Description

Predigt Weihnachtspost Gottes. Christtag 2025

Evangelium: Johannes 1,1-18; Lesung: Hebräer 1,1-6

 

Ludwig Hirsch schrieb im Jahr 1980 ein Lied mit dem Titel „Das Geburtstagsgeschenk“. Vermutlich kennen einige noch das Lied mit folgender Handlung: Ein Mann mit Namen Schurli weiß nicht recht, was er seiner Freundin Susi zum Geburtstag schenken soll. Er fragt einen Freund und bekommt den Tipp, sich selbst als Überraschungspaket schicken zu lassen. Im Refrain des Liedes heißt dies:

 

Schick Di doch selber Deiner Freundin in an Packerl!
Glaub′ mir die Kleine wird sich freu′n.
Schick Di doch selber Deiner Freundin in an Packerl!
A Bombenüberraschung wird das sein!

 

Gesagt getan: Die beiden besorgen eine große Schachtel und machen einige Luftlöcher in die Schachtel. Schurli setzt sich mit einer Blume im Mund hinein und der Freund verschließt die Schachtel und verschnürt ganz fest. Adresse hinauf und ab zur Post. Zwei Tage später bringen sechs Postler das Paket zur Freundin. Sie ahnt, dass das Geschenk vom Schurli ist. Sie ist ganz aufgeregt. Aber sie bringt das Paket nicht auf. Auch mit einem Messer klappt es nicht. Sie wird immer ungeduldiger und holt schlussendlich eine Hacke, schlägt aufs Paket und haut es mitten entzwei. Ihr könnt euch vorstellen, was dabei passiert.

 

Warum erzähle ich heute am Christtag von diesem Lied? Ich will damit das Besondere von Weihnachten aufzeigen:

 

Jesus ist der Liebesbrief Gottes an die Welt

Zu Weihnachten schickt sich Gott selbst im schönsten „Weihnachtspackerl“ und kommt zu uns. Das ist nicht ein Verlegenheitslösung Gottes, weil ihm nichts anderes einfällt. Nein, es ist von Gott so geplant und genau durchdacht. Er schickt nicht nur ein Rundmail oder eine Botschaft, die er womöglich noch von jemanden kopiert hat. Er schickt auch nicht Boten, wie es noch im Alten Testament durch die Propheten geschah. Nein, er kommt selbst. Jesus ist der Liebesbrief Gottes an uns Menschen, geschrieben mit dem Blut von Jesus Christus.

In den Worten des heutigen Evangeliums heißt dies: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. … Er kam in sein Eigentum. … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes von Vater. (Johannes 1,9.11.14)

Das Wort ist Fleisch geworden. Diese Formulierung ist uns heute fremd. Sie bedeutet, dass Jesus ein zerbrechlicher Mensch wird, der sich auch den Gefahren des Lebens ausliefert und ausgeliefert ist.

Geschenk ohne Liebe

Bei einer Weihnachtsfeier in den letzten Tagen habe ich eine Geschichte gehört, die mich sehr betroffen gemacht hat.  Sie hatte den Titel „Da ist keine Liebe drin“. Was war die Handlung. Die Tochter eines reichen Mannes bekam von ihrem Vater ein Geschenkpaket, groß und wunderbar eingepackt. Aber sie wollte es nicht, weil sie sofort merkte, dass da etwas nicht passt. Die Sekretärin des Vaters hatte in seinem Auftrag das Geschenk ausgesucht, der Vater wusste nicht einmal, was die Tochter bekam. Auch der beigelegte Brief wurde von KI geschrieben und mit den üblichen Phrasen gefüllt. Eben ohne persönlichen Bezug.

Weihnachten ist anders als das Geschenk dieses Vaters: Gott kommt selbst und lässt nicht die Sekretärin etwas schnell erledigen. Ist das nicht wunderbar?

 

Weihnachtspaket öffnen

Noch ein Blick zum Öffnen des Paketes, wie es im Lied die Susi tat und zum Öffnen unserer Weihnachtspakete. Wie sollen und können wir das Weihnachtpaket Gottes öffnen und nützen? Hier gibt es viele Möglichkeiten:

Es ist ein Unterschied, wie ich ein Paket annehme und öffne: Reiß ich es schnell auf? Werde ich ungeduldig, wenn das Öffnen zu langsam geht. Stelle ich es ab und öffne es, wenn ich Zeit habe, also nie. Schenke ich es einfach weiter, ohne zu wissen, was drinnen ist.

Ich habe in diesen Tagen des Satz gelesen: „Wir sollen uns auf das Kommen Gottes wie Frischverliebte vorbereiten!“ Ja, es ist ein Unterschied, ob ich mich auf jemanden freue oder nicht.

Susi hätte die Gelegenheit gehabt, die Postbeamten um Hilfe zu bitten, das Paket zu öffnen. Sie tat es nicht. Auch wir haben die Chance – und wir sollten diese oft nützen – andere Menschen zu bitten, mit uns gemeinsam den Liebesbrief Gottes an uns Menschen zu lesen.

 

Wie möchtest du die Weihnachtspost Gottes öffnen? Freust du dich darauf? Nimmst du dir Zeit, sie genau und immer wieder zu lesen. Ein wunderbarer Text von  Paul Roth zum Umgang mit der Bibel lässt sich gut auf die Weihnachtspost Gottes übertragen:

 

Einmal am Tag – da sollst du ein Wort in deine Hände nehmen, ein Wort der Schrift. Sei vorsichtig, es ist so schnell erdrückt und umgeformt, damit es passt.
Versuch nicht hastig, es zu ‚melken‘, zu erpressen, damit es Frömmigkeit absondert. Sei einfach einmal still. Das Schweigen, Hören, Staunen ist bereits Gebet und Anfang aller Wissenschaft und Liebe. Betaste das Wort von allen Seiten, dann halte es in die Sonne und leg es an das Ohr wie eine Muschel.

Steck es für einen Tag wie einen Schlüssel in die Tasche, wie einen Schlüssel zu dir selbst.

Details
  • Date: 25. Dezember 2025
  • Preacher:
  • Passage: Johannes 1,1-18