Description

Predigt Betende Hände von Albrecht Dürer.

Lesung Exodus 17,8-13; Evangelium Lukas 18,1-8; 19.10.2025

 

Die zwei Brüder Albert und Albrecht träumten davon, Künstler zu werden. Sie wussten, dass der Vater unmöglich beiden das Studium bezahlen konnte. So beschlossen sie, das Los zu werfen. Der Verlierer würde im Bergwerk arbeiten und damit das Studium des anderen finanzieren. Sobald dieser das Studium beendet habe, sollten die Rollen getauscht werden, damit auch der andere studieren kann.

Der Gewinn hieß Albrecht. Er studierte fleißig. Als er nach Beendigung des Studiums zurückkam, organisierte sein Bruder Albert ein Fest für ihn zum Studienabschluss. Albrecht setzte beim Fest zu einem Trinkspruch an und sagte: „Danke lieber Bruder für alles. Nun bist du an der Reihe. Du gehst studieren und ich werde für dich sorgen!“

Sein Bruder Albert wischte sich die Tränen ab und sagte: „Es ist zu spät. Schau, was die Jahre aus meinen Händen gemacht haben. Viele Knochen sind gebrochen. Die Gelenksentzündung ist schuld daran, dass ich nicht einmal das Glas ordentlich halten kann, geschweige denn einen Pinsel. Für mich ist es zu spät! Aber du, du bist mein Lohn!“

Diese Legende wird erzählt, um den Wert einer der berühmtesten Zeichnungen der Welt zu erklären. Es sind die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer. Sie sollen der Dank des Künstlers an seinen Bruder Albert für dessen aufopfernde Haltung sein. (Idee dazu übernommen von Jozef Niewiadomski im Tiroler Sonntag 9. Oktober 2025)

 

Es ist nicht sicher, in wieweit diese Legende der Realität entspricht. Eines ist aber sicher: Die Hände von einigen Menschen erzählen beides: Sie zeigen die Spuren von Arbeit und gleichzeitig den Halt ihres Gebetes. Ich kenne viele solche Hände. Betende Hände sind oft der beste Ausdruck der großen Lebenshaltung: „Bete und Vertraue so, als ob alles von Gott abhängt. Aber handle so, als ob alles von dir abhängt.“ Ich möchte dieses Motto auf die heutige Lesung und das Evangelium übertragen:

 

Betende Hände des Moses

Ein starkes Bild: Mose steht mit seinem Stab auf dem Gipfel des Berges und hat die Hände zum Himmel erhoben. Und Israel siegt im Kampf gegen das Volk Amalek, das Israel nicht durchziehen lassen will, obwohl es ihnen überhaupt nicht weh tun würde. Sobald die Hände von Mose schwer und schwach werden, beginnt Israel zu verlieren. Deshalb stützen Aaron und Hur die Arme des Moses, der eine rechts, der andere links. Sogar zwei Steine müssen mithelfen. Auf diese Weise kann Mose bis Sonnenuntergang die Arme zum Himmel halten und Israel kann durchziehen. Warum ist das für mich ein starkes Bild, obwohl Mose gar nicht so stark ist? Gerade deswegen, weil der an und für sich so mächtige Mose hier doppelte Hilfe von Gott und den Mitmenschen bekommt und diese auch annimmt. Seine erhobenen Hände sind Zeichen der Ohnmacht als des Vertrauens.

Vor einigen Jahren hat mich jemand gefragt: Sind betende Menschen bessere Menschen? Im Laufe des kurzen Gesprächs habe ich geantwortet: „Da geht es nicht um die Frage besser oder schlechter. Beim Beten geht es um die Möglichkeit, weitere Chancen zu nützen. Betende Menschen haben nicht weniger Probleme, aber mehr Lösungsmöglichkeiten.“

 

Betende Hände der Witwe

Das Evangelium beginnt mit den Worten: Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollen. Dann wird von einer Witwe erzählt, die immer wieder zu einem Richter ging, damit er ihr Recht verschafft. Obwohl der Richter einen schlechten Ruf hat – er fürchtete Gott nicht und nahm auf keinen Menschen Rücksicht – vertraut sie ihm und seiner Aufgabe. Er ist als Richter ja dazu da, ihr Recht zu verschaffen.

Die Witwe vertraut seiner Aufgabe und gleichzeitig wird sie immer hartnäckiger und konsequenter. Sie weiß von der Chance, allezeit zu beten und zu bitten und darin nicht nachzulassen. Das überzeugt sogar den ungerechten Richter, der zur Erkenntnis kommt: Weil mich diese Witwe nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.

 

Wir sehen auch hier die zwei Elemente: Vertrauen in die Aufgabe und Pflicht des Richters und Hartnäckigkeit. Jesus übertragt das Beispiel auf Gott mit der Zusage, dass Gott immer um vieles größer als wir Menschen ist: Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern.

 

Ich kehre zurück zu den betenden Händen von Albrecht Dürer. Diese Hände erzählen nicht, dass alles leicht ist, sondern ganz im Gegenteil. Aber sie erzählen, dass unser Leben ein gutes Ziel gibt.

 

Details
  • Date: 18. Oktober 2025
  • Preacher:
  • Passage: Exodus 17,8-13