Beschreibung

Predigt Marienwallfahrten in Osttirol – Hoher Frauentag 2022

Evangelium: Lk 1,39-56

Marienwallfahrtsorten gehören in Osttirol zu den besonderen Orten der Frömmigkeit und des Gebetes. Ich möchte euch heute am Hohen Frauentag zu einer Wallfahrt mitnehmen und einige Marienwallfahrtsorte Osttirols besuchen mit dem Schwerpunkt auf das jeweilige Gnadenbild.

 

Maria als Himmelskönigin – Maria Lavant

Das Gnadenbild am beeindruckenden Hochaltar in Lavant zeigt Maria als Königin. Sie trägt eine wertvolle Krone und hält in einer Hand das Jesuskind und in der anderen den Szepterstab. Auch Jesus trägt eine Krone. Maria und Jesus sind mit einem festlichen Gewand bekleidet. Maria steht auf einer großen Weltkugel, die mit Sternen und dem Mond geschmückt ist. Dies erinnert an die Beschreibung im letzten Buch der Bibel (Offenbarung 12): „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.”

 

Maria als Schmerzensmutter – Maria Luggau

Auch beim Gnadenbild in Maria Luggau hält die Muttergottes ihr Kind in ihren Händen. Aber es ist nicht ein Baby oder Kleinkind, sondern der tote erwachsene Jesus. Sein nackter Oberkörper zeigt viele Blutspuren. Die Wundmale an den beiden Händen und an der Seite sind jeweils mit einem Edelstein bedeckt. Aus den Augen Marias fließen Tränen. Ihr Blick wirkt apathisch und erinnert an viele Mütter, die wie Maria leidvolle Erfahrungen machen müssen.

Für viele ChristInnen ist Maria auch deswegen so wichtig, weil sie ähnliches erleben. Maria weiß, was es heißt, ein totes Kind in den Händen zu halten. Sie kennt den Schmerz, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen und die Kinder andere Wege gehen. Bei der Darstellung Jesu im Tempel wird ihr vom alten ehrwürdigen Simeon vorhergesagt, dass ihr Weg nicht nur mit Blumen geschmückt ist: „Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, - und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.“ (Lukas 2,34-35)

 

Maria, Helferin der Christen – Maria Hollbruck

Das Gnadenbild besteht aus einer nur 13 Zentimeter kleinen Mariahilf-Figur aus Ton, die in einer wertvollen Monstranz eingehüllt ist. Die Figur ist von glänzenden Edelsteinen und dem Strahlenkranz der Monstranz umhüllt. Jesus sitzt auf dem Schoß seiner Mutter, mit einer Hand berührt er ihr Gesicht in der Form, wie viele Kinder nach ihrer Mutter greifen. Meistens ist die Monstranz von einem zusammenrollbaren Altarbild verdeckt. Dieses zeigt die Darstellung des Mariahilf-Bildes von Lucas Cranach im Innsbrucker Dom.

 

Maria Schnee in Kalkstein und Obermauern

Maria Maggiore am Esquilinhügel ist eine der sieben Hauptkirchen Roms. Der Überlieferung zufolge erschien die Gottesmutter in der Nacht auf den 5. August 358 dem römischen Patrizier Johannes und seiner Frau und versprach ihnen, dass ihr Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung gehe, wenn ihr zu Ehren eine Kirche an der Stelle errichtet werde, wo am nächsten Morgen Schnee liege. Das Ehepaar begab sich daraufhin zu Papst Liberius, der denselben Traum hatte. Am Morgen des 5. August lag am Esquilinhügel Schnee.

In Osttirol erinnern die zwei Kirchen in Kalkstein und Obermauern an dieses Ereignis. Das Gnadenbild bildet eine Nachmalung des berühmten Gnadenbildes in Rom. Papst Franziskus besucht vor und nach seinen Auslandreisen dieses Gnadenbild, um für ein gutes Gelingen der Reise zu bitten und nachher dafür zu danken.

Maria als Botin der Auferstehung – St. Marien Lienz

Die Pfarr- und Klosterkirche St. Marien trägt den Namen der Gottesmutter. Bei der Neugestaltung des Altarraums im Jahr 1976 wurde die zentrale Darstellung der Krönung Mariens durch einen Flügelaltar ergänzt. Der Flügelaltar zeigt, wie Maria den Aposteln die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu bringt. Maria ruft die Botschaft, dass Jesus lebt und mitten unter uns ist, regelrecht in den Kirchenraum hinein. Sie will, dass Jesu Worte niemals vergessen werden: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Es fällt auf, dass Maria Freude und Begeisterung ausstrahlt, während die Jünger noch ratlos dreinschauen und zweifeln. Maria steht mitten unter den Jüngern, schaut aber in eine andere Richtung als diese.

 

Wir sehen. Maria ist uns Menschen so nahe, weil sie vieles erfahren hat, das auch wir erleben. Heute am Hohen Frauentag erinnert sie uns daran: Alles geht gut aus. Unser Leben hat ein gutes Ziel. Jesus ist uns den Weg vorausgegangen. Maria hat als erster Mensch und Urbild der Kirche vieles davon erfahren.

 

Details
  • Datum: 15. August 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 1,39-56