Beschreibung

Predigt Bitte berühren. Christtag 2021

 

Wenn ich in den Eingangsbereich eines kirchlichen Hauses in Innsbruck komme, denke ich sehr oft an ein Ereignis vor 11 Jahren. Hier stand eine Krippe, wahrlich ein schönes Kunstwerk. Alle Figuren waren da, Josef, Maria, die Hirten. Sogar ein ganz kleiner Hirtenjunge, der sich im Mantel seines Vaters versteckt hat und Angst vor dem ganzen Schauspiel zu haben schien. Auch Ochs und Esel, viele Schafe und ein Hund waren auf der Krippe zu sehen.

Aber das alles ist mir erst auf den zweiten Blick aufgefallen, als erstes habe ich das große Schild unter der Krippe gesehen: „Bitte nicht berühren!“ - mit Ausrufezeichen.

Ich bin erschrocken und habe mir sofort gedacht, dass dieses Schild „Nicht berühren!“ die Botschaft von Weihnachten total verdreht. Denn die Ereignisse der Krippe sind von Anfang an eine Geschichte der Berührung. Gott wurde ein Mensch, zum Angreifen nahe, mit der großen Sehnsucht, dass wir uns von ihm berühren lassen.

Ich jedenfalls möchte mich von der Krippe berühren lassen. Ich möchte von den einzelnen Personen etwas lernen. Schauen wir auf sie:

 

Josef und Maria

Im Zentrum der Krippe stehen Josef, Maria und das Jesuskind.

Maria lässt sich von Gott mehr als berühren und wird die Mutter des göttlichen Kindes. Josef wird von Gott im Traum berührt und lässt sich leiten.

Im Jesuskind berührt Gott die Erde für immer. Er will nicht mit einem Fernglas von der Ferne her alles kommentieren, sondern lässt sich ein in diese Welt.

Maria und Josef und Jesus gehören zum jüdischen Volk. Die Geschichte des Volkes Israel erzählt von so vielen Berührungen Gottes mit dem Menschen und kommt in der Geburt Jesu zum Höhepunkt.

 

Hirten

In der Krippe sind die Hirten zu sehen. Wir haben manchmal eine falsche Vorstellung von ihnen. Wir denken an schöne Sonnenaufgänge und Untergänge und Hirten, die musizierend unter ihren Tieren sitzen. Die Hirten der damaligen Zeit standen am Rand der damaligen Gesellschaft. Sie wurden als chronische Diebe angesehen, weil ihre Tiere ständig in Nachbars Fels waren.  Bei vielen Ereignissen konnten sie nicht dabei sein, weil sie bei den Tieren bleiben mussten. Und ausgerechnet diese Hirten erhalten als erste Menschen die Botschaft der Engel.

 

Kleine Hirtenjunge

Und der kleine Hirtenjunge, der sich in der Manteltasche versteckt, was kann der uns sagen? Manchmal würden wir wie er am liebsten die Augen vor der Wirklichkeit verschließen und wegschauen. Auch die Begegnung mit Gott ist nicht immer verständlich und hilfreich.

Auch deswegen, weil Gott uns berühren will. Und das hat Folgen. Wir Menschen wollen uns nicht so gern ändern, da ist es am einfachsten, sich zu verstecken.

 

Bitte berühren

Liebe Pfarrgemeinde. Die großen Buchstaben „Bitte nicht berühren!“ unter der Krippe werde ich nicht vergessen. Im Gedanken entferne ich das Wort „nicht“, damit zu lesen ist: „Bitte berühren!“

 

In den kommenden Tagen werde ich vor vielen Krippe stehen. Ich werde dabei bitten, dass Gott mich berührt und ich mich von ihm berühren lasse. Dann kann ich vielleicht auch in die Worte des Heiligen Augustinus einstimmen, wenn er sagt: „Du hast mich berührt – und jetzt brennt in mir das Verlangen nach deinem Frieden.“ (Confessiones X,27)

 

Weihnachten  ((Johann Pock)

Mit Jesus – Mensch werden

Mit Maria – Ja sagen zu unverständlichen Plänen Gottes

Mit Josef – den Träumen trauen

Mit den Engeln – so jubeln, dass der Himmel auf Erden wiederhalt

Mit den Hirten – Ängste überwinden und dem Licht in der Finsternis folgen

Mit den Schafen – vertrauen, dass Verlorene einen Platz in der ersten Reihe bekommen

Mit den Weisen – auf Umwegen ans Ziel finden

Mit Ochs und Esel – den Futtertrog teilen, denn im Kleinsten begegnet Gott

Details
  • Datum: 25. Dezember 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 2,1-21