Beschreibung

Predigt Kennst du Petrus Canisius? 

 

Kennst du Petrus Canisius? Wenn ja, was weißt du von ihm? Hat er etwas mit Tirol zu tun? Hat er sogar etwas mit dir zu tun?

Petrus Canisius ist der Patron unserer Diözese Innsbruck. Er wurde vor 500 Jahren geboren (8. Mai 1521 in Nijmegen/Niederlande). Unter dem Motto „500 Herzfeuer entzünden“ feiern wir deshalb heuer ein Gedenkjahr. Dieses Jahr soll nicht so sehr Erinnerung in vielleicht gar nicht so gute alte Zeiten sein, sondern mehr unter dem Motto stehen: Was können wir von Petrus Canisius lernen. Ich möchte vier Schwerpunkte herausgreifen und diese mit Symbolen verbinden.

 

Herz – Ein Glaubender mit Herz

Petrus Canisius lernt schon sehr früh die Herz-Jesu-Frömmigkeit kennen.

Ihr Kern: Der Glaube ist nicht so sehr eine Summe von Regeln und Geboten oder sogar Verboten, sondern zuallererst lebendige Begegnung mit Jesus.

Diesen herzlichen Zugang zur christlichen Spiritualität haben ihm besonders zwei Menschen erschlossen, die er als faszinierende Vorbilder erlebt hat.

Einer war Peter Faber, der erste Jesuit Deutschlands, der den jungen Mann zu Ignatianischen Exerzitien motivierte und somit mithalf, dass für ihn die treue Pflege der Christusbeziehung zentral wurde.

Der andere war der Priester Nikolaus van Essche, den er als junger Student in Köln näher kennen lernte. Hier ein markantes Erlebnis: Petrus Canisius war in den Ferien zuhause und wollte nicht mehr zum Studium nach Köln zurückkehren. Eines Abends stand Nikolaus van Essche vor der Tür, um Petrus nach Köln zurückzuholen. Diese Sorge um ihn muss ihn so beeindruckt haben, dass er dann in sein Aufgabenheft schrieb: „Persevera = halte durch. Sei beharrlich“

 

Im Blick auf heute bedeutet das Herz: Unser Glaube hat Herz und Kraft, wenn wir die herzliche Verbindung zu Jesus Christus beharrlich suchen und uns täglich neu gegenseitig dabei helfen.

 

Hand – Ein Vorbild der Hingabe

Obwohl Petrus Canisius sicher zu den klügsten Köpfen des 16. Jahrhunderts gehörte und er auch viel Zeit am Schreibtisch verbrachte, war er ein Mann der Tat. Er kümmerte sich um Soldaten, die vom Krieg gegen die Türken heimkehrten. Er versorgte Kranke, als die Pest in Wien ausbrach. Er wurde wandernder Seelsorger in den Gemeinden, die monatelang keine Hl. Messe gefeiert hatten, weil es keine Priester gab. Er versuchte das, was er als richtig erkannt hat, in konkreten Schritten umzusetzen, zum Teil mit großem Erfolg, teilweise auch erfolglos.

 

Im Blick auf heute bedeutet die Hand: Es geht nicht so sehr ums Diskutieren über den Glauben, sondern auch um konkrete Schritte. Ich leiste meinen Beitrag. Wo siehst du derzeit die größte Not? Und was tust du?

Buch – ein Heiliger der Bildung

Petrus Canisius hat erlebt, dass das Glaubenswissen seiner Zeitgenossen peinlich gering war und dadurch Aberglaube weit verbreitet waren. Deshalb hat er stark auf Bildung gesetzt mit der Gründung von Schulen. In Tirol gehen zwei Schulen und die Marianische Kongregation in Innsbruck auf ihn zurück: Im Jahr 1562 gründet er das Jesuitenkolleg mit Schule in Innsbruck. Im Jahr 1573 das Jesuitengymnasium in Hall, heute Franziskanergymnasium.

