Predigt Dankgottesdienst Papst Franziskus
Beschreibung
Dank an Papst Franziskus
Gedenk- und Dankgottesdienst Dekanat Lienz
Pfarrkirche Lienz St. Marien am Mo 28. April 2025 um 19 Uhr
Ich habe Papst Franziskus fast jährlich einmal bei einer Generalaudienz gesehen. Wir fahren ja mit den neugefirmten Jugendlichen immer Ende August nach Assisi und Rom.
Ich habe auch einige Bücher von ihm und über ihn gelesen.
Anhand von 4 Büchern möchte ich vier Gedanken zu Papst Franziskus bringen.
- Enzyklika Laudato si (2015)
Die Umweltenzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus ist wohl das nachhaltigste Werk unseres Papstes. Die Anregungen reichen weit über den kirchlichen Raum hinaus. Der Titel Laudato si ist bewusst gewählt in Anklang an den Hl. Franziskus und sein berühmtes Gebet und Lied, in dem er die Schöpfung Gottes lobt und preist. Wir singen das Lied heute anschießend an die Predigt. Die Enzyklika endet mit einem Gebet, in dem viele Anliegen der Enzyklika zum Ausdruck kommen:
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Vater der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.
- Chris Lowny: Franziskus – Führen und Entscheiden. Was wir von Papst Franziskus lernen können
Das Buch zeigt, wie sehr das Handeln von Papst Franziskus durch seine Prägung als Jesuit gekennzeichnet ist und dass hinter aller Spontanität seines Wirkens ein klares Konzept dahintersteckt.
Die Kapitelüberschriften sagen schon vieles über sein Konzept aus:
- Was wir brauchen: Eine neue Führung
- Geistliche Übungen und Mobiltelefone. Zur Führung berufen
- Keine Angst: Sei, der du bist
- Füße waschen: Die wahre Macht liegt im Dienen
- Staubige Schuhe: Eintauchen in die Freuden und Leiden der Welt
- Allein knien: Rückzug, um Perspektive zu finden
- Nicht auf Sand bauen: In der Gegenwart leben, Traditionen ehren
- Zukunft gestalten: Führung durch Veränderung
- Wirst du keine Angst haben vor dem Weg? Danke
- Mach Wirbel. Anstiftungen für junge Leute
Macht Wirbel. Franziskus sagt nicht: Seid still! Haltet den Mund! Mischt euch nicht ein! Nein, ganz im Gegenteil: Er zeigt, wie wichtig ihm ist, dass wir nicht Menschen sind, die mit der Fernbedienung von der Coach aus alles kommentieren und besser wissen. Nein, wir sollen uns einbringen, auch auf die Gefahr hin, Fehler zu machen.
Das Buch mit Worten an junge Menschen zeigt, wie wichtig ihm die Jugend war. Es zeigt auch seinen Blick, wie er die Zukunft der Kirche sieht und prägen will. Was sind kirchenpolitisch seine Anliegen?
- Mit seiner Fahrt zur Flüchtlingsinsel Lampedusa zwingt er die Welt, den Blick auf die Not der Flüchtlinge nicht zu verlieren
- Franziskus ernennt lieber Kardinäle aus kleinen Gebieten der Welt als von den großen Städten Europas. Damit wird die Kirchenleitung internationaler.
- Mit dem synodalen Weg versucht Franziskus, viele Menschen einzubinden beim Nachdenken und bei Entscheidungen.
- Eines seiner wichtigsten Worte, die er immer wieder betont ist: Todos, todos, todos. Die Kirche ist für alle da, nicht nur für ihre Mitglieder oder noch enger für die besonders Frommen. Das ist ein Auftrag, der auch für uns hier in Osttirol gilt.
- Autobiographie Hoffe – die Person Papst Franziskus
Die Autobiographie Hoffe erschien erst vor kurzen, sie ist jetzt natürlich ein Vermächtnis. Hier erzählt Jorge Bergoglio, wie Papst Franziskus heißt, viel von seinem Leben. Unter anderem ist darin ein Bild, wie er als Kind im Fasching in Tiroler Tracht ging.
