Rom 8. Mai 2025 – ein Geschenk des Himmels
Am Morgen des 8. Mai ahnte noch niemand von unserer Pilgergruppe aus Tirol unter der Leitung von Dekan Franz Troyer und Ferdinand Treml, was der Tag bringen wird. Für uns war klar: wir besuchen zuerst die große Kirche St. Paul vor den Mauern und durchschreiten dort die Hl. Pforte. Dann gehen wir zu Fuß auf der Via delle Sette Chiese (Straße der sieben Kirchen) von der Pauluskirche zur Sebastiankirche. Auf diesem Weg pilgern schon seit Jahrhunderten alle Menschen, die in Rom die Wallfahrt der sieben Kirchen machen und dabei neben den vier Hauptkirchen Petersdom, Pauluskirche, Lateran und Maria Maggiore noch die Sebastiankirche, Santa Croce und San Lorenzo besuchen. Nach der Besichtigung der Sebastiankatakombe spazierten wir noch einen kleinen Abschnitt auf der berühmten Römerstraße Via Appia und fuhren dann zur Tiberinsel, um dort in der Kirche des Hl. Bartholomäus am Grab des Apostels die Hl. Messe zu feiern. Die Pfarrkirchen in Grafendorf/Gaimberg und Nikolsdorf sind diesem Heiligen geweiht. Nach der Messe war spürbar: Wir wollen so schnell als möglich zum Petersplatz, um dort zu erleben, welcher Rauch vom Kamin der Sixtinischen Kapelle aufsteigt. Bereits in der langen und breiten Straße Via della Conciliazione warteten hunderte Reporter und tausende Menschen. Wir schafften es, durch die Menschenmassen hindurch bis zu den Kontrollen zu kommen, die in den Petersplatz führten. Hurra geschafft! (Einige unserer Pilgergruppe kehrten um, da sie die große Menschenmasse scheuten.) Kurz nach 18 Uhr machten wir ein Gruppenfoto und dann ging plötzlich der Jubel los, da am Dach der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch aufstieg. Bald marschierten die Schweizer Gardisten und die Vatikanische Musikkapelle auf und stellten sich in Reih und Glied am Fuß des Petersdoms auf. Der Balkon an der Fassade der Kirche, auf dem bald der neue Papst herauskommen wird, war bereits geschmückt. Warten, Vermutungen, Fotos und dann erfolgte die berühmte Ankündigung „Annuntio vobis gaudium magnum; habemus Papam“ Am Balkon stand – zunächst sichtlich gerührt und den Tränen nahe – Robert Prevost aus Chicago, der den Papstnamen Leo XIV wählte. Mein erster Gedanke: Ich kenne ihn nicht, mein zweiter Gedanke: Die Namenswahl greift wohl die große Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ auf, die Papst Leo XIII im Jahr 1891 geschrieben hatte.
Die ersten Worte des neuen Papstes lösen große Freude und Hoffnung in mir aus: „Der Friede sei mit euch allen! Liebe Brüder und Schwestern, dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des Guten Hirten, der sein Leben für die Herde Gottes hingegeben hat. Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eingeht, eure Familien erreicht, alle Menschen, wo immer sie auch sind, alle Völker, die ganze Erde. Der Friede sei mit euch! Dies ist der Friede des auferstandenen Christus, ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beharrlich. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt. Wir hören noch immer die schwache, aber stets mutige Stimme von Papst Franziskus, der Papst, der Rom segnete, der an jenem Ostermorgen der Welt, der ganzen Welt seinen Segen gab. Gestattet mir, an diesen Segen anzuknüpfen: Gott liebt uns, Gott liebt euch alle und das Böse wird nicht siegen! Wir alle sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander, weitergehen! Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden. Helft auch ihr uns, und helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt. Danke, Papst Franziskus!“
Neben uns stehen Studenten aus Südamerika und eine Gruppe aus Oberösterreich. Diese wissen, dass der neue Papst aus Chicago kommt und lange Zeit in Peru gewirkt hat. Sein Lächeln und sein schönes Italienisch stecken an. Beim abschließenden Segen „Urbi et orbi“ macht das dreijährige Kind aus Vietnam, das mit seinen Eltern neben mir steht, ganz andächtig das Kreuzzeichen. Ich bin gerührt.
Wir blieben noch mehr als eine Stunde am Petersplatz, um die Stimmung zu genießen. Dann ging es von der Piazza zu einer Pizza in der Nähe unserer Unterkunft. Dankbar falle ich nach Mitternacht ins Bett. Ich durfte bei einem großem Weltereignis dabei sein.
Ich wünsche dem neuen Papst viel Segen, Kraft und auch Erfolg, die verschiedenen Gruppen und Anliegen unserer Welt und Kirche zusammen zu halten. Die Vorzeichen stehen gut.
Dekan Franz Troyer