Beschreibung

Pfingstansprachen 2020 durch P. Andreas Steiner MSJ

Pfingstgebet 2020 in der Pfarre St. Andrä

 

Impuls am Pfingstsamstag - Quellen des Lebens

Johannes 7,37-39

                                                                 

Wie kostbar Wasser ist, wurde mir durch meine Besuche in Brasilien bewusst. Mein Mitbruder P. Hans Schmid aus dem Paznauntal wurde in dem großen Trockengebiet im Nordosten Brasilien zum großen Brunnenbauer. Mit Spenden aus Tirol hat er über 80 Tiefbrunnen errichtet, die aus einer Tiefe von ca. 100 Metern frisches und sauberes Wasser aus der Erde holt. Das ist ein Segen für Menschen und Tiere und die erste Voraussetzung, dass die Landbevölkerung im Trockengebiet nicht in die Großstädte abwandern. P. Hans Schmid hilft mit, dass viele Menschen mit Wasser aus der Tiefe versorgt werden. Er erschließ den Menschen auch eine andere ergiebige Quelle, die Botschaft von Jesus Christus. Dieser zweifache Dienst von P. Schmid erinnert mich an ein Wort von der Hl. Theresa von Avila. Sie hat einmal gesagt, in unserem christlichen Leben gibt es mindestens zwei Wasserstellen. Die eine müssten wir selbst graben und dafür sorgen, dass sie regelmäßig Wasser enthält. Bei der anderen, der besseren, geht es einfach darum, „zu warten, bis das Wasser aufsprudelt“.

Jesus als Quelle lebendigen Wassers

Jesu offenbart sich als eine Quelle lebendigen Wassers, wenn er sagt: „Wer Durst hat komme zu mir.“ (Johannes 7,37) Diese Quelle ist noch mehr als das Wasser aus dem Wasserhahn. Es ist ein geheimnisvolles und göttliches Wasser! Im Evangelium heißt es weiter: „Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.“  Das ist die Energiequelle des Herzen Jesu: der Geist der Liebe, der Barmherzigkeit und des neuen Lebens, das alles durchströmt. Aus dieser Energiequelle des Herzens Jesu gehen die Sakramente und die ganze Kirche hervor. Wie können wir dieses lebendige Wasser unseres christlichen Glaubens weitergeben? Das ist wohl die brennende Frage, die Eltern, Priester, Pastoralassistenten, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Pfarre, Religionslehrer und Religionslehrerinnen begleiten. Ein Mitbruder, der über 30 Jahre als Missionar in Afrika wirkte und anschließend in Deutschland in einer Pfarre eingesetzt wurde, hat einmal gesagt: Wir säen nicht auf ein Mistbeet, sondern auf Beton. Diese negative Erfahrung möchte ich ein wenig relativieren. Auch auf einer Betonwand können Kletterpflanzen emporwachsen und einen Halt finden.

 

Gleichnis vom Sämann

Für unsere Bemühungen, das Kostbarste unseres Lebens, unseren Glauben weiter zu geben, zeigt uns Jesus selbst im Gleichnis vom Sämann und der Saat (Lukas 8). Er vergleicht unsere Bemühungen mit einem Bauer in Israel, der seine Ernte einem Land abringt, das jeden Augenblick wieder zur Wüste werden kann. In diesem Bild will Jesus uns sagen: Auch wenn wir in der Aussaat unseres Glaubens den Eindruck haben, vieles ist umsonst, so dürfen wir nicht vergessen, dass es doch Körner gibt, die Wurzeln schlagen, zur Ernte reifen und Frucht bringen. Vielleicht ist es manchmal wie bei der Wintersaat, die Samenkörner bleiben lange unter der Erde verborgen und doch gehen sie auf und bringen Frucht.

