Beschreibung

Predigt für Bischof Alois Kothgasser: Franz Troyer

 

Ich möchte in meinen Predigtgedanken von einigen Erlebnissen mit Bischof Alois erzählen, weil in diesen Erlebnissen sehr gut seine humorvoll innige Art und seine Wertschätzung als Grundhaltung zum Ausdruck kommen.

 

Pfarre St. Pirmin Advent 1997

Bischof Alois wurde am 23. November 1997 im Innsbrucker Dom zum Bischof geweiht. Eine seiner ersten öffentliche Begegnungen war eine Woche nachher in der Pfarre St. Pirmin, in der ich Pfarrer war. Es war eine Begegnung mit Kindern und Jugendlichen.

Es war ausgemacht, dass wir vor der Kirche auf den Bischof warten. Als er nicht pünktlich da war, erfuhren wir, dass er in der Nachbarpfarre St. Paulus auf uns wartet. Er komme zu Fuß uns entgegen. So gingen auch wir ihm entgegen, aber in der Parallelstraße. Mit etwas Verspätung fanden wir uns. Er meinte dann: So wird es manchmal gehen: Nicht der Hirte sucht die Herde, sondern die Herde sucht den Hirten.

Am Abend bei der Begegnung der Jugendlichen mit dem Bischof haben wir gemeinsam Kekse gebacken. Es ließ sich dabei ganz selbstverständlich eine Kochschürze umbinden mit der Aufschrift: Ganze Männer machen halbe halbe.

 

Dissertation zu den Gleichnissen in Lukas 15

Als Pfarrer von St. Pirmin haben ich nebenbei eine Doktorarbeit zu den drei Gleichnissen im Lukasevangelium Kapitel 15 geschrieben: zum Gleichnis vom verlorenen Schaf, der verlorenen Drachme und dem verlorenen Sohn. Mein Schwerpunkt war, dass der Hirte, die Frau und der Vater ein Bild für Gott sind und damit in diesen Gleichnissen wunderbar gezeigt wird, wie Gott uns Menschen sucht. Gott gibt sich nicht zufrieden, wenn Menschen verloren gehen. Diese Gedanken haben den Bischof Alois immer fasziniert, fast bei jedem Gespräch haben wir darüber gesprochen. Er war es dann auch, der mich motiviert hat, die Dissertation als einfaches Buch umzuschreiben und zu veröffentlichen. Daraus entstand mein erstes Buch mit dem Titel „Gottes Sehnsucht, der Mensch.“

 

Besuch in Salzburg mit den Eltern am 30.4.2012

Mein Vater war als 17-Jähriger Bub im Krieg und war in Salzburg stationiert. Er hat später immer wieder davon erzählt und den Wunsch geäußert, noch einmal nach Salzburg zu fahren. Das Datum wurde immer wieder verschoben mit allen möglichen Gründen, dass das Wetter nicht gut ist, dass die Kuh kälbert und ähnlichen Argumenten. Damit die Salzburgfahrt endlich zustande kommt, habe ich einen Trick angewandt: Ich habe Bischof Alois in Salzburg angerufen und gesagt, dass ich ihn mit meinen Eltern gerne besuchen möchte. Wir haben einen Termin ausgemacht und er hat an meine Eltern folgende Karte geschrieben: Lieber Peter und Anna Troyer. Ich freue mich, dass ihr mich in Salzburg besuchen kommt. Ich erwarte euch am 30. April 2012 um 10 Uhr im erzbischöflichen Palais. Der Besuch war dann ganz freundschaftlich und unkompliziert. Erzbischof Alois hat uns seine Wohnung gezeigt, er hat gewitzelt, dass in Salzburg die Adresse den Grad der Wichtigkeit zeigt. Er wohne auf Domplatz 3, auf Domplatz 1 würden die Domherren wohnen. Wir haben dann auch in seiner Privatkapelle gebetet und er hat meine Eltern gesegnet.

 

Letzte Begegnung: beim Begräbnis von Josef Indrist und Paul Kellner

Meine letzten Begegnungen mit Bischof Alois waren bei zwei Priesterbegräbnissen, am Samstag 8. August 2020 in Sillian und am Freitag 7. Juli 2023 in Nussdorf beim Begräbnis von Paul Kellner.

Bischof Alois war ein guter Hirte für seine Priester. So war für ihn selbstverständlich, dass er alte und kranke Priester besuchte und auch zu den Begräbnissen kam. Es zeigte sich, wie gut er seine Priester kannte und wie wertschätzend er über sie redete, ohne ihre Schwächen oder Eigenarten wegzureden.

 

Predigt Hans Hecht zur Versöhungsfeier 2002

Liebe Mitchristen, sehr geehrte Damen und Herren,

 

es war am 31. Oktober 1999 – da kam Dekan Peter Ferner mit Bischof Alois Kothgasser zu uns ins evangelische Pfarrhaus in Lienz.  Da frage der Bischof: Herr Pfarrer, haben Sie irgendein Anliegen? Ich sagte: Ja; dass es in irgendeiner Form ein Gedenken gibt an die Deferegger Evangelischen, die im 17. Jahrhunderts das Tal verlassen mussten, weil sie evangelisch waren.

