Predigt Allerheiligen 2025. Heilige und Kirchenfenster
Description
Predigt Allerheiligen 2025.
Durch Heilige strahlt die Sonne Gottes in die Welt
Evangelium: Matthäus 5,1-12 Seligpreisungen
Der kleine Bub Markus besucht mit seiner Oma den Friedhof. Der Bub schaut zu den großen Fenstern der Kirche hinauf und meint: „Die Fenster sind ja total dreckig, da sieht man überhaupt nichts!“ Die Oma sagt nichts, sondern nimmt ihren Sohn bei der Hand und geht mit ihm in die Kirche hinein. Hier ist des ganz anders: Die Fenster, die von außen so dreckig waren, leuchten plötzlich in allen Farben. Markus staunt und schaut sich die Fenster genau an, sie zeigen viele Heilige. Durch ein Fenster strahlt gerade die Sonne herein, es ist das Fenster vom Hl. Martin. Der Bub leuchtet und sagt: „Den Heiligen am Fenster kenne ich, das ist der Hl. Martin.“
Ein paar Tage später hat Markus Religionsunterricht zum Thema Heilige. Die Lehrerin fragt die Kinder: „Wer von euch kann mir sagen, was ein Heiliger ist?“ Großes Schweigen in der Klasse. Da zeigt Markus auf und sagt voll Stolz: „Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“
„Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“ Mir gefällt diese Beschreibung. Die Verbindung mit dem Kirchenfenster zeigt mir, dass auch Heilige ein Licht benötigen, das sie anstrahlt. Sie können nur deswegen strahlen, weil sie von einem anderen Licht erfüllt sind. Nur wer für eine Sache brennt, kann das Feuer weitergeben. Heilige stellen sich in die Sonne Gottes. Sie verstecken sich nicht wie Adam vor Gott, sondern lassen sich von Gott anstrahlen.
Die Verbindung mit dem Kirchenfenster zeigt mir auch, dass wir oft Menschen ganz anders einschätzen als sie sind. Manche Menschen wirken auf dem ersten Blick wie die Kirchenfenster von außen. Ihr Strahlen ist nicht sofort sichtbar. Auch Heilige haben nicht nur helle Seiten.
Seligpreisungen und Kirchenfenster
Ich möchte den Gedanken der Kirchenfenster mit den Seligpreisungen Jesu in Verbindung bringen und die acht Fenster der Seligpreisungen kurz betrachten.
Auch hier fällt zunächst auf: Auf dem ersten Blick scheinen die Seligpreisungen gar nicht attraktiv:
- Wer will schon arm sein?
- Wer wünscht sich, traurig zu sein
- Und verfolgt zu werden ist sowieso kein Ziel
Auf dem zweiten Blick, den Blick von innen heraus, ist es wie beim Kirchenfenster ganz anders. Da leuchten Menschen, die hohe Werte in ihrem Leben erfahren und umsetzen:
- Arm-Sein vor Gott bedeutet, nicht auf materiellen Reichtum zu setzen, sondern auf das Vertrauen in Gott. Gott ist mein Reichtum.
- Mit Trauern sind nicht Menschen gemeint, die ständig ein jammerndes Gesicht haben, sondern solche, die Mitleid mit anderen haben, die sich in die Not anderen hineinfühlen können. Was für ein Segen, gerade in den Tagen rings um Allerheiligen und Allerseelen.
- Und das Fenster, das Menschen zeigt, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Diese Menschen strahlen und motivieren, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Wer will, dass die Welt so bleibt wie sie ist, will nicht, dass sie ist.
- In welcher Farbe strahlt das Fenster, das Sanftmütige und barmherzige Menschen zeigt. Für mich sind es die Herbstfarben, die von der Reife des Lebens erzählen.
- In den Seligpreisungen Jesu werden auch Menschen gelobt, die rein sind im Herzen. Ihr Innerstes ist kein hochexplosives Pulverfass, sondern eine Quelle der Liebe.
- Ich komme zu den Friedensstiftern. Diese sind derzeit mein Lieblingsfenster. Wir brauchen das Licht dieses Fensters ganz besonders.
- Ich komme zum letzten Fenster, das oft vergessen wird und am liebsten gar nicht angeschaut wird. Es stellt Menschen dar, die um der guten Sache willen und Jesu willen sogar Nachteile auf sich nehmen. Wohlgemerkt: Hier werden nicht Nachteile oder Verfolgungen verherrlicht, wohl aber Menschen, die sich nicht erpressen lassen, sondern sich für ihre Überzeugung hinstellen.
Ich kehre zu den Kirchenfenstern zurück, die je nach Lichtverhältnissen ganz verschieden leuchten.
Heilige sind Menschen, durch die Gottes Sonne scheint. Wir brauchen Menschen, die sich in die Sonne Gottes stellen und dann die Welt erwärmen.
Details
- Date: 31. Oktober 2025
- Preacher: Franz Troyer
- Passage: Matthäus 5,1-11