Das, was Jesus in Galiläa mit der kleinen Schar von unbedeutsamen Frauen und Männern begann, das ist geblieben bis in unsere Gegenwart: Sein Wort, auch wenn es auf steinigen Boden viel, ist nicht untergegangen, es wird auch heute an allen Orten der Erde verkündet. Mit diesem Beispiel vom Sämann will der Herr uns allen Mut machen, die sich um die Weitergabe des Glaubens bemühen. Resignation widerspricht dem Christsein zutiefst. Dabei braucht es auch Geduld: Wir wollen ja oft schnell Ergebnisse, Wirkungen, Vorweißbares und greifbaren Nutzen. Im Blick auf unseren Erlöser können wir Geduld lernen, wenn wir an das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum denken, oder an das Unkraut mit dem Weizen. In Jesus hat sich die Prophezeiung des Jesaja erfüllt: Er löscht den glimmenden Docht nicht aus und er zerbricht nicht das geknickte Rohr. Das ist das schönste Bild für die Geduld Gottes!

In unserem Gymnasium in Salzburg mache ich immer wieder die Erfahrung, dass unter den jungen Menschen Suchende sind und Durst haben nach Lebenssinn, nach einer gelungenen Familie, nach Gemeinschaft, nach religiösen Fragen, nach Glauben und Glaubenshilfen. Manchmal höre ich: Ich würde gerne glauben, aber wie geht das. Für mich sind das Hoffnungszeichen. Meine Sorge besteht darin, werden unsere jungen Leute in Zukunft genug Menschen antreffen, die über den christlichen Glauben, der sie erfüllt, Rede und Antwort geben können?

 

Wer Durst hat komme zu mir.

Dieses Wort Jesu hat auch heute seine Gültigkeit. Viele Menschen kennen Christus nur oberflächlich oder gar nicht. Durch die Taufe und Firmung sind wir berufen und gesandt, den Menschen Christus zu zeigen. Wir sind lebendige Zeugen. Wenn nur mehr Steine Zeugnis von Christus geben würden und nicht mehr glaubende Menschen in der Gegenwart, dann wäre das schlimm. Von unserem Glauben Zeugnis geben, das war immer schon die wichtigste Mission.

„Wer Durst hat komme zu mir.“ Bei Bergtoren habe ich oft direkt an den Wasserquellen meinen Durst stillen können. An einer Quelle, aus der frisches und klares Wasser aus dem Berg hervorsprudelte. Manchmal habe ich auch eine Rast eingelegt, um dieses Wunder der Natur zu bewundern. Ich kann sie nur einladen, wenn sie die Gelegenheit haben das sprudelnde Wasser zu betrachten, zu horchen, zu schauen und zu trinken. Das Wasser kann für uns alle zu einer Lehrmeisterin werden für das Wasser, das aus den Herzen Jesu strömt. Wir brauchen Quellen, die unser Glaubensleben lebendig erhalten. Ich möchte ein paar Lebensquellen nennen.

 

  1. Eine ganz wichtige Quelle für uns Christen ist die Hl. Schrift

Die Bibel ist für uns eine Quelle der Kraft, der Orientierung und Wegweisung.                     Aus diesem Brunnen dürfen wir aus einer unfassbaren und unergründlichen Tiefe des Hl. Geistes schöpfen. Die Bibel ist zu kostbar, dass sie unentdeckt im Wohnzimmer oder in der Stube steht. Der hl. Hieronymus sagt: „Die Heilige Schrift nicht zu kennen heißt, Christus nicht zu kennen“. Freilich brauchen wir manchmal mit dem Umgang mit der Bibel auch Hilfe. Ihr Pfarrer Franz Troyer hat sich durch ein Bibelstudium spezialisiert. Ich gratuliere Ihnen für diesen Seelsorger, der selbst aus der Quelle der Hl. Schrift schöpft und ihnen diese Botschaft erschließt.

  1. Eine weitere Quelle ist unser Glaube.

Der Glaube schenkt uns eine Quelle aus der Tiefe. Glaube ist nicht das Ergebnis eines Theologiestudiums, vom umfangreichen Wissen, von klugen Gedanken und schlauen Argumenten, sondern nach christlichem Verständnis ist Glaube ein Geschenk des Hl. Geistes. Wer heute glaubt, glaubt aus Überzeugung. Unser Glaube ist etwas Schönes, etwas Sinngebendes und etwas Erfüllendes. Ich kann sie nur einladen, den Glauben zu teilen und immer wieder in Gemeinschaft den Glauben zu feiern. Die volle Wahrheit haben wir in der Welt nie, aber wir erleben im Glauben einen Durchbruch von einem Licht, das die Welt nicht geben kann:

Das Leid bekommt einen Schimmer der Hoffnung,

das Gewissen kann sich deutlicher orientieren,

Feste und Zeiten im Kirchenjahr bekommen Farbe und Inhalt,

die lähmende Kälte der Schuld spürt den wärmenden Strahl der Barmherzigkeit Gottes,

der Tod wird zur Heimkehr.

