Description

Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis (Evangelium LK 17,11 -19)

Diakon Richard Agerer

 

 

Dein Glaube hat dich gerettet …“ 

Da begegnet Jesus zehn Menschen, die an einer Krankheit leiden und gehört haben, dass er die Gabe hat, ihnen das Leid zu nehmen.

 

Da gibt es jene, die von Christus geheilt wurden, aber gleich zur Tagesordnung übergehen. Sie sind ihre Last, ihre Einschränkung, ihre Lähmung und Isolation los. Dennoch leben Sie nicht in vollkommener Freiheit. Sie sind weiterhin gefesselt von den Umständen des Alltags und der Zeit.

 

Und da gibt es einen – einen einzigen von den zehn Geheilten – der umkehrt und Jesus dankt. Er hat voll und ganz begriffen, was da abgelaufen ist. Denn er hat sein Herz ganz geöffnet und damit konnte seine Heilung ganz tief am Grund seiner Seele geschehen.

 

Der von Jesus Geheilte, der einzige der Jesus dankt und zurückkehrt, hat das Reich Gottes bereits gesehen: Im Inneren durch seine Heilung, aber auch im Äußeren. Denn die Begegnung mit Jesus hat ihn von allen Fesseln befreit und in die wahre Freiheit hinausgeführt.

 

Sind „wir“Jesus schon einmal begegnet? Wie können wir überhaupt über den Glauben sprechen? Oder gibt es Situationen, wo wir selber sagen dürfen: „Ja, mein Glaube hat mich gerettet …geheilt“?

 

Natürlich gibt es da die, die keinen Glauben haben, denn der Glaube ist und bleibt ein Geschenk. Aber ob mit oder ohne Glauben – Gott ist der, der uns beim Namen gerufen hat und uns in diese Welt hinein sendet. Das Hineingesandtsein in diese Welt heißt frei sein! Und dieses „frei sein“ beinhaltet den Auftrag, die von Gott geschenkte Freiheit zu nutzen. Das wiederum bedeutet, die Welt gestalten nicht nur danach zu gestalten, was ich mag und kann, sondern in und für die Gemeinschaft. Sei es in der Familie, in einem Verein oder vielleicht sogar der Kirche.

 

Und wo finden wir den Aussatz in unserer Zeit? Gibt es Krankheiten die uns gegenwärtig ins seelische Abseits abrutschen lassen und uns damit von Gott entfernen? Davon schreibt Papst Leo in seinem ersten päpstlichen Schreiben, das vor weinigen Tagen veröffentlicht wurde. Es trägt den Titel „Dilexi te“, das übersetz soviel heißt wie: „Ich habe dir meine Liebe zugewandt.“ Der Titel ist eine Anspielung auf ein Wort aus der Offenbarung des Johannes. Der Papst denkt in diesem Schreiben darüber nach, welches Gesicht die Armut heute hat. Wir denken bei Armut oft nur an Menschen, die materriell nichts haben, die obdachlos sind und um Essen betteln müssen. Doch es gibt dann noch diese Armut innerhalb von reichen Gesellschaften auf unserer Erde die wir meist vergessen. Ich meine hier die Armut an Liebe.

 

Diese Armut an Liebe führt dazu, dass wir andere ausgrenzen, egoistisch denken, schauen, dass wir mehr haben als andere. Es ist sowohl eine moralische Armut als auch eine spirituelle Armut. Und diese Armut, so denke ich, können wir auch als Krankheit betrachten. Sie ist eine Art gesellschaftliche Aussatz, der uns befallen kann, wenn wir die Mitte unseres Lebens vergessen oder verlieren. Diese so lebenswichtige Mitte des Lebens aus der die Quelle der Liebe und des Friedens entspringt, ist Christus. Er kann und will uns das schenken, wonach wir uns alle sehen.

 

Schauen wir noch mal genauer auf den Evangelisten Lukas und worüber er im heutigen Evangelium berichtet. Wer kehrt hier eigentlich um – es ist der Fremde, der doppelt am Rande steht. Einerseits durch seinen Aussatz, wenn wir annehmen, dass es sich um eine körperliche Krankheit handelt und andererseits durch die Zugehörigkeit zu den Samaritern, die zur Zeit Jesu „Outlaws“ waren. Also jene Gruppe, die ganz außen und am Rand der Gesellschaft stand.

 

Genau dieser Geheilte von den insgesamt zehn – und nur dieser – er geht zurück zu Jesus, um ihn wieder zu sehen und ihm aus ganzem Herzen zu danken. Er hat verstanden, was geschehen war.

 

Bitten wir Gott darum, dass er uns die Demut gibt, immer wieder zu ihm zurückzukehren. Denn er ist es doch, der auf uns wartet. Der seine Tür immer offen hält für uns und uns dann, wenn wir durchgehen durch dieses Tor beschenken will – beschenken will mit seiner Liebe. Mit seiner göttlichen Liebe, die nicht nur alles gesund macht, sondern im inneren unserer Seele alles heilt und zum Licht führt, was verkümmert, vom Aussatz befallen und vom Stolz verschüttet ist. Letztlich führt uns Jesus damit immer wieder in jene Freiheit zurück, die er uns von Geburt an schenkt. Schauen wir dankbar auf diese immer wieder neu geschenkte Freiheit und nehmen wir sie an.

 

Armen

Details
  • Date: 12. Oktober 2025
  • Preacher:
  • Passage: Lukas 17,11-19