Beschreibung

Predigt Hirtenprinzip

Evangelium Johannes 10,11-18, Guter Hirte Sonntag 25. April 2021

 

Im Jahr 2005 erschien ein Managerbuch mit dem Titel „Das Hirtenprinzip: Sieben Erfolgsrezepte guter Menschenführung“ (Buch von Kevin Leman & William Pentak) In der Werbung zum Buch heißte es: Spannend wie ein Roman und informativ wie ein Sachbuch weist dieses Buch weit über kurzlebige und zeitgeistige Management-Techniken hinaus und liefert Ansätze, eine tatsächlich erfolgreiche Führungspersönlichkeit zu werden.

Ich möchte heute aus dem Buch die Zusammenfassung der sieben Erfolgsrezepte vorlesen und jeweils mit einem Gedanken vom guten Hirten verbinden:

 

  1. Kenne immer genau den Zustand deiner Herde
  • Verfolge den Zustand deiner Leute genauso aufmerksam wie den Zustand der Arbeit.
  • Lerne deine Herde genau kennen, ein Schaf ums andere.
  • Kümmere dich regelmäßig persönlich um jede/n Einzelne/n.
  • Halte Augen und Ohren offen, stelle Fragen und gehe die Geschichte jeder/jedes Einzelnen mit.

 

Das trifft genau die Zusage des heutigen Evangeliums: „Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne.“ Es ist für mich beruhigend, dass Gott alle Menschen beim Namen kennt. Ich denke mir oft: Gott, du bist der Herrgott. Es sind deine Menschen.

 

  1. Entdecke das Format deiner Schafe
  • Entscheidend ist, welche Art von Schafen du dir aussuchst. Das erleichtert oder erschwert das Management deiner Herde.
  • Fang mit gesunden Schafen an, sonst erbst du die Probleme anderer Leute
  • Sieh dir bei jedem Schaf Folgendes genau an. Stärken, Herz, Einstellung, Charakter, Erfahrungen. Das hilft zu gewährleisten, dass du die findest, die bei dir in der richtigen Hürde sind.

 

Der Prophet Ezechiel kritisiert die irdischen Herrscher und betont, dass Gott deren Egoismus nicht gutheißt. Den Gott handelt anders und weiß, dass wir jeweils unterschiedliche Hilfe benötigen: „Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen.“ (Ezechiel 34,16)

 

  1. Hilf deinen Schafen, sich mit dir zu identifizieren
  • Gewinne das Vertrauen deiner Untergebenen, indem du dich bemühst authentisch, integer und einfühlsam zu sein.
  • Setzte hohe Leistungsstandards.
  • Kommuniziere unermüdlich deine Wertvorstellungen und dein Sendungsbewusstsein mit ihnen.
  • Definiere für deine Leute genau die Sache, um die es geht, und kläre mit jedem, wo er und sie am besten hinpasst.
  • Denke immer daran, dass hervorragende Führungsqualitäten nicht nur eine professionelle Kunst sind, sondern etwas ganz Persönliches.

 

Hier sehe ich einen großen Unterschied zwischen einem Firmenchef und mir als Pfarrar: Es geht in der Kirche nicht darum, die Menschen an mich zu binden, sondern an Jesus. Vertrauen und Nähe sind aber in Seelsorge genaus wichtig.

 

  1. Gewährleiste die Sicherheit deines Weideplatzes
  • Halte deine Leute immer gut informiert.
  • Zeige, dass dir jeder Arbeitsplatz ganz wichtig ist.
  • Nimm chronische Meckerer aus der Herde.
  • Setze regelmäßig die Schafe reihum auf frische Weiden.
  • Schenke den Schafen ein Gefühl der Sicherheit, indem du dich sehen lässt.
  • Lass Problemen keine Zeit zum Schwären.

 

In der derzeitigen Zeit mit den vielen Fragen und Ängsten spüren wir besonders, wie wichtig Sicherheit und Hals sind. Bittend und dankend drückt dies Psalm 23 aus: „Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“

 

  1. Dein Stab, mit dem du führst
  • Sei dir bewusst, wohin du gehst, gehe an der Spitze voraus und halte deine Herde am Gehen.
  • Beim Lenken verwende das Überzeugen, nicht Zwang.
  • Lass deinen Leuten Bewegungsfreiheit, aber stell sicher, dass sie wissen, wo die Zaungrenze verläuft. Verwechsle nicht Grenzen mit Zaumzeug.
  • Wenn deine Leute in Schwierigkeiten geraten, geh hin und hol sie heraus.
  • Zeige deinen Leuten, dass ein Versagen kein Weltuntergang ist.

 

Auch diese Gedanken sind wohl aus Psalm 23 übernommen: „Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.“

 

Der Blick auf die Zaungrenze führt mich zur derzeitigen Diskussion rings um die Sterbehilfe. Ich glaube, dass ein guter Hirte ganz nahe bei den Kranken ist, aufopfernd die Nähe zeigt, nicht aber, dass er sagt: Du musst selbst entscheiden. „Sterben an der Hand eines Menschen und nicht durch die Hand eines Menschen.“ Ist das hilfreiche Motto der Hospizbewegung. Ich sehe Gesetze als Hilfe, Schutz und Geländer für unsere Gesellschaft und befürchte, dass alle gesetzlichen Freiheiten im Blick auf aktive Sterbehilfe einen Dammbruch auslösen.

 

  1. Dein Stecken, mit dem du korrigierst
  • Schütze: Spring in die Bresche und kämpfe für deine Schafe.
  • Weise zurecht: Gestalte Maßnahmen zum Disziplinieren als Gelegenheit zum Unterricht.
  • Überprüfe: Frage regelmäßig jeden deiner Leute, wie es ihm/ihr geht.

Was sind hilfreiche Mittel, um als Pfarrer oder SchuldirektorIn oder PolitikerIn arbeiten zu können.

 

  1. Das Herz des Hirten
  • Starke Führungsqualität ist ein Lebensstil, keine Technik.
  • Du musst jeden Tag entscheiden, wer den Preis für deine Führung zahlt: du oder deine Leute
  • Vor allem anderen habe ein Herz für deine Schafe.

Hier sind wir wieder ganz nahe beim besten Hirten: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Das wird öfters in Johannes 10 betont.

 

Bitten wir heute um gute HirtInnen in unserer Kirche, in der Politik zum Wohl aller Menschen.

Details
  • Datum: 25. April 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 10,11-18