 

Der Bischof war von dieser Geschichte bewegt und machte sich das Anliegen zu eigen. Er war weise und meinte: Da muss man Geduld haben, die Leute informieren und Überzeugungsarbeit leisten.

Um dies zu erreichen lud er ein zu einem Vortrag im Bildungshaus. Das war noch nicht im Pfarrhaus St. Andrä, sondern in der Angerburg. Er schrieb auf die Einladung: „Im Dienste der Versöhnung mit der Geschichte ist es mir ein Anliegen, bleibend an die lutherischen Deferegger zu erinnern.“ (Einladung vom 11.9.2001) 300 Interessierte kamen.

 

Kothgasser war sehr inspiriert von der Vergebungsbitte des Papstes Johannes Paul II.

Auf dieser Linie stehen viele Aussagen des Bischofs, von denen ich einige zitieren möchte:

 

„Wo Unrecht geschehen ist, müssen wir auch das Unrecht benennen und um Vergebung bitten. Gegenüber Gott und den Mitmenschen“ (TT vom 21.4.2000)

 

„Vergebungsbitte ist keine Schwäche, sondern das Stehen zur Wahrheit auch dort, wo sie bitter ist, wo sie wehtut und wo sie persönliche oder kirchliche Haltungen in Frage stellt. Die Wahrheit macht frei. Darum ist das Beste, was wir heute und in Zukunft tun können: die Wahrheit in Liebe miteinander leben.“ („Kirche“ 2.April 2000)

 

„Evangelische und katholische Christen können nur gemeinsam vorwärts gehen, wenn sie nach rückwärts ihr Gedächtnis reinigen.“ (OB vom 22.11.2002 S. 10)

 

„Können wir Christen und Christinnen es uns im neuen Jahrtausend noch leisten, noch immer getrennt zu sein, und zugleich den Anspruch erheben, den Menschen die frohe Botschaft Jesu Christi zu bringen?“ (memo 12/2002 S. 37)

 

Es war dem Bischof wichtig, dass beim Protestantendenkmal in Bruggen zu oberst das Gebet steht: „Herr, erbarme dich“

 

Bußakt Zitate: Regina und Hannes Holzer

 

Aus dem Fastenhirtenbrief 2000:

Wenn wir auf den Spuren Jesu den Weg ins neue Jahrtausend gehen wollen, dann müssen wir uns ehrlich bemühen, das Evangelium zu leben und durch konkrete Taten der Liebe zu bezeugen

 

Aus der Stellungnahme zur Sonntagsruhe 2002:

Wer Gebote hält, hat mehr vom Leben. Deshalb lautet auch eines der wichtigsten Gebote: „Du sollst den Tag des Herrn heiligen.“ Dieses Gebot meint wesentlich eine Besinnung auf das, was dem Leben Sinn gibt: Glauben, Familie, Freunde, Erholung. Steht die Arbeit still, wird klar: Ich bin mehr als das, was meine Arbeit aus mir macht. Ich bin mehr als mein Erfolg und mein Lohnzettel. Ich bin Gottes Geschöpf, von Jesus Christus erlöst und vom Heiligen Geist begleitet.

 

Aus dem Hirtenbrief an die Kinder zum Vaterunser, 2002:

Wir Erwachsene sind im Glauben groß und damit manchmal auch etwas alt geworden. Der Glaube hat dann nicht mehr den Schwung und die Kraft des Anfangs. Ihr Kinder könnt uns helfen, diesen Schwung des Anfangs neu zu entdecken. Die Erwachsenen möchte ich daher bitten: Lasst euch von den Glaubensfragen der Kinder beschenken und geht ihnen nicht aus dem Weg. Mich stimmt traurig, wenn ich höre, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Sonntagsgottesdienst bringen und anschließend wieder heimfahren.

 

Aus dem Hirtenbrief Wähle das Leben, Fastenzeit 2005

Dankbar für die kostbare Gabe des Lebens haben wir Christen und Christinnen Freude am Leben und nehmen den Auftrag, das Leben vom Beginn bis zum natürlichen Tod in umfassender Weise zu schützen, ernst. Selbst in Schwierigkeiten und Unsicherheiten vermag jeder Mensch, der ehrlicherweise für die Wahrheit und für das Gute offen ist, den Wert und die Würde des menschlichen Lebens vom ersten Augenblick seines Daseins bis zu seinem Ende zu erkennen.

 

Worte zur Notburga- Gemeinschaft

Unser Dienst gilt den Kranken, Trauernden, Niedergedrückten und den Bedrängten aller Art, ihnen schenken wir unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung, ihnen leihen wir unsere Stimme. Wir tragen Sorge, dass die Schwächeren in der Kirche einen guten Platz haben, und helfen mit, dass auch diese Menschen die frohe Botschaft von Jesus erfahren. Ihnen wollen wir die Liebe Gottes sichtbar machen in der Ausübung der leiblichen und geistlichen werke der Barmherzigkeit.

Details
  • Datum: 9. März 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Joel 3,1-3