Beschreibung

Predigt Verantwortung für andere und feedback-Kultur

Evangelium: Matthäus 8,15-20, Lesung: Römerbrief 13,8-10

 

Liebe Gottesdienstgemeinschaft hier in unserer Pfarrkirche St. Andrä in Lienz und an den Radiogeräten in ganz Österreich

 

Wahre Freunde sehen deine Fehler und weisen dich darauf hin.

Falsche Freunde sehen deine Fehler und machen andere darauf aufmerksam.

Sie werden mir zustimmen: Dieses arabische Sprichwort stimmt.

Wahre Freunde sehen deine Fehler und weisen dich darauf hin.

Falsche Freunde sehen deine Fehler und machen andere darauf aufmerksam.

 

So leicht ist es aber nicht, jemanden auf seine oder ihre Fehler aufmerksam zu machen! Da kommen berechtigte Fragen:

  • Steht es mir überhaupt zu, dies zu tun?
  • Was tun, wenn meine Worte nicht als Rat, sondern mehr als Schlag empfunden werden?
  • Ich will ja die Freundschaft und Nachbarschaft nicht gefährden! Ich will mir nicht die Finger schmutzig machen.

 

Das heutige Evangelium aus der Gemeinderede Jesu im Matthäusevangelium lädt nicht zum Stillschweigen ein, auch nicht zum Schimpfen, sondern ganz im Gegenteil: Er zeigt, wie wir jemanden hilfreich auf seine Fehler aufmerksam machen können. Ich möchte drei Beobachtung aus diesem Text herausgreifen:

 

Beobachtung 1: Gut Zuhören

Ist ihnen aufgefallen, dass im Bibeltext das Wort „Hören“ viermal vorkommt. Das ist kein Zufall. Damit wird die Aufmerksamkeit auf die Kunst gelenkt, wie ich etwas sage, damit es mein Gegenüber hören kann und sich nicht sofort angegriffen fühlt.

Zuhören hat den anderen im Blick und nicht nur meinen Ärger, meine Eitelkeiten oder meine Neigung zur Rechthaberei.

Gutes Zuhören vertraut, dass es der Sprechende gut mit mir meint.

Manchmal denke ich mir: Es hat schon einen Grund, dass der Mensch zwei Ohren und einen Mund hat.

 

Beobachtung 2: Reihenfolge der Lösungsschritte

Die Reihenfolge, wie, wo und wann ich jemandem feedback gebe, ist für den Erfolg eines Gesprächs entscheidend. Hier ist der Bibeltext ganz klar:

  • Am Beginn steht das Gespräch unter vier Augen.
  • Falls dieses nicht gelingt, folgt ein Gespräch mit ein bis zwei Personen des Vertrauens, heute würde man zu diesen „Mediatoren“ sagen.
  • Die Information über den Streitfall an die Nachbarn und die Öffentlichkeit des Dorfes soll erst dann erfolgen, wenn die Gespräche nichts gebracht haben.

Diese Reihenfolge ist herausfordernd, aber der einzige lösungsorientierte Weg:

Mich wundert es nicht, dass in unserer Gesellschaft vieles nicht gelingt,

  • wenn Politiker nicht miteinander reden, sondern sich über die Zeitung oder twitter alles Mögliche ausrichten,
  • wenn ich am Arbeitsplatz durch Klatsch erfahre, was jemand über mich herumerzählt
  • oder wenn Strengvertrauliches über mich im Internet verbreitet wird.

 

Beobachtung 3: Was tun, wenn nichts mehr geht?

Der Bibeltext ist realistisch und kennt auch das Scheitern von Gesprächen:

Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.

Bei uns in Tirol heißt dies: „Mit dem rede ich nicht mehr!“ „Mit der will ich nichts mehr zu tun haben.“ Diese Worte werden oft sehr schnell gesagt.

Der Bibeltext gibt sich mit dem Bruch für immer nicht zufrieden. Er schlägt als nächsten Schritt das Gebet für diese Person vor.

Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

 

Ich finde den Bogen im heutigen Evangelium wunderbar, er wird oft übersehen und somit der letzte Schritt vergessen:

Am Beginn wird zum Gespräch mit ein bis zwei Zeugen motiviert und

am Ende das Gebet mit zwei bis drei Personen gelobt.

Gläubige Mensch suchen das Gespräch und beten zu Gott,

sie haben nicht weniger Probleme, aber mehr Lösungsmöglichkeiten.

 

Liebe Gottesdienstgemeinschaft hier in der Pfarrkirche St. Andrä und an den Radiogeräten

 

Mögen wir im Umgang mit Problemen auf Gottes Spuren bleiben:

Wahre Freunde sehen deine Fehler und weisen dich darauf hin. Falsche Freunde sehen deine Fehler und machen andere darauf aufmerksam.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lesung Römerbrief 13,8-10

Der Apostel Paulus weiß: Liebe ist eine Tatsache! Sie ist uns geschenkt. Sie hat Taten zur Folge. Worte wären zu wenig.

 

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom

Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe! Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren! und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.