Manchmal wurde Franziskus als Pfarrer am dem Stuhl Petri bezeichnet. Ich finde diese Bezeichnung treffend und wertschätzend. Seine Predigten waren an dich und mich gerichtet und nicht nur an einige Wissenschaftler.
Zwei praktische Tipps aus seinen Predigten sollen dies zeigen:
- Wichtigste Worte im Leben: Bitte, Danke, Verzeih
- Gebet der 5 Finger als einfache Hilfe zum Beten. Wir werden das Gebet bei den Fürbitten sprechen.
Gedanken einiger Vertreter aus unserem Dekanat
Sebastian de Jel: SR Lienz Süd
„Papst Franziskus war für uns gläubige Katholiken, und auch für mich persönlich, ein Glücksfall. Er hat uns Europäern den Spiegel vorgehalten, aber er hat mich auch inspiriert und ermutigt, besonders mit seiner Enzyklika „Laudato Si“. Als katholischer Förster habe ich sie als Auftrag erfahren, mich für die Schöpfung einzusetzen, und zusammen mit anderen ein deutschsprachiges Laudato Si-Netzwerk zu gründen. Diesen vom Heiligen Geist geführten, bodenständigen und selbstlosen Papst vermisse ich schon jetzt, seine Stimme wird der Welt und mir persönlich fehlen. Seine Impulse – wie Laudato Si – können aber noch große Früchte tragen, wenn wir es wollen.“
Natalia Correa: SR Lienz Nord
Was mir an Papst Franziskus gefallen hat, ist seine Art mit den Menschen zu sprechen und umzugehen. Ich habe das Privileg gehabt, ihn in seiner Muttersprache sprechen zu hören, und er hat die Menschen immer auf einfache und vertraute Weise angesprochen. Wenn er Glaubenslehren vermitteln wollte, zitierte er oft seine Oma. Zum Beispiel, als sie ihm als Kind sagte: „Jorge, pass auf, der Teufel kommt durch die Tasche“, und damit auf die Sünde der Geldgier anspielte. Außerdem hatte er einen großen Sinn für Humor und machte immer Witze.
Während meines Studiums an der Päpstlichen Katholischen Universität in Buenos Aires war er unser Erzbischof. Beindruckend war sein einfacher und schlichter Lebensstil, ich bin ihm öfter in der U-Bahn oder im Bus begegnet. Damals war es üblich, dass Vertreter des Heiligen Stuhls zu wichtigen Feierlichkeiten oder Veranstaltungen an der Universität in Luxusautos mit Chauffeur vorgefahren wurden. Vielleicht oder gerade auch deshalb war es immer sehr überraschend, wenn Kardinal Jorge Bergoglio zusammen mit den anderen Studierenden aus dem Bus stieg.
Mit Papst Franziskus verbindet mich neben meinem Herkunftsland vor allem die Verbindung zur „argentinischen Volkstheologie“, die sich sehr stark für die Armen einsetzt. Ich erinnere mich an seine Worte zu Beginn seines Pontifikats: „Ich möchte eine arme Kirche, für die Armen.“
Wie Franz von Assisi fühlte sich Papst Franziskus dazu berufen, die Kirche zu erneuern und setzt sich für eine Kirche „para todos, todos“, „für alle, alle“, also ohne Ausnahmen ein. So setzte er sich unter anderen dafür ein, dass Frauen der Zugang zu wichtigen und verantwortungsvollen Positionen innerhalb der Kirche ermöglicht ist.
Lieber Papst Franziskus, wir werden dich vermissen und werden nie vergessen, was du uns immer gebeten hast: „No se olviden de rezar por mí“ „Vergesst nicht, für mich zu beten“.
Tanja Eder Possenig: SR Sonnseite
Es ist für mich eine große Ehre, bei diesem heutigen Dank- und Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Papst Franziskus meine Gedanken teilen zu dürfen.
Als Lehrerin erlebe ich täglich, wie Kinder mit offenen Herzen und neugierigen Augen die Welt entdecken. Es sind jene kleinen Menschen, die für ihn immer einen besonderen Platz im Herzen hatten.
