Beschreibung

Predigt Alltagshelden und gute Hirten

Evangelium Johannes 10,1-10; Lesung: 1 Petrus 2,20-25

 

Wir feiern heute den „Gute Hirte Sonntag“ und gleichzeitig den Florianisonntag, da morgen am 4. Mai das Fest des Heiligen Florian ist. Feuerwehrleute gehören zu den guten Hirten unserer Dörfer und Städte. Allein das Wissen, dass sie mitten unter uns leben und jederzeit startbereit sind, gibt Sicherheit. Vergelts´ Gott dafür.

 

Alltagshelden – gute Hirten

Welche Personen sind heutzutage die guten Hirten und Hirtinnen in einer größeren Stadt? Wo brauchen wir diese im Moment ganz besonders? Was bedeutet der Sonntag „Guter Hirte“ für Menschen auf dem Land und was für Großstadtbewohner? Vor zwei Jahren durfte ich in Innsbruck am „Gute Hirte Sonntag“ zu diesen Fragen den Fernsehgottesdienst für ORF und ZDF gestalten. Wir haben dabei folgende Berufe ausgewählt: Busfahrer, Praktische Ärztin im Stadtteil, Kindergartenleiterin, Stadtteilpolitikerin und Pfarrgemeinderatsobmann. Ein Busfahrer sorgt dafür, dass die Leute sicher an ihr Ziel kommen und es im Bus nicht drunter und drüber geht. Die Ärztin im Stadtteil kennt wohl wie kaum jemand die Sorgen und Wehwehchen der Menschen. Eine Kindergartenleiterin hilft den Kindern beim Heranwachsen und Knüpfen von Freundschaften. Die Stadtteilpolitikerin hat die Aufgabe, die verschiedensten Menschen zu vernetzen und nicht einzelne gegen andere auszuspielen. Der Pfarrgemeinderatsobmann hat die Frage im Blick, wie die Pfarre ihrer Hirtensorge nachkommt. Wir merken, wie aktuell die Fragen sind und was es für ein Segen ist, wenn es mitten unter uns solche Hirten gibt. Sie sind wahrlich stille Alltagshelden.

 

Gute und schlechte Hirten in der Bibel

Die Bibel ist voll von Hirtengeschichten: Der Hirte Abraham wird zum Stammvater und Vorbild jenes Volkes, das Gott erwählt und ins Herz geschlossen hast. Mose sucht ein verirrtes Schaf und kommt durch dieses Suchen zum brennenden Dornbusch. Dort wird er zu jenem Hirten berufen, der sein Volk in die Freiheit führt. Gott holt den jungen Hirte David von den Herden und salbt ihn zum König über ganz Israel. Die Hirten Betlehems sind die ersten, die von der Geburt Jesu erfahren.
Weil die Bibel vom Leben erzählt und realistisch ist, kennt sie auch viele schlechte Hirten. Im Blick auf selbstherrliche Könige findet der Prophet Ezechiel (Ez 34) klare Worte im Namen Gottes:

 

Weh den Hirten Israels, die sich selber geweidet haben. Müssen die Hirten nicht die Schafe weiden? Das Fett verzehrt ihr und mit der Wolle kleidet ihr euch. Das Mastvieh schlachtet ihr, die Schafe aber weitet ihr nicht. Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt, das Kranke habt ihr nicht geheilt, das Verletzte habt ihr nicht verbunden, das Vertriebene habt ihr nicht zurückgeholt, das Verlorene habt ihr nicht gesucht; mit Härte habt ihr sie niedergetreten und mit Gewalt. Und weil kein Hirt da war, zerstreuten sie sich und sie wurden zum Fraß für alles Getier des Feldes. Doch da ist keiner, der fragt, und da ist keiner, der auf die Suche geht.

 

Gott fügt an diese mahnenden Worte hinzu: Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern.

Wir spüren: Die Bibel übt Kritik an vielen menschlichen Hirten und verschweigt nicht, dass vielen „Hirten“ nur an sich selber denken und ihre Macht missbrauchen.

 

Jesus der gute Hirte schlechthin

Ganz anders Jesus Christus! Das Johannesevangelium stellt uns Jesus Christus in Kapitel 10 als den wahren Hirten vor. Es zahlt sich aus, den Text nicht mit der Haltung „Kenn ich eh schon!“ zu lesen, sondern genauer zu betrachten und zu schauen, was das alles mit mir zu tun hat. Fünf Schwerpunkte möchte ich herausgreifen, damit wir das Besondere an Jesus verstehen, uns zu Herzen nehmen und auch als Trost und Schutz erleben.

  1. Zunächst fällt das personale Verhältnis zwischen Jesus und den Schafen auf. Diese sind nicht wie ein Ding nur Objekt des Handelns des Hirten. Die Schafe haben nicht nur einen Schlachtpreis, sondern einen Namen. Der Hirt ruft sie beim Namen. Die Schafe kennen seine Stimme und der Hirt ihre sowieso.
  2. Die positiven Eigenschaften des Hirten umfassen all seine Beziehungen: zu den eigenen Schafen und sogar zu denen aus dem anderen Schafstall, zum Türhüter und zum Vater. Manche Menschen setzen sich zwar für andere ein, aber lösen durch ihre einseitige Parteinahme sofort Spaltungen und Streit aus.
  3. Dem Hirten Jesus werden negative Beispiele abschreckend gegenübergestellt. Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten, umzubringen. Der Lohnknecht verlässt die Schafe bei Gefahr. Durch das Aufzählen dieses in unserer Welt nicht fremden Beispiele bekommt Jesu Handeln noch mehr Profil und Wert.
  4. Jesus erhebt als Hirte einen universalen Anspruch: Er gibt den Schafen nicht nur etwas Heu oder Salz, sondern ewiges Leben. Seine Schafe werden niemals zugrunde gehen, niemand wird sie seiner Hand oder der Hand des Vaters entreißen.
  5. Der größte Schwerpunkt in Johannes 10 ist wohl die Aussage, dass Jesus sein Leben für die Schafe gibt. Dies wird viermal wiederholt. Und Jesus redet nicht nur, er lebt dies alles.

 

Details
  • Datum: 3. Mai 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 10,1-10