Predigt Christmette 2025 – Da müssen Worte von Engeln her
Description
Predigt Mette 2025 Da müssen Worte von Engel her
Evangelium: Lukas 2,1-21
Millionen von Menschen hören jedes Jahr am Heiligen Abend das Weihnachtsevangelium. Es gehört ganz wesentlich zur Stimmung dieses besonderen Tages. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass in diesem vertrauten Text die Menschen kein direktes Wort sprechen? Von Maria kein Wort, von Josef kein Wort. Naja, verständlich, dass vom Jesus-Kind kein Wort erwähnt wird. Im Angesicht der Menschwerdung Gottes scheinen menschliche Worte hilflos zu sein, noch begrenzter als sonst. Da müssen Worte von Engel her. Es zahlt sich aus, diese heute am Heiligen Abend zu hören und sie tief in unser Herz hineinfallen zu lassen.
Fürchtet euch nicht
Wie lautet das erste Wort der Engel? Es sind die Worte: Fürchtet euch nicht. Ich bin froh um diese notwendigen und notwendenden Worte der Engel.
Ich hatte in den letzten Wochen viele Gespräche, die sich um den Alltag und dann oft um die derzeitige Weltsituation, die Kriege und die eigenartigen Entwicklungen in der Weltpolitik drehten. Viele Menschen drückten dabei Sorgen und auch Angst aus. Manche fragten betroffen: Und wo ist Gott?
Wir wissen alle vom eigenen Leben, wie wohltuend es ist, wenn jemand in einer unsicheren oder gefährlichen Situation hilfreich neben uns steht und leibhaftig spürbar macht: „Hab keine Angst!“ Eine Atmosphäre des Vertrauens und der Hilfsbereitschaft ist besser als militärische Schutzringe, das gilt im Kleinen und in der großen Weltpolitik.
Weihnachten sagt im Blick auf so viel Bruchstückhaftes in unserem Leben und in der Welt: Wir müssen nicht perfekt sein. Gott kommt nicht zu uns Menschen, weil wir perfekt sind, sondern weil wir seine Kinder sind. Er kommt nicht trotzdem, sondern gerade deswegen in die Welt. Er kommt auch, um unsere Furcht und Angst aufzufangen.
Denn ich verkünde euch eine große Freude
Es tut uns allen gut, von Freude zu hören und nicht nur von Skandalen, Bosheit oder List. Es ist klug, gute Nachrichten zu hören und nicht süchtig nach „bad news“ zu sein.
Das Weihnachtsevangelium ist ein Teil der sogenannten Kindheitsgeschichte im Lukasevangelium Kapitel 1-2. Es fällt auf, dass in diesen Berichten oft von Freude, sich Wundern und vom Staunen die Rede ist: Das Volk wundert sich, dass Zacharias so lange im Tempel bleibt (1,21). Seine Verwandten wundern sich, dass auch Zacharias für seinen Sohn den Namen Johannes vorschlägt. (1,63). An der Krippe staunen alle über die Worte der Hirten (2,18). Maria und Josef wundern sich über die Worte, die der greise Simeon bei der Darstellung im Tempel über Jesus sagt (2,33). Bei der Diskussion des zwölfjährigen Jesus mit den Schriftgelehrten sind alle erstaunt über sein Verständnis und seine Antworten (2,47)
Weihnachten lädt ein, wie diese biblischen Gestalten staunende Menschen zu sein und das Staunen neu zu lernen. Kinder sind uns hier ein großes Vorbild.
Heute ist der Retter geboren, er ist der Friede
Wenigen von uns ist bewusst, dass das Weihnachtsevangelium auch hochpolitisch ist. Allein der Aufbau des Textes verrät vieles: Am Beginn wird Kaiser Augustus vorgestellt, am Ende hören wir von der Namensgebung für Jesus. Im tiefsten Kern geht es hier um die Frage, ob Kaiser Augustus das Heil und den Frieden bringt oder der neugeborene Jesus. Als Herrscher des großen römischen Reiches steht Augustus für Macht und seine Volkszählung für die Kontrolle von oben.
Die Engel verkünden eine bessere Botschaft: „Heute ist euch der Retter geboren!“ Der neugeborene Jesus steht für einen absoluten Neuanfang. Sein Friede entsteht durch Liebe und nicht durch Erpressung, die andere mit Militärstiefeln unterjocht und zu einem Gewaltfrieden zwingt.
Mit dem ersten Weihnachten hat Gott für immer und ewig ein absolutes Friedensangebot an die Menschheit gerichtet. „Ich will mich auf Erden für den Frieden einsetzen, mit Haut und Haaren, gewaltfrei und selbst auf das Risiko hin, dass ich von der Krippe zum Kreuz wandere.“
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!
Bei den letzten Worten der Engel reicht ein einziger Engel nicht, da muss ein großes himmlisches Heer her, um für alle Ewigkeit zu rufen und zu singen:
„Gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus,“ so der lateinische Text, wie wir ihn auf vielen Tiroler Weihnachtskrippen lesen können. Ich frage mich manchmal: Sind diese Worte noch aktuell oder sogar aktueller denn je? Wie passen die Worte vom großen Lobpreis für Gott und vom Weltfrieden zusammen?
Ich bin zutiefst überzeugt: Wer Gott die Ehre gibt und sich dankbar und bescheiden vor Gott verneigt, der braucht sich nicht ständig wie ein eifersüchtiger Hahn aufzuspielen. Er oder sie muss nicht ständig mit der Sorge leben: „Bin ich wohl besser als die anderen, der Beste, die Schöne, die Klügste und der Erfolgreichste …?“ Das befreit und gibt Lebensqualität.
Gut, dass wir heute wieder die Worte der Engel von Betlehem hören. Sie mögen hineinklingen in diese Weihnachtszeit und weit darüber hinaus ins Jahr 2026.
- Fürchtet euch nicht.
- Ich verkünde euch eine große Freude.
- Heute ist der Retter geboren.
- Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.
Details
- Date: 24. Dezember 2025
- Preacher: Franz Troyer
- Passage: Lukas 2,1-12