Papst Franziskus hat einmal gesagt: „Die Kinder sind die Gegenwart und die Zukunft der Welt.“ Dieser Satz begleitet mich jeden Tag in meiner Arbeit. Er erinnert mich daran, dass jedes Kind einzigartiges Geschenk ist, das wir mit Liebe und Respekt begleiten dürfen, ein Schatz, den wir behüten, fördern und lieben sollen. Es ist wichtig Kindern Raum zu geben, sie zu stärken, ihnen gleichermaßen Wurzeln und Flügel zu schenken.
In der heurigen Osterwoche wanderte ich die letzten 100 Kilometer des Franziskusweges von Rieti nach Rom. Ziel war der Petersdom, wo ich am Gründonnerstag die Chrisammesse mit vielen anderen Gläubigen feiern durfte. Obwohl Papst Franziskus bei dieser Messe nicht mehr anwesend war, war seine Präsenz im bis auf den letzten Platz gefüllten Petersdom dennoch spürbar.
Der Pilgerweg nach Rom war gesäumt von alten Ölbäumen – stillen Zeugen der Zeit, tief verwurzelt, knorrig und doch voller Leben, dem Licht entgegenwachsend. Im Nachhinein erinnern sie mich an Papst Franziskus: an seine Standhaftigkeit im Glauben, seine Offenheit für die Welt und die Hoffnung, die er selbst in schwierigen Zeiten nie verloren hat.
Wenn ich an seine letzten Worte in der Öffentlichkeit beim heurigen Ostersegen denke, so bleibt mir seine zu diesem Zeitpunkt zwar gebrechliche und leise, dennoch in der Wirkung aber mächtige Stimme in Erinnerung, eine Stimme, die uns weiterruft, zu vertrauen, zu lieben, zu hoffen.
Was mich mit Papst Franziskus verbindet, ist sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen, die Überzeugung, dass wahre Größe in der Einfachheit liegt und dass Hoffnung nie aufhört. Mich verbindet mit ihm seine Liebe zu den Kindern und sein Aufruf, mit Mut und Freude den Lebensweg zu gehen – den Weg zu wählen, der einen glücklich macht.
Seine Worte: „Habt den Mut, anders zu sein, habt den Mut, glücklich zu sein.“, werden mich im Herzen begleiten.
Gabi Stocker Waldhuber – SR Assling
An Papst Franziskus gefällt mir
… seine Herzlichkeit und seine Demut. Er hat es verstanden, auf Menschen zuzugehen -unabhängig von Herkunft, Religion und Lebensgeschichte. Sein Einsatz für die Armen, sein Ruf nach Frieden und Gerechtigkeit und sein Mut zur Veränderung machten ihn zu einem Hoffnungsträger unserer Zeit.
… dass er kein Würdenträger war. Aber er hat immer und immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass jeder Mensch eine von Gott geschenkte unantastbare Würde besitzt.
… die schichten schwarzen Schuhe, die er selbst noch bei seiner Beerdigung getragen hat. Sie waren ein stillen, aber kraftvolles Zeichen seiner Einfachheit und Bescheidenheit. Sie haben uns gezeigt, dass wahrer Dienst nicht auf äußerem Glanz, sondern auf innere Größe beruht.
Mit Papst Franziskus verbinde ich
… einen Mann der Einfachheit, der die Nähe zu den Schwächsten suchte, der Mut zur Veränderung hate.
… der nicht von oben herab sprach, sondern mit jedem auf Augenhöhe war, der mit offenen Herzen durchs Leben ging.
… einen Hirte3n, der daran erinnerte, dass Glaube keine Machtfrage ist, sondern ein Weg der Liebe und des Dienens.
Hildegard Lanser – SR Vorderes Iseltal
Wir trauern um unseren Papst Franziskus, der mit Freundlichkeit und Herzenswärme allen Menschen zugewandt war, daher hat uns sein Tod alle so betroffen gemacht.
