Beschreibung

Predigt Kraft des Wortes Gottes – Bibelsonntag 26. Jänner 2020

Lesung: 1 Korinther 1,10-13.17; Evangelium: Matthäus 4,12-23

 

Die Bibel berichtet mehrfach, wie Menschen mit Gott Kontakt bekommen und von Gott beauftragt werden, das Wort Gottes zu verkünden. Eines wird dabei sofort klar: Verkünder des Wortes Gottes übermitteln nicht teilnahmslos einen Brief, sondern werden selbst ergriffen und sind wichtiger und lebendiger Teil der Botschaft.

So möchte ich heute am Sonntag des Wortes Gottes drei biblische Begegnungen mit dem Wort Gottes erzählen, die vieles auf den Punkt bringen. Es sind Begegnungen der drei großen Propheten Jesaja, Ezechiel und Jeremia mit Gott. (Viele Gedanken sind übernommen von Bruder Andreas Knapp bei der Pastoraltagung in Salzburg 9.-11. Jänner 2020)

 

  1. Die Lippen mit einer glühenden Kohle berühren – Prophet Jesaja 6,1-8

Jesaia berichtet im 6. Kapitel eine Vision: Er sieht Gott im Tempel, umgeben von den Serafin mit jeweils sechs Flügeln. Gottes Saum erfüllt den ganz Tempel. Die Heiligkeit Gottes überwältigt den Propheten Jesaja derart, dass er ausruft: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen. Daraufhin fliegt ein Serafim zu Jesaja, in seiner Hand hält er eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührt mit der Kohle den Mund von Jesaja und sagte: Siehe, dies hat deine Lippen berührt. So ist deine Schuld gewichen, und deine Sünde gesühnt. Jetzt ist der Prophet fähig, das Wort Gottes in den Mund zu nehmen, und bereit, gesendet zu werden. Er meldet sich sogar freiwillig: Herr, sende mich!

 

Die Reinigung der Lippen zeigt für mich ein zweifaches:

  • Das Wort Gottes reinigt: Beim Verkünden des Evangeliums haben früher die Priester gebetet: Durch das Hl. Evangelium nimm von uns die Sünden.
  • Das Jesaja beauftragt wird, zeigt, dass Gott auch Menschen mit unreinen Lippen beauftragt. Gott setzt nicht auf die Fehlerlosen, weil es sie nicht gibt.

Gott beruft nicht die Qualifizierten. Er qualifiziert die Berufenen.

Du bist nicht perfekt. Du sollst wissen: Gott wirkt trotzdem in deinem Leben.

 

  1. Aufessen einer Buchrolle – Prophet Ezechiel 2,8 – 3,3

Der Prophet Ezechiel berichtet in Ich-Form: Gott kam zu mir und sprach: Öffne deinen Mund und iss, was ich dir gebe. Und dann wurde mir eine Buchrolle gereicht. Die Buchrolle war innen und außen beschrieben, Klagen, Seufzer und Wehrufe konnte man darauf lesen. Und Gott sagt zu mir: Menschensohn, iss, was du vor dir hast. Iss diese Rolle! Und was tut Ezechiel? Ich öffnete meinen Mund, und er ließ mich jene Rolle essen. Gott sagte: Menschensohn, fülle dein Inneres mit dieser Rolle, die ich dir gebe. Ich aß sie, und sie wurde in meinem Mund süß wie Honig.

 

Der Seher Johannes wird im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, ähnliches berichten (Offenbarung 10,8-10): Und die Stimme aus dem Himmel, die ich gehört hatte, sprach noch einmal zu mir und sagte: Geh, nimm das Buch, das der Engel geöffnet in der Hand hält! Und ich ging zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu geben. Er sagte zu mir: Nimm und iss es! In deinem Magen wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig.  Da nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und aß es. In meinem Mund war es süß wie Honig. Als ich es aber gegessen hatte, wurde mein Magen bitter.

 

Gottes Wort kauen

Die Buchrolle essen bedeutet, das Wort Gottes zu verinnerlichen und nicht nur in der Hand zu halten. Das Wort Gottes soll zu unserer Nahrung werden. Wir brauchen diese Nahrung. Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. (Mt 4,4)

 

Das Wort Gottes kauen heißt für mich im Blick auf schwierige Bibelstellen:

  • Oft ist das Wort, das wir zu lesen haben, unangenehm: Klagen und Seufzer und Wehrufe stehen auf der Schriftrolle.
  • Wenn wir sie lange kaut, verstehen wir den Sinn immer besser.

 

Das Wort Gottes ist kein Brei für Zahnlose und kein fast-food

Wir müssen das Wort Gottes kauen. Denn es ist nicht mundgerecht zubereitet. Es ist kein Brei für Zahnlose. Erst wer sich Zeit und Geduld nimmt, immer wieder auf das Wort zu hören, es im Herzen zu bewegen wie Maria, es wiederzukäuen, der wird auch seinen Geschmack entdecken.

Das Wort Gottes ist kein fast food, die wir schnell und nebenbei hineindrücken.

 

  1. Trinkens eines Glases voller Wein – Prophet Jeremia 23,9

Jeremia 23,9: Wie ein Betrunkener bin ich, ein Mann, der vom Wein überwältigt ist, wegen des Herrn und seiner heiligen Worte.

Jeremia 15,16: Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; dein Wort wurde mir zum Glück und zur Freude meines Herzens.

 

Wer ein Glas Wein trinkt, spürt, wie der Wein seine Wirkung tut, in unser Inneres eindringt, wohlig, wärmend und feurig macht, wie die Wangen zu glühen beginnen, wie Leben in uns kommt und Fröhlichkeit. Der Vergleich ist wichtig: Wir Christen dürfen Menschen sein, die Gottes Wort wie ein gutes Glas Wein trinken. Wie guter Wein sollte das Wort Gottes uns erfreuen.

 

Das Wort Gottes ist kein fader Tee, sondern soll in uns brennen

Manchmal nehmen wir das Wort auf wie einen faden Tee. Wir lesen das Wort Gottes bei den Gottesdiensten vor, so ohne Würze und Feuer.

Beim Propheten Jeremia finden wir auch den Satz: Ich lasse dir Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, zu einem Feuersturm werden. (Jeremia 5,14) Brennen sollte das Wort in uns.  Um das Feuer des Gotteswortes weitergeben zu können, müssten wir selber brennen.

Details
  • Datum: 25. Januar 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Jesaja 6