Der Glaube führt uns zu unseren inneren Quellen. Aus diesen inneren Quellen schöpfen wir alle. Wir alle werden von einer inneren Kraft des Hl. Geistes beschenkt. Wir alle haben in unserem Leben auch schöne und helle Erfahrungen, die Erfahrungen aus unserer Kinder- und Jugendzeit, an die wir uns gerne erinnern. Auch aus dieser Quelle können wir Kraft schöpfen.

  1. Wichtige Menschen

Auch der Ehepartner, die Familie, Kinder, Enkelkinder und wertvolle Menschen sind Kraftquellen. Ich muss nicht immer aus meiner eigenen Kraft, aus meinen eigenen Ideen und Leistungen schöpfen. Vertrauen wir, dass in mir etwas ist das größer ist, als ich selber. Aus meinen Herzen fließt etwas heraus, das unser Leben fruchtbar macht und zum Segen für andere Menschen wird.

 

Es gibt auch Quellen, die trüb sind und unseren Durst nicht stillen können

Viele Menschen sind erschöpft und ausgebrannt. Burnout ist eine häufige Diagnose. Erschöpft ist man, wenn man aus trüben Quellen schöpft. Ich kenne Menschen, die sich selbst unter Druck setzen, sie bewerten sich selbst zu negativ, sie vergleichen sich mit anderen Menschen. Sie kommen von einem übertriebenen Perfektionismus und Fehlervermeidung nicht los. Sie arbeiten viel, um nicht angreifbar zu sein. Das sind alles trübe Quellen und führen sehr schnell zur Erschöpfung. Wer aber erschöpft ist, wird unzufrieden, verliert seine Kreativität. Trübe Quellen entspringen nicht aus unserem Inneren. Sie sind nicht die Frucht des Hl. Geistes. Solche trüben Quellen können wir nicht immer ausweichen. Sie beeinflussen und verunreinigen das Klima und das Miteinander. Wenn ständig neben uns jemand nörgelt, schimpft und kritisiert. Wenn wir von Menschen umgeben sind, wo wir den Eindruck hat, sie sind ständig in der Dunkelkammer, um Negative auszuarbeiten. Da ist es immer wieder notwendig auf Distanz zu gehen. Ruhig und Still zu bleiben. In der Stille kann sich das Trübe setzen, wie der Schmutz in einem Wasserglas.

 

  1. Reinigende und heilende Quelle der Umkehr

Ich möchte noch auf eine wichtige Quelle hinweisen, die uns Jesus selbst schenkt. Wir haben nicht nur mit der Umweltverschmutzung ein Problem. Es gibt aber auch in unserem ganz persönlichen Bereich, in unserem Inneren Belastendes und Lähmendes.  Das was uns in unserem Herzen belastet und viel Kraft wegnimmt, steigt immer wieder wie ein schwerer Herbstnebel aus der Tiefe meiner Seele auf. Wie gehen wir damit um? Oft geschieht das durch Verdrängen, durch ein wortreiches Zerreden oder andere verantwortlich machen. Es gibt viele Beispiele, wo wir unsere Dinge veredeln, abschwächen und verharmlosen. Dadurch verschmutzen wir unsere inneren Lebensquellen.

Das Markusevangelium beginnt mit dem Aufruf: „Kehrt um und glaubt an das Evan­gelium!“ Umkehr, Umdrehen und sich Wegdrehen von unseren Sünden sind das Entscheidende. Das ist die reinigende und heilende Quelle, die uns der Herr im Bußsakrament schenkt. Wenn wir in der Beichte vor Gott alles aussprechen, was uns belastet, dann spüren wir die innere Erleichterung, die heilende und belebende Quelle des Hl. Geistes. Nur Christus kann uns das Wort zusprechen: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ Dieses sakramentale Wort, das uns sonst kein Mensch sagen kann, schenkt uns inneren Frieden, die innere Heilung bringt und eine Wende zum Positiven, zu einer Rückkehr zu den Quellen des Hl. Geistes.