Das Leben und Wirken von Papst Franziskus hat viele Spuren in unserem Leben hinterlassen.
Franziskus hat uns die Bescheidenheit vorgelebt und er hat erkannt, dass er durch seine bescheidene Lebensweise viel bewirken kann, gerade in unserer doch recht egoistischen Welt.
Franziskus hat den Benachteiligten und gescheiterten Menschen besondere Beachtung geschenkt, dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Seine Sorge um die Armen, ob Geflüchtete oder Menschen, die im Leben versagt haben, war ständig präsent.
Wir danken für die Hoffnung, die Papst Franziskus uns geschenkt und hinterlassen hat. Sein Vermächtnis und seine Worte sollen uns auch in Zukunft Orientierung sein.
Emma Brugger – Jugend
Gemeinsam mit einer Reisegruppe fuhren wir in den Semesterferien dieses Jahres nach Rom inklusive Papstbesuch. Und wir können wirklich glücklich sein, dass wir Papst Franziskus nochmals erleben durften, denn es war seine letzte Audienz.
Im Audienzsaal war ausgelassene Stimmung wie bei einem Fest. Es wurde gesungen, gelacht, geredet und auch getanzt. Getanzt zwar nicht von uns, das haben wir lieber einer bunten Kinder bzw. Jugendschar hinter uns überlassen, aber es war faszinierend dabei zuzusehen.
An der Stimmung hat man sofort gemerkt, dass es Papst Franziskus gelingt auch viele junge Menschen zum Glauben zu inspirieren. Papst Franziskus war für uns alle sehr greifbar, auch wenn man genau wusste, dass er über hundert Meter von uns entfernt in seinem Rollstuhl saß. Mit seinen Worten und seiner ganz einfachen Art auf Menschen zuzugehen holte er viele Menschen ab & vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist dies sehr wichtig.
Faszinierend war der Moment, als sich ein kleines Kind aus der Menge gelöst hat, als der Papst seine Runde für den Segen machte, und dieses Kind den Papst aus tiefstem Herzen umarmte – und Papst Franziskus ließ es zu. Er hätte das Kind wegschicken, oder ein Zeichen geben können, dass das für ihn zu viel war. Aber nein, er saß im Rollstuhl und war einfach für diesen Moment ein Mann, der von einem Kind umarmt wird. An dieser Begebenheit merkt man, dass Papst Franziskus ein sehr inspirierender Mann war, der immer an das Gute glaubte.
Evangelische Pfarrerin Dr. Margit Leuthold
Wir von der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Lienz trauern mit unseren katholischen Glaubensgeschwistern um Papst Franziskus. Als ein Mensch, der für die Menschen und die gesamte Schöpfung gelebt hat, ist er am Ostermontag in den Trost der Auferstehung gestorben.
Denn unser Herr Jesus Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1, 18)
Mir wird in Erinnerung wird bleiben,
- wie Papst Franziskus mit der Erzbischöfin von Schweden das Gedenken an 500 Jahre Reformation als Christusfest feierte und konfessionsverbindenden Paaren bei einem evangelischen Gottesdienst in Rom persönlich großen Mut machte, schon jetzt gemeinsam das Herrenmahl zu feiern
- wie er mit seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ christliche Theologie in das Gespräch mit jüdischer Theologie brachte und persönlich den christlich-jüdischen Austausch förderte und
- wie er in seiner Enzyklika Laudato Si den Schutz unserer Umwelt nicht nur als eine ethische, sondern auch eine spirituelle Pflicht beschreibt und ökologische und soziale Gerechtigkeit zusammenbrachte.
Er hat viele damit Christen und Christinnen in der Ökumene motiviert und gestärkt, sich weiter für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.
Wir beten:
Unser Herr Jesus Christus,
öffne uns den weiten Horizont deiner Auferstehung
und schenke Franziskus ein neues Leben in Deiner Liebe
Lass uns staunen über das Leben,
das den Tod zerbricht
und das uns Hoffnung wachsen lässt auf und für unsere Erde,
in unser Leben. Amen.
Details
- Datum: 28. April 2025
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 24,13-35