Beschreibung

Predigt Verstehst du auch, was du liest?, So 26. September 2021

Evangelium Mk 9,38-48

 

Wie geht es ihnen mit einigen Sätzen des heutigen Evangeliums? Reiß das Auge aus! Hau die Hand ab! Sind diese Ratschläge wirklich die Lösung des Problems oder schaffen sie eher neue Schläge? Einmal hat jemand dazu gemeint: „Wenn wir diese Worte ernst nehmen, dann gibt es bei uns in einer Woche nur mehr Menschen mit einem Auge, einer Hand und einen Fuß.“ Leider haben diese Worte der Bibel so manche menschenverachtende Maßnahme ausgelöst und die Einstellung gefördert, dass im Christentum sowieso alles skurril und veraltet ist. Wer will schon mit solchen Denkmustern etwas zu tun haben?

 

Wie mit schwierigen Bibelstellen umgehen?

Das heutige Evangelium verwirrt und hinterlässt das Gefühl: Was soll das?

Wie damit umgehen beim Sonntagsgottesdienst? Nicht lesen und andere Texte auswählen? Kommentarlos lesen, womöglich mit der Vermutung, dass niemand genau aufpasst, und dann über andere Themen predigen.

Heute möchte ich einen anderen Weg gehen. Ich habe diese Woche einige Tipps aufgeschrieben, wie wir mit solchen schwierigen Bibelstellen umgehen sollen.

Ich lese diese Tipps zunächst vor und übertrage sie dann auf das heutige Evangelium. Ich verbinde sie auch mit der Frage: Wie können wir mit schwierigen Menschen umgehen?

  1. Ich beginne die Beschäftigung mit der Bibel nicht mit den schwierigsten Stellen, sondern mit den motivierend positiven.
  2. Ich lebe damit, dass ich manches in der Bibel gut verstehe und manches schlecht. „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn noch so wenig ist. Aber lebe es.“ (Frere Roger aus Taize)
  3. Ich schaue, ob es ähnliche Bibelstellen gibt oder ganz gegensätzliche. Welche Aussagen haben diese?
  4. Ich versuche zu erahnen, was mit den unverständlichen Bibelworten gemeint sein könnte.
  5. Ich leite auf keinen Fall Sichtweisen ableiten, die Menschen verachten. Das ist nie im Sinn der Heilsbotschaft der Bibel.
  6. Ich rede mit anderen Menschen über die unverständliche Bibelstelle oder suche in einem guten Buch nach Antworten.
  7. Ich überlege, wie Jesus in seinem konkreten Handeln antwortet.

 

Ich beginne die Beschäftigung mit der Bibel nicht mit den schwierigsten Stellen, sondern mit den motivierend positiven

Es gibt viele große Bibelstellen, die sofort klar und hilfreich sind für ein gutes Leben: das Liebesgebot, Berichte über Jesus, die Seligpreisungen.

Und im Blick auf das Positive im Menschen: Ich schaue bei jedem Menschen zuerst auf seine Stärken. Ich umgebe mich nicht mit schwierigen Menschen, sondern mit Menschen, die mir guttun.

 

Ich lebe damit, dass ich manches in der Bibel gut verstehe und manches schlecht. „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn noch so wenig ist. Aber lebe es.“ (Frere Roger aus Taize)

Oft erschrecke ich, wie wenig ich von Menschen weiß. Diese Erfahrung ist auch hilfreich und leerreich. Ich tue dann nicht so, als ob ich sowieso schon alles wüsste. Auch der Umgang mit der Bibel ist erfolgreicher, wenn ich Neues lernen möchte.

 

Ich schaue, ob es ähnliche Bibelstellen gibt oder ganz gegensätzliche. Welche Aussagen haben diese?

Zu den Gedanken von den Augen und der Hand passen sicher die Worte des Hl. Paulus in Korintherbrief, in dem er das Miteinander einer Gemeinschaft mit dem Miteinander der Körperteile vergleicht. Alle sind wichtig für einen gesunden Körper. Auch folgende Worte Jesu sind hilfreich: Wo dein Herz voll ist, davon spricht dein Mund.

 

Ich versuche zu erahnen, was mit den unverständlichen Bibelworten gemeint sein könnte.

Ohne die Einseitigkeit der heutigen Bibelworte zu verharmlosen, möchte ich den Blick darauf lenken, dass hier die ersten Schritte zum Bösen aufgezeigt werden. Diese treten oft eine Lawine los, die sich nicht stoppen lässt, sondern ganz im Gegenteil eine solche Macht bekommt, dass Menschen nicht mehr das tun, was sie wollen und für richtig empfinden. Deshalb geht es darum, das Übel an der Wurzel zu packen und nicht bei den kleinen Symptombehandlungen zu bleiben.

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. 
(Jüdischer Talmud)

 

Ich leite auf keinen Fall Sichtweisen ableiten, die Menschen verachten. Das ist nie im Sinn der Heilsbotschaft der Bibel.

Die Bibel ist zum Stärken und Begeistern da. „Geistlose Menschen kann man nicht begeistern, aber fanatisieren kann man sie.“ Maria von Ebner Eschenbach

 

Ich rede mit anderen Menschen über die unverständliche Bibelstelle oder suche in einem guten Buch nach Antworten.

Das Gespräch mit anderen ist immer gut.

 

Ich überlege, wie Jesus in seinem konkreten Handeln antwortet.

Hat Jesus jemals Hände abhacken oder Augen ausreißen lassen? Ganz im Gegenteil: Sein Ziel war zu heilen. Jesus tritt kranke Menschen nicht nieder, sondern richtet sie auf.  Jesus ist gekommen um zu suchen und zu retten, was verloren war.

Details
  • Datum: 25. September 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 9,38-48