Christus hat gezeigt, dass er überall dort, wo nur der gute Wille und der Ansatz zur Umkehr aufblüht, dem betreffenden Menschen mit seiner überwältigenden Liebe entgegenkommt: Dem Schächer am Kreuz, der Sünderin und in den Worten Jesu: „Über einen Sünder, der umkehrt, ist im Himmel mehr Freude als über 99 Gerechte.“ Die Botschaft von der Umkehr gehört zu den wunderbaren und heilenden Quellen des Glaubens. Wer das erfahren hat, wird immer wieder zu dieser sündenbefreienden Quelle zurückkehren. Diese Quelle wieder neu zu entdecken ist ein Anruf in unserer Zeit der Umweltbelastung.

 

Am Ende meiner Predigt kehren meine Gedanken noch einmal in das große Trockengebiet im Nord Osten Brasiliens zurück. P. Hans Schmid hilft mit, dass Menschen mit Wasser aus der Tiefe der Erde versorgt werden. Er erschließ den Menschen auch eine andere ergiebige Quelle, die Botschaft von Jesus Christus. Beides braucht der Mensch. Vom Beiden leben wir: Vom Wasser, das Leben schenkt und von den Quellen, die aus dem Herzen Jesu strömen.

Ich bitte den Hl. Geist um die Erkenntnis, die die Menschen schon vor 3000 Jahren im Gebet der Psalmen (Psalm 36,10) zum Ausdruck brachten:  Bei dir Gott ist die Quelle des Lebens.

 

Impuls Pfingstsonntag: Die 7 Glocken von St. Andrä laden zur Freude an Gott ein                               

Johannes 20,19-21

 

Vor 43 Jahren wurde ich hier in der Pfarrkirche St. Andrä zum Priester geweiht. Damals waren fünf Weihekandidaten aus Osttirol. Jedes Jahr, wenn ich im Urlaub bin, komme ich hier her und erinnere mich dankbar an meine Priesterweihe, an den schönsten Tag meines Lebens. Ich setze gerne Schritte hier herein:

 

Schritte in die Kirche hinein

Der erste Schritt herein in die Kirche St. Andrä ist ein Schritt in die Schönheit und strahlende Freude. Hier erleben wir unseren Glauben als Freude, als den Jubel der Erlösten. Hier erfahren wir Gottes Gegenwart, Gottes Hl. Geist. Der Alltag, aus dem wir kommen, ist all zu oft laut, hektisch, negativ, oberflächlich und kritisch. Das geht nicht spurlos an uns vorbei. Wir brauchen eine Alternative, ein Gegenstück zum grauen Alltag, das die Welt nicht bieten kann, ein Stück Himmel am Sonntag. Das war das große Anliegen der Erbauer dieser Kirche. Durch diesen Raum schwebt das Wort Jesu, das er zu seinen Jüngern gesagt hat: „Ich habe zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei, und damit ihr diese Freude in Fülle habt (Johannes 15,11).“ Dieses Wort übersetzt dieses Gotteshaus in Licht und Farbe, in Silber und Gold.

 

Der zweite Schritt führt zum Altar, zur Mitte unseres Glaubens. Das ist ein Schritt zum Wesentlichen, zum Fundamentalen und zum Zentrum unseres Glaubens, zur großen Begegnung mit dem auferstandenen Christus. Hier geschieht genau das, was damals in Jerusalem geschah. Hier geht es uns so, wie dem Jüngerkreis: „Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herren sahen.“ (Johannes 20, 20)                                                                                                                                         Wenn in einer Familie eine gute Kultur des Miteinander und des Zusammenhaltens aufblühen und gelingen soll, braucht es das Gespräch und die regelmäßige Versammlung um den Tisch in der Küche oder in der Stube.  So hat Christus für seine Gemeinde auch diese Versammlung um den Tisch des Wortes Gottes und um den Tisch des Brotes, der Heiligen Eucharistie vorgesehen. Er selbst ist diese unsichtbare, geheimnisvoll Mitte der Gemeinde. Wenn wir diese Mitte lockern oder sogar verlieren, dann lösen sich die Bindungen auf und wir kommen aus dem religiösen Gleichgewicht. Die sonntägliche Versammlung um den Altar brauchen wir, davon leben wir. Schon die Christen in der Urkirche haben festgestellt, ohne die sonntägliche Versammlung können wir nicht leben. Vielleicht begreifen wir gerade in der Coronakrise, wo kein Pfarrgottesdienst stattfinden konnte, dass uns etwas Wesentliches gefehlt hat.