 

Evangelium: Matthäus 18,15-20

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorstellung Pfarrgemeinde St. Andrä beim Radiogottesdienst

In der Sonnenstadt Lienz leben 12.000 Menschen. Drei katholische und eine evangelische Pfarrgemeinde bemühen sich, den christlichen Glauben in der Stadt wach zu halten und für die Menschen da zu sein. Die Pfarrkirche St. Andrä ist durch ihren beeindruckenden Kirchturm weitum sichtbar. Die Pfarrkirche gehört zu den Kunstschätzen der Stadt. Vermutlich gab es bereits im 5.Jahrhundert an dieser Stelle eine kleine Kirche. Das heutige gotische Kirchengebäude wurde im Jahr 1457 eingeweiht. Spuren der romanischen Kirche aus dem Jahr 1204 sind gut erkennbar.

Die Pfarre St. Andrä ist Dekanatspfarre des Dekanates Lienz.

 

Begrüßung und Hinführung

Liebe Gottesdienstgemeinde hier in unserer Pfarrkirche St. Andrä in Lienz und an den Radiogeräten in ganz Österreich. Ich heiße sie heute am Sonntag ganz herzlich willkommen und wünsche ihnen einen guten Sonntag. Es freut mich, dass wir miteinander Gottesdienst feiern dürfen.

 

Heute geht’s in den Bibelworten um meine Verantwortung für andere.

Verantwortung hat viel mit Antwort zu tun:

Sie ist die Antwort auf meine Aufgabe als Eltern, Kinder, Partner, Freunde und Weltbürger. Sie ist die Antwort auf eine Notsituation.

Bitten wir jetzt Gott um seine Kraft, damit wir unsere Verantwortung annehmen, und um sein Erbarmen, wenn wir versagt haben.

 

Kyrie, dazwischen Kyrieruf

Als Eltern fühlen wir uns verantwortlich für den Glauben unserer Kinder. Wenn diese aber andere Wege gehen, fällt uns das oft sehr schwer

 

Als Kinder fühlen wir uns verantwortlich für unsere Eltern, wenn diese hilfsbedürftig werden. Wenn wir mit ihrer Betreuung überfordert sind, fällt uns diese Verantwortung oft schwer.

 

Als engagierte Christinnen und Christen fühlen wir uns verantwortlich für unsere Pfarrgemeinde und die Kirche als Ganzes. In der heutigen Zeit für Christus und seine Kirche einzutreten, fällt uns oft sehr schwer

 

Viele von uns fühlen sich verantwortlich für mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt. Die vielen negativen Nachrichten, die wir jeden Tag hören, machen uns oft mutlos und verzagt.

 

 

 

Fürbitten

Gott, du vertraust uns die Welt an, unser Leben und auch die Verantwortung fürs Miteinander in der Welt. Um nicht in Mutlosigkeit oder Ellbogentechnik zu versinken, brauchen wir deinen Geist. So bitten wir heute ganz besonders:

 

Für Menschen, die vor schwierigen Entscheidungen stehen, die sich ohnmächtig fühlen und voller Zweifel sind.  Gott unser Vater

 

Für Menschen, die sich ausgenutzt, betrogen und verletzt fühlen. Für alle, denen Enttäuschung und Bitterkeit den Atem rauben.  Gott unser Vater

 

Für Menschen, die große Verantwortung allein tragen müssen, als Alleinerziehende, als Leitungspersonen in Krisensituationen. Gott unser Vater

 

Für Menschen, die die Schuld immer bei sich suchen, die gebückt gehen und sich selbst nicht verzeihen können.  Gott unser Vater

 

Für Menschen, die die Schuld immer bei anderen suchen, die hochnäsig urteilen und anderen nicht verzeihen können.  Gott unser Vater

 

Für Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht und als Friedensstifter wertvolle Dienste in ihrer Umgebung erfüllen Gott unser Vater

 

Für unsere Verstorbenen, die Verzeihung und Erlösung finden bei dir.

Gott unser Vater

 

Pr. Gott, wir benötigen deine Hilfe und deinen Segen. Du hast uns deine Gegenwart zugesagt, heute, morgen und die ganze Woche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text während der Kommunion:

wusstest du schon (wilhelm willms)

 

wusstest du schon, dass die nähe eines menschen
gesund machen
krank machen
tot oder lebendig machen kann

wusstest du schon, dass die nähe eines menschen
gut machen
böse machen
traurig und froh machen kann

wusstest du schon, dass die stimme eines menschen
einen anderen menschen
wieder aufhorchen lässt
einen der für alles taub war

wusstest du schon, dass das wort oder das tun eines menschen
wieder sehend machen kann
einen der für alles blind war
der nichts mehr sah
der keinen sinn mehr sah in dieser welt und in seinem leben

wusstest du schon, dass das zeithaben für einen menschen
mehr ist als geld
mehr als medikamente
unter umständen mehr als eine geniale operation

wusstest du schon,

dass das anhören eines menschen wunder wirkt
dass das wohlwollen zinsen trägt
dass ein vorschuss an vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt

wusstest du schon
dass tun mehr ist als reden
wusstest du das alles schon
wusstest du auch schon
dass der weg vom wissen
über das reden zum tun
unendlich weit ist

Details
  • Datum: 5. September 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 18,15-20