Beschreibung

Predigt Johannes der Täufer als Brückenbauer. 3. Adventsonntag 2021

Evangelium: Lukas 3,10-18

 

„Du hast einen schönen Beruf“, sagte das Kind zum alten Brückenbauer. „Es muss schwer sein, Brücken zu bauen!“

„Wenn man es gelernt hat“, sagte der alte Brückenbauer, „ist es leicht, Brücken aus Beton und Stahl zu bauen. Die anderen Brücken sind viel schwieriger“, sagte er, „die baue ich in meinen Träumen.“ „Welche anderen?“, fragte das Kind.

Der alte Brückenbauer sah das Kind nachdenklich an. Er wusste nicht, ob das Kind es verstehen würde. Dann sagte er: „Ich möchte eine Brücke bauen:

  • vor der Gegenwart in die Zukunft
  • von einem Menschen zum anderen Menschen
  • von der Dunkelheit zum Licht,
  • von der Traurigkeit zur Freude.
  • Ich möchte eine Brücke bauen von der Zeit in die Ewigkeit, über alle Vergänglichkeit hinweg. (Quelle unbekannt)

 

Merkwürdigerweise brachte mich dieses Gespräch zwischen dem Kind und dem alten Brückenbauer auf die Idee, dass Johannes der Täufer, die große Gestalt an der Zeitenwende vom Alten Bund zum Neuen Testament, so ein Brückenbauer war.

Zunächst ist klar: Johannes der Täufer hat am Jordanfluss keine Brücken gebaut, ganz im Gegenteil:

  • Er hat die Leute ins Wasser des Jordans geführt und sie dort sogar eingetaucht, damit sie rein werden und sich in ihrem Leben etwas Entscheidendes ändert.
  • Johannes hat weder Beton noch Stahl verwendet, wohl aber merkte er, dass so manche seiner Zeitgenossen gedankenlos dahinlaufen und sicher in einer Sackgasse oder vor einer Felswand enden, wenn sie so weiter machen.

Da muss was geschehen. Da muss sich was ändern. Da muss eine Brücke her.

 

Eine Brücke ist kein Selbstzweck, sondern führt auf die andere Seite

Menschen verließen die sichere Stadt Jerusalem und kamen hinaus in die Wüste um Johannes zu hören. Er verwies sie weiter an Jesus und baute eine Brücke zu Jesus. Er spürte, dass zu seiner Zeit viele Brücken zu Gott weggerissen und vergessen waren, aber die Schluchten der Angst und die Felswände der Hartherzigkeit überall Begegnung verhinderten.

Für Johannes war klar: Viele Menschen, nein alle Menschen müssen die Brücke der Umkehr und Buße benützen, um ihre Lasten hinten sich zu lassen und frei für die bald kommende große Begegnung mit Gott zu sein.

 

Johannes als Sozialapostel

„Was sollen wir tun?“ Das Lukasevangelium berichtet, dass viele Menschen mit dieser Frage zu Johannes kommen. Johannes gibt ihnen ganz konkrete Antworten:

  • Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat,
  • und wer zu essen hat, der handle ebenso!
  • Zu den Zöllnern sagt er: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist!
  • Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold!“ (Lukas 3)

Johannes fordert hier die Grundthemen des Zusammenlebens ein: gelebte Solidarität, Achtung der Menschenrechte, Beschränkung der eigenen Gier.

Johannes verlangt nicht, das letzte Hemd herzugeben und dann selber nackt da zu stehen. Aber für ihn ist klar: Beim Teilen geht es nicht nur darum, im übervollen Kasten von den sieben Mänteln oder von den vielen Pullovern einen herzugeben. Schließlich muss ja der Kasten wieder etwas frei werden, damit Platz ist für die neue Frühlingsmode. Ich frage mich manchmal. Wie weit soll mein Teilen gehen?

 

Und heute? Und wir?

Es wäre zu wenig, wenn wir die Brückenbotschaft des Johannes wie ein Museumsstück hüten und aus der Beobachterperspektive her diskutieren, was Johannes damals in der Wüste und am Jordan wohl gemeint hat und ob sein feurige Botschaft Erfolg hatte oder nicht.

Nein, seine Brücke will kein Museumsstück sein, sondern benützt werden, um die heutigen Schluchten der Angst und die Felswände der Hartherzigkeit und vielen Ungerechtigkeiten zu umgehen.

 

Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt.

Lass mich auf deine Brücke trauen, und wenn ich gehe, geh du mit.

Ich möchte gerne Brücken bauen, wo alle tiefe Gräben sehn.

Ich möchte hinter Zäune schauen und über hohe Mauern gehen.

Ich möchte nicht zum Mond gelangen, jedoch zu meines Feindes Tür.

Ich möchte keinen Streit anfangen, ob Friede wir, liegt auch an mir. (Kurz Rommel)

 

Details
  • Datum: 11. Dezember 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 3,10-18