Beschreibung

Predigt Lydia – erste Christin Europas

Lesung: Apostelgeschichte 16,11-15; Mo 26. Mai  2025,  Bitttage

 

 

So brachen wir von Troas auf und fuhren auf dem kürzesten Weg nach Samothrake und am folgenden Tag nach Neapolis. Von dort gingen wir nach Philippi, eine führende Stadt des Bezirks von Mazedonien, eine Kolonie. In dieser Stadt hielten wir uns einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirklich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie drängte uns.

 

 

Christentum kommt nach Europa

Mich fasziniert der Bibeltext, wie und warum der Apostel Paulus nach Europa kommt. Die Apostelgeschichte berichtet, dass Paulus in Troas – Troas liegt an der Westküste der heutigen Türkei – eine Vision hat. Er sieht einen Mazedonier, der ihn bittet: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ (Apostelgeschichte 16,9) Damit ist klar: Das Christentum kommt nach Europa, um den Menschen zu helfen. Das ist der Auftrag, das ist die Chance.

Paulus und seine Begleiter brechen nach der Vision sofort nach Europa auf und kommen nach Philippi. Auffällig ist, dass in Philippi keine jüdische Synagoge war. Fast alle mittleren und größeren Städte im Mittelmeerraum hatten eine Synagoge, die Paulus immer sofort besuchte.  Paulus erfährt, dass es außerhalb der Stadtmauer an einem Fluss eine Gebetsstätte gibt. Er geht dorthin und dort kommt es zur segensreichen Begegnung.

 

Lydia

Lydia ist die erste namentlich bekannte Christin Europas. Von ihr können wir viel lernen.

Drei Elemente möchte ich herausgreifen:

  • Gottesfürchtige: Lydia wird als Gottesfürchtige bezeichnet. Sie ist keine Jüdin, sondern eine Person, die dem jüdischen Glauben nahesteht. Sie ist eine suchende Person, die sich Zeit nimmt für das Wichtigste. Meine Frage: Wo sind wir suchende Menschen? Wo und wie nehmen wir uns Zeit fürs Suchen? Wer hilft uns dabei? Sind die Pfarren dabei eine Hilfe?
  • Hören: Mehrfach wird in diesem Bibeltext betont, wie wichtig das Hören ist. Lydia hört dem Paulus zu. Gott öffnet ihr das Herz. Wir sehen, wie wichtig für den Glauben die Kunst des Hörens ist. Was tun sie, um gut zuhören zu können, bei einem Gespräch, in der Kirche?
  • Hausgemeinschaft: Als Purpurhändlerin ist Lydia wohl eine reiche Frau, Purpur ist ein sehr wertvoller Stoff. Für Lydia ist wichtig, dass nicht nur sie als die Chefin alles bekommt, nein, sie sorgt sich für ihr ganzes Haus. Ich bin überzeugt: Das Christentum wächst in den ersten Jahrhunderten in Europa durch Hausgemeinschaften. Sie sind so etwas wie kleine Biotope. Ich bin überzeugt: Wir brauchen mehr denn je kleine Gemeinschaften vor Ort, um aktiv als Christen zu leben: einige Familien, die sich gegenseitig ergänzen; Kinder und Jugendliche, die als Freundeskreis ministrieren oder bei einer Gruppe aktiv sin, ein Gebetskreis, Weggemeinschaften, wie sie unser Bischof Hermann nennt. In welcher kleinen christlichen Gemeinschaft findest du Motivation für den christlichen Glauben?
Details
  • Datum: 26. Mai 2025
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Apostelgeschichte 16,11-15