Beschreibung

Predigt Dreifache Freude und ein Freude-Verderber

Evangelium Lukas 15,1-32; Sonntag 15.9.19:

Ohne lange nachzudenken reagiert ein Schulkind auf das Gleichnis von der verlorenen Drachme und meint: „Diese Frau war aber dumm. Kaffee und Kuchen haben ihr mehr gekostet, als die gefundene Drachme wert ist!“

Das Schulkind kann rechnen und hat die Situation voll erfasst. Wenn die Frau nur nach wirtschaftlichen Maßstäben denkt, wäre die Feier mit den Nachbarinnen eine pure Fehlinvestition. Nur denkt die Frau nicht nur nach wirtschaftlichen Maßstäben. Zum materiellen Wert des verlorenen Geldstückes kommt für sie etwas Wichtigeres dazu, nämlich der ideelle Wert und die verständliche Freude, das Verlorene wieder gefunden zu haben.

Dreifache Freude

Ja, in den drei großen Gleichnissen vom Hirten und seinem verlorenen Schaf, von der Frau und ihrer verlorenen Drachme und dem Vater mit den beiden verlorenen Söhnen geht es um Suchen, um Finden und ganz besonders um die Freude. Dreimal wird betont, dass eine Wellenbewegung der Freude beginnt:

  • Der Hirte lädt die Freunde und Nachbarn zu einer Feier ein, im Himmel geht die Freude weiter.
  • Da glückliche Frau eilt zu ihren Freundinnen und Nachbarinnen, sie feiert mit ihnen, dass sie ihren Schatz wiedergefunden hat. Kein Wunder, dass die Engel Gottes im Himmel die Freude aufgreifen.
  • Bei der Rückkehr des Sohnes gibt es für den Vater nur eine Antwort: Alle im Haus sollen mit Musik und Tanz feiern. Und zum Essen gibt es nur Beste, nämlich das Mastkalb, das für besondere Anlässe reserviert war und jetzt genau richtig ist.

Freude-Verderber

Alle freuen sich? Oder doch nicht alle?

Das Evangelium berichtet sehr ausführlich, dass sich einer nicht mitfreuen kann:

Der ältere Bruder findet es ungerecht,

  • dass seinem Bruder so selbstverständlich verziehen wird,
  • er alle Rechte sofort wieder kommt
  • und um diesen dahergelaufenen Versager so ein Aufsehen gemacht wird.

Der ältere Bruder nimmt nicht nur sich selbst die Freude, sondern gönnt sie auch den anderen nicht. Er ist trotz aller Chancen und allen Fleißes ein selbstgerechter und verbitterter Mensch geworden. Das zeigt sich auch darin, wie er über seinen Bruder redet: Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat.

Diese ausführliche Beschreibung des älteren Bruders ist kein Zufall, sie ist eine eindringliche Mahnung, nicht selbstgerecht zu werden.

Einladung zur Freude

Sein Vater geht dem älteren Sohn entgegen und will ihn überzeugen, dass er mitfeiern soll:

Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Das Evangelium lässt offen, ob der ältere Bruder sich überzeugen lässt.

Damit wird auch uns die Frage zugeworfen:

  • Wie hättest du gehandelt?
  • Kannst du dich mit anderen freuen?
  • Freust du dich über jemand, der umkehrt?

Freude bei den Gottesdiensten

Mir hat letzte Woche jemand erzählt, dass sie im letzten Monat in ganz vielen Kirchen in Innsbruck und in der Umgebung von Innsbruck bei Gottesdiensten dabei war. Leider ist ihr dabei folgendes aufgefallen: Selten war Freude zu spüren, meistens war es eine ernste, langweilige und eher trübe Angelegenheit.

So heute ganz gezielt die Anfrage an uns Christen und Christinnen hier in Lienz:

  • Wie steht es mit der Freude bei unseren Gottesdiensten?
  • Welche innere Freude strahlen wir aus?
  • Was können wir tun, dass Menschen gerne zum Gottesdienst kommen und die Nähe und den Trost Gottes erfahren könne.
Details
  • Datum: 15. September 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 15,1-32