 

„Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herren sahen.“ (Johannes 20, 20)                                                                                                                                         Ich hoffe und wünsche, dass wir hier in der St. Andrä-Kirche immer wieder von der Freude über die Anwesenheit Gottes gestärkt und innerlich erfüllt werden. Eine Frau sagte mir einmal: „In meiner Heimatkirche fühle ich mich am wohlsten.“ In unserer Heimatkirche ist es eine große Freude für die Familie und alle, wenn hier jemand die Sakramente der Taufe und der Firmung empfängt und zum ersten Mal zur Heiligen Kommunion geht, die kirchliche Trauung vollzieht und im Bußsakrament das befreiende Wort Jesu empfängt: Deine Sünden sind dir vergeben. Hier in der Pfarrkirche werde ich auch auf meinen letzten irdischen Weg begleitet zur endgültigen Heimat bei Gott.

 

Die 7 Glocken an eurem Kirchenturm ist eine Einladung zum Gebet und zum Gottesdienst. Unabhängig ob die Einladung angenommen wird oder nicht. Sie laden die Christen zum Schritt herein in diese strahlende und lichterfüllte Kirche. Die Glocken rufen zur Mitte unseres Glaubens, zum Altar, um Christus im Wort und in der Eucharistie zu begegnen. Das ist das Kostbarste, was wir Christen haben. Hier werden wir mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt, wie der Menschen damals zu Pfingsten in Jerusalem.

Der Apostel Paulus spricht im Brief an die Galater von sieben Früchten des Hl. Geistes (Gal 5,22): Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue. Diese sieben Früchte des Hl. Geistes möchte ich mit dem sieben stimmigen Geläute eurer Kirche vergleichen und ich beginne gleich mit der

 

  1. Glocke der Freude.

Die Freude an Gott ist unsere Kraft (Nehemia 8,10), so lesen wir im alttestamentlichen Buch Nehemia. Die Freude ist ein großes Geschenk des Auferstandenen und des Hl. Geistes. Die Freude ist so etwas wie eine Schwungkraft der Seele. Echte Freude entspring und entfaltet sich im eigenen Herzen. Vergnügen, Spaß und Unterhaltung kann man kaufen. Freude muss man sich schenken lassen.

Die biblische Botschaft ist eine Botschaft der Freude. Das AT stellt die Freude zweihundertmal, das NT hundertmal in die Mitte des gläubigen Lebens. Der bekannte Theologe und Philosoph Eugen Biser hat einmal gesagt, dass der Verlust der Freude an unserem Glauben zu den großen Krisen unserer Zeit zählt. Bitten wir den Hl. Geist, dass er uns in der Freude stärke und uns die innere Schwungkraft der Freude schenkt.

 

  1. Glocke des Friedens

Eine Glocke mahnt und wirbt um den Frieden. Dieser Klang muss eindringlich sein. Im Pfingstevangelium spricht uns heute der Auferstandene gleich dreimal den Frieden zu. Der Friede ist eine besondere Frucht des Hl. Geistes. Wir dürfen in Österreich 75 Jahre in Frieden leben. Dennoch sind so viele Menschen unzufrieden.  Die Arbeit am Frieden im Sinn der Bergpredigt ist ein schweres Handwerk und eine ständige Baustelle: Für die Kirche, für die Politik und für alle, die nicht müde werden, sich für den Frieden einzusetzen.                                                                                                            Papst Franziskus wird nicht müde die Menschen zum Frieden zu mahnen und für den Frieden zu beten.  Die Glocke des Friedens lädt uns alle ein, Frieden zu halten, den Frieden zu suchen und vor allem um den Frieden zu beten: Für den Nahen Osten und in den vielen Krisengebieten der Welt. Wir können in unserer Ohnmacht nur beten:  Heiliger Geist, du Friedensbringer, rühre die Herzen der Menschen an und gib uns Gedanken des Friedens und der Versöhnung.

