Beschreibung

Predigt Unsere Worte und das Wort schlechthin

Evangelium Johannes 1,1-18; 5. Jänner 2020  

 

Kennen sie die Erfahrung: Sie sitzen in einer netten Runde zusammen. Man erzählt sich gegenseitig Erlebnisse und alle hören gebannt zu.

Kennen sie das Gegenteil: Alle reden durcheinander, mitten im Satz werden sie unterbrochen, die Hälfte am Tisch ist mit dem Handy beschäftigt.

Kommt es ihnen bekannt vor: Sie sagen ein verletzendes Wort und nachher tut es ihnen leid.

Kennen sie das Gefühl: Sie möchten jemanden schon lange etwas sagen, aber es geht nicht. Womöglich haben sie es schon zehnmal durchgedacht, wie sie es sagen wollen. Aber dann hat sie der Mut verlassen. Wieder eine Chance vertan.

Schon einmal erlebt: Sie wollen etwas in Worte fassen, aber es fehlen die Worte, es gelingt nicht auszudrücken, was sie eigentlich sagen wollen.

 

Ich glaube, das ist uns allen vertraut und gehört zum Alltag, zum Menschsein von uns allen wohl einfach dazu.

 

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott. Das heutige Evangelium beginnt mit diesen berühmten Worten und schließt mit:  Und das Wort ist Fleisch geworden.

Mir ist klar: Hier ist nicht nur unser alltägliches Sprechen und normale Worte gemeint, sondern der Höhepunkt jeder Kommunikation auf dieser Welt. In Jesus Christus wird das Sprechen Gottes greifbar, sichtbar und für immer gültig.

Aber auch unsere ganz normale Kommunikation ist damit gemeint, weil es hoffentlich einen Zusammenhang zwischen dem Wort Gottes in Jesus und unserem Sprechen miteinander gibt.

 

So möchte ich heute einige Gedanken zum Umgang mit gesprochenen Worten bringen anhand der beiden Sätze des heutigen Evangeliums:

Am Anfang war das Wort.

Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

 

Am Anfang war das Wort

Was sind die wichtigsten Worte, die wir sprechen und hoffentlich oft verwenden?

Unser Papst Franziskus wird nicht müde, diese Zauberworte zu betonen: Danke! Bitte! Verzeih! Diese Worte können Türen öffnen und viel Gutes ermöglichen.

Im Anfang war das Wort:

Mit Worten kann ein guter Anfang einer Freundschaft oder einer Geschäftsbeziehung entstehen oder umgekehrt sofort eine Mauer da sein.

Mit bescheidenen ehrlich gemeinten Worten kann ich nach einem Bruch wieder anfangen. Jemand wartet auf ein Wort, ein neuer Anfang ist getan.

 

Und das Wort ist Fleisch geworden

Mit Fleisch geht es nicht um den Schweinebraten heute zu Mittag, sondern um Leben, um Nahrung, auch um das zerbrechliche irdische Leben mit seinen Grenzen wie Krankheit und Leid. Mit der Menschwerdung Jesu begibt sich Gott hinein auch ins Zerbrechliche und Schwache dieser Welt.

Das Gegenteil wäre:

  • Das Wort ist ein Giftpfeil geworden, der abgeschossen wird und andere verletzt oder zerstört.
  • Oder: Das Wort ist ein Hammer geworden, der dreinschlägt und erschlägt.

 

Regeln zum feedback

Es gibt einige hilfreiche Tipps, damit Worte Fleisch und Nahrung werden und nicht ein Giftpfeil oder Hammer. Im Englischen sagt man zu diesen Tipps „feedback“, wörtlich übersetzt „Regeln zur Rückfütterung“. Anhand der einzelnen Buchstaben des Wortes „Wort“ will ich einige dieser Regeln vorstellen.

 

W wie WANN

Es ist ein Unterschied, wann ich etwas sage. Ob in der letzten Sekunde beim Abschied schon halb im Davonrennen oder am Beginn einer langen gemein-samen Zeit, in der klar ist, dass Zeit zum darüber Reden bleibt.

 

O   wie ORT

Wo sage ich etwas oder höre etwas über mich. Auf der Straße, vor anderen Menschen oder unter vier Augen, an einem mir vertrauten oder bedrohenden Ort. Es ist dumm, Kritisches in meiner Ehe vor den Nachbarn oder Schwiegereltern zu besprechen.

 

R   wie RICHTIG

Ob Worte richtig oder falsch sind, hängt zum Glück nicht davon ab, wieviel Rhetorikkurse ich besucht habe und ob ich ein ausgezeichneter Redner bin.

Das richtig hängt davon ab, ob es meine ehrlichen Worte sind, ob die Worte aus dem innersten Herzen kommen oder ob sie bloßes Blabla oder Schleimerei oder Nachplappern oder Reden nach dem Wind sind.

 

T   wie TON

Der Volksmund sagt: Der Ton macht die Musik. Es gibt lärmende und dröhnende Musik und sehr beruhigende aufbauende Musik.

 

Unsere Worte und das Wort schlechthin im heutigen Evangelium.

Da gibt es einen hilfreichen Zusammenhang:

Am Anfang war das Wort.

Das Wort ist Fleisch geworden.

Details
  • Datum: 5. Januar 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 1,1-18