Predigt Fronleichnam 2025 mit runden und eckigen Tischen
Beschreibung
Predigt Fronleichnam 2025 mit runden und eckigen Tischen
Lesung: Genesis 14,18-20, Evangelium: Lukas 9,11-17
„Stell Dir vor, Du sitzt an einem Tisch mit Menschen, die Du nicht oder nur wenig kennst und die auf den ersten Blick anders wirken als Du. Und jeder und jede darf erzählen. Und jede und jeder wird gehört.“
„Raus aus der eigenen Bubble. Lade Menschen ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten – an Denken, Lebensstil, an politischer Meinung, sozialem Hintergrund, Weltanschauung. Hört neue Lebensgeschichten!“
Diese beiden Aufrufe stammen von einer österreichweiten Initiative unter dem Titel „Runde und eckige Tische“. Ziel ist es, in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spannungen verschiedene Menschen beim gemeinsamen Essen zusammenzubringen ganz nach dem Motto: „Beim Essen kennen die Leit zom!“ Die runden Tische erzählen vom Miteinander mit vertrauten Menschen, die ich gerne treffe. Eine runde Sache! Die eckigen Tische laden ein, mit jemanden am Tisch zu sitzen, den ich nicht kenne oder – wohl noch markanter – den ich nicht mag und mit dem ich nie freiwillig zusammensitzen würde. Nicht so leicht, oder? Ich finde die Initiative spannend.
Mir ist der Gedanke gekommen, dass diese Idee der runden und eckigen Tische einige Verbindungen zur Hl Messe hat. So möchte ich die Initiative in Verbindung bringen mit der Begegnung zwischen Abraham und Melchisedek, mit dem letzten Abendmahl Jesu und unserer Feier der Hl. Messe.
Abraham und Melchisedek am runden und eckigen Tisch
Melchisedek ist der König von Salem. Mit Salem ist vermutlich die spätere Stadt Jerusalem gemeint. Melchisedek ist König und gleichzeitig auch Priester des Höchsten Gottes in Salem. Er bringt zum Treffen mit Abraham Brot und Wein und segnet Abraham im Namen seines Gottes.
Hier kommen zwei Menschen zusammen, deren Gebiet kurz vorher geplündert wurde und deren Bewohner als Kriegsbeute mitgenommen wurden. Abraham befreite sie im Kampf.
Hier gelingt Begegnung, weil zwei Menschen dankbar aufeinander zugehen. Aus dem eckigen Tisch zweier fremder Menschen wurde ein runder Tisch.
Runde und eckige Tische beim Abendmahl Jesu
Ich denke mir manchmal: Was hat sich Jesus gedacht, dass er ausgerechnet diese zwölf Apostel als Team zusammengestellt hat.
Da ist mit Petrus ein hitziges Alphatier und dann Menschen wie sein Bruder Andreas, die behutsam im Hintergrund vernetzen und verbinden.
Da sitzt mit Levi ein Zöllner, der mit den Römern zusammenarbeitet, und daneben Judas Iskariot, der zur Gruppe der Sikarier gehört, die hinterlistig Römer umbringen, um die Besatzungsmacht hinauszuwerfen.
Und diese zwölf sitzen zusammen am Tisch, beim letzten Abendmahl und schon öfters vorher.
Ist diese Zusammensetzung der 12 Apostel nicht hochexplosiv? Warum wollte Jesus diese zwölf als Team? Wohl auch, um für immer und ewig zu zeigen, dass wir Menschen verschieden sind, aber gerade deswegen gut zusammenarbeiten sollen.
Wer hält die Runde zusammen? Es ist Jesus, der mit seinem Leben und seiner Beziehung die Verbindung unter den Jüngern möglich macht. Diese Beobachtung ist mir sehr wichtig. Der Blick auf Jesus und seine Botschaft hilft, dass ein Miteinander verschiedenster Menschen möglich ist.
Runde und eckige Tische bei der Hl. Messe
Und damit sind wir ganz direkt bei der Hl. Messe.
Würdest du die Hl. Messe mit einem runden Tisch vergleichen und somit mit einer gemütlichen Zusammenkunft?
Oder ist sie für dich eher ein eckiger Tisch mit vielen Ecken und Kanten, den du lieber meidest, da hier Menschen wie du und ich von Gott eingeladen sind, die nicht so sehr Heilige sind, sondern zuallererst Sünder.
Ich denke, die Hl. Messe sollte beides sein:
Es ist wichtig, dass wir dort vertraute Menschen treffen, mit ihnen feiern und durchs gemeinsame Beten auch die Beziehung und Freundschaft pflegen.
Das ist wunderbar und wichtig. Viele von uns werden es bestätigen.
Gleichzeitig widerspricht es dem Wesen der Hl. Messe, wenn sie nur eine „Freunderlpartie“ ist und bleibt. Die Hl. Messe will Grenzen sprengen, sie ist offen für alle.
Die Hl. Messe macht es möglich, dass ganz verschiedene Menschen zusammenkommen und zwar deswegen, weil Jesus verbindet.
Ich möchte keine lieblichen und nur süßen Gottesdienste. Das wäre zu wenig.
Die Hl. Messe lädt ein, auch mit Menschen zu feiern, mit denen ich sonst nie reden würde. Ist das nicht eine neue Chance für uns, für unsere Stadt und unsere Dörfer?
Details
- Datum: 19. Juni 2025
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Genesis 14,18-20