Predigt Wozu das Kreuz – Fest Kreuzerhöhung
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Predigt Wozu das Kreuz – Fest Kreuzerhöhung
Lesung: Numeri 21,4-9; Evangelium: Johannes 3,13-17
Bei welchem Ereignis im Leben von Jesus von Nazareth kommt der ganze Jesus am besten zum Vorschein? Wo leuchtet am klarsten auf, wer Jesus wirklich ist und wie er Gott und Mensch ist.
Manche sagen: Bei der Taufe Jesu: Dort kommt der Hl. Geist auf Jesus herab und die göttliche Stimme sagt es so klar: „Das ist mein geliebter Sohn!“ Im Blick auf das Markus-, Matthäus und Lukasevangelium würde ich antworten: Bei der Verklärung. Hier zeigt sich der ganze Jesus in seiner Fülle.
Kreuz als Erhöhung und Vollendung
Und das Johannesevangelium? Wo sehen wir dort am klarsten, wer Jesus ist? Die Antwort ist für uns zunächst ungewöhnlich: Am Kreuz! Johannes sagt: Schau auf den erhöhten Jesus am Kreuz, dann ahnst du, wer Jesus wirklich ist. Dieser Jesus stirbt nicht nur als gescheiterter, sondern als einer, dessen Leben zur Vollendung kommt und der damit dem Leid dieser Welt eine neue Richtung gibt. Es ist vollbracht! (Johannes 19,30) Die letzten Worte Jesu am Kreuz lassen sich auch übersetzen mit: „Das Ziel ist erreicht!“
Im Johannesevangelium ist der Ausdruck „Erhöhen“ sehr wichtig. Er kommt viermal vor und drückt zugleich das grausame Hinaufnageln an den Marterpfahl als auch das Erhöhen in einen höheren Rang aus. Diese Doppelbedeutung kommt bereits beim nächtlichen Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh 3,14) vor, von dem wir heute im Evangelium gehört haben. Jesus spricht davon in Worten vor einigen Juden (Joh 8,28) und bei seiner letzten öffentlichen Rede in Jerusalem (Joh 12,32.34): Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin (Johannes 8,28). Das Kreuz ist hier wie ein großer Magnet, der Menschen aufrichtet, die am Boden liegen.
Mit dieser Sicht des Kreuzes als Erhöhung und Vollendung wird das Leid nicht beseitigt, wohl aber in seiner Endgültigkeit entmachtet. Das Kreuz Jesu hat keinen Selbstzweck. Auf keinen Fall ist es eine Verherrlichung des Leides und des Kreuzes. Es zeigt vielmehr, dass das Kreuz nicht die Endstation ist. Jesus hat das Kreuz und den Tod überwunden.
Das Kreuz bewirkt Heil und Heilung
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat (Johannes 3,14–15).
Bei der Wanderung durch die Wüste Sinai kommt das Volk Israel in eine Gegend mit vielen Giftschlangen (Numeri 21,8–9). Diese beißen die Menschen und viele müssen sterben. Auf Geheiß Gottes errichtet Mose daraufhin eine große Fahnenstange und befestigt daran eine Schlange aus Kupfer. Er gibt den Auftrag: Wer von einer Schlange gebissen wird, soll sofort zur Kupferschlange aufschauen. Dann bleibt er am Leben. Und so geschieht es. Was dieses Ereignis genau bedeutet, verstehen wir heute nicht mehr. Es ist wohl auch ein Hinweis, dass wir uns in schwierigen Situationen den „Schlangen des Lebens“ stellen müssen. Wegschauen und die Augen verschließen wäre zu wenig.
Jesus vergleicht beim Gespräch mit Nikodemus seinen Tod am Kreuz mit der Kupferschlange des Mose. Die von verschiedensten „Schlangen“ Gebissenen müssen nicht sterben. In diesem Vergleich liegt eine große Zusage, dass alle, die auf den gekreuzigten Jesus blicken, in den „Schlangenbissen ihres Lebens“ Heil und Heilung erfahren. Wer an Jesus glaubt, wird zwar in dieser Welt sterben, aber dennoch das ewige Leben haben. Jesus Worte Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen (Johannes 12,32–33) unterstreichen, dass sein Kreuzespfahl wie ein weltweiter Magnet ist, der die Menschen ins Reich des ewigen Lebens zieht.
Fest der Kreuzerhöhung am 14. September und die Hl. Helena
Am 14. September feiern wir in der Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Das Fest geht auf das Jahr 335 zurück. Am 13. September 335 wurde in Jerusalem die Grabes- und Auferstehungskirche eingeweiht und am Tag nachher, also am 14. September – das Kreuz Jesu feierlich zur Verehrung in die Kirche gebracht und verehrt. Hintergrund ist das Auffinden des Kreuzes durch die Kaisermutter Helena.
Die Hl. Helena ist die Mutter von Kaiser Konstantin, der am Beginn vom 4. Jahrhundert das Christentum erlaubte. Helena hat ihren Sohn sehr bestärkt, auf das Christentum zu setzen. Die Legende berichtet, dass Helena eine Wallfahrt nach Jerusalem mit dem Ziel machte, das Kreuz Jesu zu finden. Ihre Mitarbeiter fanden schließlich drei Kreuze in der Nähe des Golgotahügels. Sofort entstand die Frage, ob dies die Kreuze von Jesus und den beiden Verbrechern an seiner Seite waren und mehr noch, welches das Kreuz von Jesus ist. Die Legende berichtet, wie die Frage geklärt wurde. Man holte eine kranke Frau – einer anderen Legende zufolge war es eine tote Frau oder ein toter Stier – und legte diese auf das erste Kreuz. Es geschah nichts. Dann auf das zweite Kreuz, es geschah wieder nichts. Beim Kontakt mit dem dritten Kreuz stand die kranke Frau geheilt auf und pries Gott. Somit war klar: Das ist das Kreuz Christi.
Kreuzerhöhung damals und heute
Wir begegnen oft dem Kreuz Christi: Es gibt wohl keine Kirche ohne ein Kreuz. Vielen Menschen tragen ein Kreuz als Schmuck am Hals. Bei Prozessionen, auch beim Begräbnis gehen die Ministranten mit dem Kreuz voran. Wir kennen Wegkreuze und Gipfelkreuze.
Ich bin froh um diese Kreuze. Sie erinnern mich an Jesus und daran, dass er für uns gestorben ist. Ich kann nicht nachvollziehen, dass einige darin ein Symbol von Macht und Unterdrückung sehen.
Details
- Date: 13. September 2025
- Preacher: Franz Troyer
- Passage: Johannes 3,13-17