, braucht es Fingerspitzengefühl und das Wissen, dass Ziehen und Gewalt nicht weiterhelfen: Ganz im Gegenteil, wenn ich einfach stur ziehe, dann mache ich den Knopf noch fester.

Was heißt das übertragen aufs Lösen unserer Lebensknoten:

  • Schnelles Reißen und Ziehen hilft nicht.
  • Auch die Macht des Stärkeren löst selten Probleme. Dann ist der Knoten höchstens an eine andere Stelle verschoben.
  • Es geht darum, aufeinander zuzugehen und nachzufragen
  • Gut, wo es gelingt, sich gegenseitig beim Knotenlösen zu helfen.

 

Maria und Elisabet zeigen dies im heutigen Evangelium vorbildlich. Ihr Umgang miteinander lässt keine Knoten entstehen, sondern hilft, die bestehenden Probleme zu lösen:

  • Maria nimmt sogar eine lange Wegstrecke in Kauf, um Elisabet zu besuchen
  • Die beiden schwangeren Frauen gehen aufeinander zu, sie fragen nach, sie interessieren sich für die andere, für ihre Freude und das Leid.
  • Die beiden können sich gegenseitig wertschätzen. Neid, Wettkampf oder die Neigung, den anderen niederzumachen, sind kein Thema. So sagt etwa Elisabet zu Maria: „Gesegnet bist du unter den Frauen.“

 

  1. Wann sind alle Knoten aufgelöst?

Gibt es auf dieser Welt den Moment, wo alle Probleme und Knoten gelöst sind?

Ich kann mir das nicht vorstellen.

Dennoch: Das heutige Fest sagt: Unser Leben und der Verlauf der Welt gehen gut aus. Gott führt zur Vollendung, auch das, was in dieser Welt unvollendet bleibt.

Maria vertraut, dass Lösungen möglich sind und Gott ihr dabei hilft.

Gläubige Menschen haben nicht weniger Probleme, weniger Knoten in ihrem Leben, aber mehr Lösungsmöglichkeiten.

Details
  • Datum: 14. August 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 1,39-56