Predigt Michael – wer ist wie Gott

Predigt Michael - Wer ist wie Gott; Patrozinium Michaelskirche 29.9.2023

Lesung: Offenbarung 12,7-12; Evangelium Johannes 1,47-51

Michael, Gabriel und Rafael:

• Die gemeinsame Nachsilbe –el zeigt die Rückbindung an Gott, an den, für den sie unterwegs sind. Michael – Wer ist wie Gott; Gabriel – Gott ist Kraft; Raphael – Gott heilt
• Die drei Erzengel zeugen als machtvolle und starke Boten Gottes von der Größe Gottes und zugleich von seiner unglaublichen Nähe zu den Menschen.
• Sie treten mit Macht und Tatkraft auf, die aus einer anderen Welt kommen und auf eine noch viel größere Wirklichkeit verweisen.

Ich möchte heute beim Namen Michael bleiben und über die drei Gedanken nachdenken: Wer ist Gott? Wer ist wie Gott? Wer ist der Mensch?

Wer ist Gott

Was wissen wir von Gott? Was können wir über Gott sagen?

Ich finde hier die Erzählung vom brennenden Dornbusch hilfreich (Exodus 3. Sie zeigt die Nähe Gottes und gleichzeitig seine Unbegreiflichkeit. Mose weidet die Schafe am Gottesberg Horeb und sieht einen eigenartigen Dornbusch, der brennt und doch nicht brennt. Er geht näher heran. Es heißt im Bibeltext zunächst: Dort erschien ihm der Engel des Herrn, also nicht Gott selbst. Später ist es Gott selbst, der ihm zuruft: Mose, Mose! Mose antwortet: Hier bin ich. Und Gott sagt dann: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.

Wir spüren hier die Nähe Gottes: Ein Gott, der sich offenbart, der ganz nahekommt, der einen Namen hat. Und gleichzeitig die Unbegreiflichkeit Gottes: Der Dornbusch brannte und brannte doch nicht. Ziehe deine Schuhe aus, komm nicht näher heran.

Es wird mir immer wichtiger, dass wir nicht so tun, als haben wir Gott ganz verstanden oder als wäre er unser Kumpel. Gott ist immer mehr – „deus semper maior“ sagt der Hl. Ignatius.

Spannend und wichtig ist natürlich die Frage, wie wir Gott erfahren können:

Man spricht oft von einer dreifachen Bibel: Die Bibel des eigenen Lebens mit den Erfahrungen von Freud und Leid. Die Bibel der Schöpfung, die uns staunen lässt. Die Bibel des Wortes Gottes, die uns die Offenbarung dem Volk Israel gegenüber schildert und die Menschwerdung Gottes in Jesus.

Heute dürfen wir auch die Hilfe durch Engel im Blick haben. In einem Text heißt es:

Ihr Engel, Verkünder der Botschaft des Herrn, macht unser Herz bereit.

Ihr Engel, Verkünder der Berufung durch Gott, zeigt uns unseren Weg.

Ihr Engel, als Schützer uns an die Seite gegeben, geleitet uns auf den Weg.

Ihr Engel, uns als Helfer gesandt, stärkt uns auf dem Weg.

Ihr Engel, anbetend vor dem Thron Gottes, lasst uns einstimmen in euren Lobgesang.

Wer ist wie Gott?

Die Bibel schildert schon am Beginn vom Versuch des Menschen, wie Gott sein zu wollen. Nicht nur für Adam und Eva sind die Worte der Schlange verlockend, vom verbotenen Baum zu essen: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. (Genesis 3,4-5)

Diese Neigung durchzieht die ganze Menschheit bis zum großen Finale, wie es heute in der Lesung geschildert wird, bei dem das Gute gewinnt: Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie hielten nicht stand und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen. (Offenbarung 12,7-9)

Wer ist der Mensch

Wie können wir das Wesen des Menschen erklären, sein Licht und Schattenseiten.

Über viele Jahrhunderte wurde das Wesen des Menschen von Gott her erklärt. Die Bibel spricht davon, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist.

Heute versuchen viele, den Mensch ganz von sich her zu erklären. Dazu fällt mir folgende Geschichte ein:

„Eines schönen Morgens glitt vom hohen Baum am festen Faden die Spinne herab. Unten im Gebüsch baute sie ihr Netz, dass sie im Laufe des Tages immer großartiger entwickelte und mit dem sie reiche Beute fing. Als es Abend geworden war, lief sie ihr Netz noch einmal ab, um es auszubessern. Da entdeckte sie einen Faden, der ihr schönes Netz störte, weil er nicht in das Muster hineinpasste. Außerdem schien er vollkommen sinnlos zu sein – keine einzige Fliege hatte sich daran gefangen. Da sie schlecht gelaunt war und auch nicht mehr wusste, wozu er diente, biss sie ihn kurzerhand ab. Sofort fiel das Netz mit ihr in die Tiefe, wickelte sich um sie wie ein nasser Lappen und erstickte sie; denn es war der Faden, an dem sie herabgestiegen war und der das Netz über dem Boden hielt.“ (Geschichte: Der Faden nach oben)

Wer ist Gott?

Wer ist wie Gott?

Wer ist der Mensch?