Beschreibung

Predigt Nebelsuppe und Verklärung

Evangelium Lukas 9,28-36, 2. Fastensonntag 13. März 2022

Wenn ihr die derzeitige Situation in der Welt und mitten unter uns mit dem Wetter vergleichen müsstest, welches Bild kommt dann?

Nebel, Wolken, Gewitter?

Eine Frühlingswiese mit zarten bunten Blumen und Schmetterlingen?

Ein satter warmer Sommerabend?

Erntezeit mit vielen Früchten?

Kalte graue Tage, in denen ich nicht gerne aus dem Haus gehe?

 

Ich habe den Eindruck, dass derzeit nicht Aufbruchsstimmung und Leichtigkeit unser Denken, Fühlen und Handeln prägen, sondern Unsicherheit, Stillstand, Abwarten, Rückzug und Ohnmacht.

 

Genau deswegen passt das heutige Evangelium sehr gut. Es lädt uns zu einer Wanderung zum Berg der Verklärung ein. Diese Wanderung verspricht uns nicht einen Tag ohne Wolken, sie verschont uns auch nicht vor Anstrengen,

aber sie führt uns von der Nebensuppe in die Weite und vom Kreisen um uns selbst zum Blick auf Jesus.

 

Schritte von der Nebelsuppe zur Weite

So starten wir, oder? Jesus nimmt drei seiner Jünger mit. Sie brechen auf, gehen aufwärts und lassen sich nicht in die Enge treiben.

Als Berg der Verklärung wird heute der Berg Tabor in Galiläa mitten in der Jesreelebene angesehen. Dort erfahren Jesus und die Jünger eine doppelte Weite, das Bergerlebnis und den neuen Blick auf inhaltliche Zusammenhänge.

Das Bergerlebnis schenkt Freiheit, Luft zum Atmen, Gemeinschaft und auch das Abschütteln mancher Sorgen. Es gibt auch die Bestätigung, dass eine körperliche Anstrengung guttun.

Am Berg der Verklärung bekommen die Jünger mehrfach das Geschenk, neue inhaltliche Zusammenhänge zu ahnen.

  • Im Nordwesten sehen sie Nazareth, wo Jesus den Großteil seines Lebens verbracht hat. Alltag und Höhepunkte im Leben.
  • Im Süden liegt das kleine Dorf Nain, in dem Jesus ein Kind von den Toten auferweckt und seiner Mutter zurückgibt (Lk 7,11-17) Leid und Heilung.
  • Im Südosten erstreckt sich die Ebene, in der König Saul Krieg geführt hat und alles verloren hat.
  • Am Berg der Verklärung sehen die drei Jünger auch die Verbindung zwischen Jesus und Mose und Elija: Mose steht für das Gesetz des Alten Testaments und Elija für die Propheten.
  • Wunderbar ein Detail im heutigen Evangelium aus Lukas. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass Mose und Elija mit Jesus auch den Blick in die Zukunft wagen: Sie sprachen von seinem Ende, dass er in Jerusalem erfüllen sollte.

Wir sehen: Große Zusammenhänge tun sich auf. Wie wohltuend, wenn wir aus so mancher Enge und Nebelsuppe herauskommen und Zusammenhänge neu sehen.

 

Schritte vom Kreisen um uns selbst zur Begegnung mit Jesus

Vielleicht haben sie sich schon manchmal gefragt, wie es möglich ist, dass die drei Jünger am Berg der Verklärung einschlafen. Sind sie müde von der Bergtour? Sind sie sonst „übernachtig“ Was kann der Grund sein?

Einschlafen bedeutet in der Bibel und in der Psychologie manchmal auch: Ich mache die Augen zu, ich will nichts mehr sehen, ich will meine Ruhe.

Am Berg der Verklärung kommen die Jünger weg vom Kreisen um sich selbst und erleben einen neuen Blick auf Jesus: Die drei ahnen, wer Jesus ist. Sie hören die Stimme: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Am Berg der Verklärung ahnen die Jünger wohl auch, dass auch sie wertvoll sind und Jesus sie zu Kindern Gottes macht.

Sie lernen, die Welt mit den Augen Jesu zu sehen. Das bedeutet auch: Sich nicht in eine heile Welt zurückziehen nach dem Motto: Die Hauptsache mir geht es gut. So ist für Jesus klar, dass sie wieder hinuntergehen ins Tal.

 

Ich habe gestartet mit der derzeitigen Großwetterlage und der Einladung mit Jesus auf den Berg der Verklärung zu gehen, von der Nebelsuppe zur Weite und vom Kreisen um mich selbst zur Begegnung mit Jesus.

 

empfange die weite

bete dich frei

lichte das böse

tue das gute

öffne das herz

liebe die menschen

schau in den himmel

und pflücke das glück                             

(Michael Lehmler)

Details
  • Datum: 13. März 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 9,28-36