Predigt Handfeste Gaben des Hl. Geistes. Pfingsten 2025
Beschreibung
Predigt Handfeste Gaben des Hl. Geistes. Pfingsten 2025
Lesung: Apostelgeschichte 2,1-11; Evangelium: Johannes 20,19-23
Wir reden in der Kirche von den 7 Gaben des Hl. Geistes. Die Aufzählung hat ihren Ursprung in einem Text des Propheten Jesaja: Der Geist des HERRN ruht auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. (Jesaja 11,2) Jesaja nennt hier paarweise sechs Gaben, die siebte Gabe – die Frömmigkeit – wurde erst später von Thomas von Aquin ergänzt, um die Zahl sieben zu ergeben. Sieben verweist symbolisch auf die Fülle und Vollkommenheit, sie ergibt sich aus der Verbindung der göttlichen Trinität mit den irdischen vier Elementen.
Die 7 Gaben des Hl. Geistes helfen demnach, dass die Welt zur Vollkommenheit kommt.
Wir sprechen auch von den Früchten des Hl. Geistes: Paulus schreibt im Galaterbrief 5,22: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.
Manchmal haben wir den Eindruck, dass sich die Gaben des Hl. Geistes und seine Früchte nicht richtig fassen lassen und dass viele meinen, es handle sich hier nur um schöne träumerische Worte, die niemals Wirklichkeit werden.
Stimmt das? Ich bin im Gegensatz dazu überzeugt: Die Gaben des Hl. Geistes sind handfest und schenken Handschlagqualität. Auch deswegen möchte ich sie heute mit den fünf Fingern unserer Hand verbinden und erklären:
Daumen: Geist des Mutes – Daumen hoch!
Daumen hoch! Wir kennen alle dieses Zeichen. Es drückt Lob aus und auch die Freude jemanden zu sehen. „Du schaffst das!“ „Schön, dass du da bist!“
Das Gegenteil zum Daumen hoch ist der Daumen nach unten, mit dem ich meine Ablehnung zeige und sogar ausdrücke, etwas soll zerstört werden.
Der Geist des Mutes kam am 1. Pfingsttag auf die verängstigten Jünger. Er erfasste jene Menschen, die sich zunächst aus Angst eingesperrt hatten. So ist ein Kriterium, ob Gottes Geist am Werk ist, die Frage, ob Ermutigung gelingt.
Zeigefinger: Geist des Rates – den richtigen Weg zeigen und gehen
Der Zeigefinger gibt die Richtung vor und zeigt den Weg an.
Im Blick auf unsere Jugendlichen denke ich mir manchmal: Wie leicht fällt es ihnen, den richtigen Weg zu finden und dann auch zu gehen? Wie geht es ihnen mit den vielen Wegen, die heute im Internet angeboten werden und oft als gleichwertig neben einander gestellt werden? Wer hilft ihnen, den richtigen Weg zu finden?
Der Apostel Paulus spricht im Korintherbrief (Kap 12) vom Geist der Weisheit und vom Geist Gottes, der hilft, die Geister zu unterscheiden. Da geht es nicht um Geistergeschichten, sondern um die vielen Stimmen, die uns alles Mögliche zurufen. Schön, wenn in einer Gesellschaft, einer Pfarre oder in der Politik der Geist spürbar ist, gemeinsam den richtigen Weg zu suchen und zu gehen.
Mittelfinger: Geist des Miteinander – sich selber engagieren
Ich komme zum Mittelfinger. Es ist nicht ratsam, jemanden den Mittelfinger zu zeigen. Deswegen zeige ich alle drei Finger – Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger – gemeinsam. Sie drücken das Miteinander aus, ein Finger allein ist zu wenig. Der Mittelfinger hat viel mit der Frage zu tun: Wer hat die Macht? Wer entscheidet? Wer setzt sich durch?
Einfach den Mittelfinger als „Stinkefinger“ zu zeigen, ist zwar heute in den Medien und in der Politik modern, aber trotzdem und erst recht zu wenig. Er bringt auf Dauer niemanden weiter.
Ich sage oft zu Jugendlichen: Bitte bringt euch ein, bitte engagiert euch und werden nicht Menschen, die von der Couch aus mit der Fernbedienung und mit dem Handy alles besser wissen, aber selber nichts tun und riskieren. Setzt euch ein für ein gutes Miteinander, sogar auf das Risiko hin, sich die Hände schmutzig zu machen.
Bitten wir um den Geist des Miteinander heute vor allem für die Mächtigen dieser Welt, dass sie ihre Macht für Frieden und Versöhnung einsetzen.
Ringfinger: Geist der Freundschaft – gute Freunde sein
Der Ringfinger steht für gute Freundschaften, für lebendige Beziehungen, Verlässlichkeit und Treue. Gottes Geist ist wirksam, wo gute Freundschaften und lebendige Beziehungen gepflegt werden. Gottes Geist hilft auch zur Versöhnung, wenn Fehler passiert sind. Dann ist der Geist der Freundschaft und der treuen Beziehungen umso wichtiger. Von Gott jedenfalls haben wir die Zusage, dass er uns besonders dann liebt, wenn wir die Liebe nicht verdienen.
Kleine Finger: Geist der Bescheidenheit – zu mir Ja sagen
Zuletzt der kleine Finger: Man sagt manchmal. Der kleine Finger ist zwar klein, aber sehr wendig und beweglich und auch sehr stark. Der kleine Finger zeigt, dass es nicht darum geht, immer der größte oder die lauteste zu sein. Seien wir doch ehrlich: Das stört sogar manchmal, oder?
Der kleine Finger sagt: Ich muss mich nicht ständig wichtigmachen. Ich bin ein Original und habe es nicht notwendig, die Kopie von allem Möglichen zu sein.
Der kleine Finger verweist auf den Geist Gottes, der an vielen Orten wirkt, oft unerkannt und unscheinbar.
Möge der Geist Gottes uns immer wieder neu bei der Hand nehmen und uns zu Menschen mit Handschlagqualität machen.
Mögen seine Früchte greifbar sein in unserer Welt und das Angesicht der Erde erneuern. Komm Hl. Geist und schaff uns neu, täglich und immer wieder neu.
Details
- Datum: 8. Juni 2025
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Apostelgeschichte 2