Berühmt sind seine Katechismen, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

Petrus Canisius hat insgesamt drei Katechismen verfasst:

  • Einen langen dicken für Priester, Studenten und Gebildete, die damit eine tragfähige Wissensbasis bekommen sollten
  • Einen kurzen einfachen für Kinder und das einfache Volk
  • Und einen mittleren, der bis ins 18. Jahrhundert als Religionsbuch im deutschen Sprachraum üblich war.

 

Im Blick auf heute bedeutet das Buch: Wissenschaft und Glaube sind kein Gegensatz. Glaube soll und darf die großen Fragen des Lebens und der Gesellschaft im Blick haben. Glauben heißt nicht „nichts wissen“, sondern ganz im Gegenteil: Wer aus dem Glauben lebt, sieht tiefer. Glaubende Menschen haben nicht weniger Probleme, sondern mehr Lösungsmöglichkeiten.

 

Schuhe – Ein Mensch der Tat

Nijmegen, Köln, Rom, Messina, Ingolstadt, Wien, Prag, Augsburg, Innsbruck, Freiburg in der Schweiz.

Petrus Canisius hat in seinem Leben vermutlich 60.000 km zurückgelebt, zu Fuß, auf dem Pferd, mit dem Schiff. Er war wahrlich ein reisender Missionar, sein ganzes Leben lang unterwegs, quer durch Europa. Seine ausgelatschten Schuhe werden heute zu Recht als Reliquien verehrt.

Das 2. Vatikanische Konzil bezeichnet die Kirche als Volk Gottes unterwegs.

 

Im Blick auf heute erinnern uns die Schuhe: Wir sind keine Komm-Her-Kirche, die sich übervorsichtig in die Sakristei zurückzieht, sondern wandeln uns in eine Geh-Hin-Kirche. Wir warten z.B. nicht resigniert, bis Jugendliche in die Kirche kommen, sondern gehen dorthin, wo sie sich aufhalten.

 

Hier noch die Info, was in den kommenden Wochen in Osttirol im Blick auf das Petrus Canisius Jahr geplant ist:

  • Die tägliche Radiosendung „nachgedacht“ auf Radio Osttirol wird in der Fastenzeit oft von Petrus Canisius erzählen und Anregungen vom Behelf „Spirituelle Schatzkiste. Heute leben und glauben mit Herz und Verstand“ aufgreifen.
  • Auf der Homepage vom Bildungshaus Osttirol wird es kurze Podcasts, als kleine Beiträge zum Nachhören über Petrus Canisius, geben.
  • Martin vom Franziskanerkloster und unsere Jugendleiterin Petra Egger werden eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Leuten online mit wöchentlichen Treffen begleiten. Bitte einfach bei ihnen nachfragen.
  • Der Fastenhirtenbrief unseres Bischofs beschäftigt sich mit der Frage, was wir heute von unserem Diözesanpatron Petrus Canisius lernen können.
  • In unseren Pfarrkirchen werden an jedem Sonntag in der Fastenzeit jeweils ein Blatt zum Mitnehmen aufliegen mit einer Anregung.
  • Ich hoffe, dass die Dekanatswallfahrt am 1. Mai wird wieder möglich sein. Dort wird Dekan Bernhard Kranebitter einen Schuh des Petrus Canisius mitbringen.

 

Ich schließe mit einem Gebet aus den vielen Unterlagen:

Lebendiger Gott, bewegt durch deinen Geist und deine Liebe, bitten wir dich:

Gib uns den Glauben eines Petrus Canisius,

damit wir unser Leben an dir ausrichten.

Gib uns die Klugheit eines Petrus Canisius,

damit wir zeitgemäß von dir erzählen können.

Gib uns die Ausdauer eines Petrus Canisius,

damit wir unverzagt deine Liebe leben.

Gib uns die Tatkraft eines Petrus Canisius,

damit wir dort handeln, wo wir gebraucht werden.

 

Details