 

  1. Glocke der Langmut

Einen bescheidenen Glockenklang gilt der Langmut, eine Frucht des Hl. Geistes.                                                                                               Die Langmut ist eine große Tugend. Gottes Langmut ist kein Ausdruck von Schwäche, sondern zeigt seine grenzenlose Liebe. Petrus drückt es am Ende seines Lebens so aus: „Der Herr ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verlorengehen, sondern dass alle zur Umkehr kommen“. Langmut ist die Fähigkeit, Dinge, die man nicht ändern kann, auch anzunehmen und zu ertragen. Diese Dinge sind uns nicht unbekannt. Wir müssen manchmal ärgerliche und schmerzliche Situationen hinnehmen.

 

  1. Glock der Freundlichkeit

In dem mehrstimmigen Glockengeläute dürfen wir den Klang der Freundlichkeit nicht überhören. Wir sollten freundliche Menschen sein. Das ist doch hochaktuell. Die technische Entwicklung und die vielen Kommunikationsmöglichkeiten unserer Zeit bringen keineswegs mehr Atmosphäre der Freundlichkeit, Menschlichkeit, Liebe und Wärme in die Welt. Wir sehnen uns nach freundlichen Menschen in den Behörden, in der Politik, in der Kirche, im Krankenhaus, in der Schule und überall, wo wir Menschen begegnen. Es geht nicht um große Dinge, sondern um kleine Zeichen, die wertvoll sein können: Ein kleines Lächeln, ein freundlicher Blick, ein gutes Wort, ein Lob, ein offenes Herz, eine helfende Hand, ein wenig Zeit, ein herzliches Danke. Es braucht nicht viel, um die Welt etwas freundlicher und herzlicher zu machen.

 

  1. Glocke der Güte

Ein weiter Glockenklang erinnert uns an die Tugend der Güte. Wir sind dankbar, wenn wir Menschen begegnen, die Güte, Herzenswärme, Wohlwollen, Nachsicht und Barmherzigkeit ausstrahlen. Gott ist durch und durch von seinem innersten Wesen gut, barmherzig von wahrer Liege erfüllt, wie es die Hl. Schrift ausdrückt. Wenn schon Gott zu uns gut und barmherzig ist, umso mehr müssten auch wir zu den Menschen gut und barmherzig sein.

 

  1. Glocke der Treue

Schließlich hören wir aus dem mehrstimmigen Geläute den Dank der Treue Gottes zu uns Menschen. Diese Treue ist ungebrochen und unverändert. hunderte Male spricht die Hl. Schrift von dieser Treue Gottes. Wenn wir untreu werden, so bleibt er doch treu. Ich möchte allen danken für die Treue im Glauben, für die Treue in der Ehe, für die Treue in der Mitarbeit in der Pfarrgemeinde, für die Treue der Seelsorger, der Ordensleute und allen, die im Dienst der Menschen stehen: den Vereinen, in Organisationen und allen, die die Treue im Helfen und Gutsein üben. In der Bildsprache des AT werden treue Menschen als Zeltpflock bezeichnet, der fest im Boden steckt. Solche Frauen und Männer mit einem guten Stehvermögen im Alltag brauchen wir!

 

  1. Glocke der Liebe

Nun möchte ich die größte Glocke, die Christkönigsglocke von St. Andrä zum Schwingen bringen. Die Glocke der Liebe, wie der Apostel Paulus sagt: „die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“ (Römer 5,5).“ Sie verkündet die Liebe als das größte Gebot. Die Gottes- und die Nächstenliebe, der wir nie ganz entsprechen können. Die Liebe ist es, die uns mit Gott in Verbindung hält, die Atmosphäre der Liebe ist es, die unsere Ehen, Familien, Freundschaften, Gemeinschaften, Vereine, Gemeinden und Liebespaare zusammenhält. Gott wird uns einmal nicht sosehr nach unseren Leistungen fragen, sondern nach der Liebe!                                                                                                       Die Christkönigsglocke von St. Andrä ist die große Botschafterin der Liebe.                              Eine Liebe, die ausgegossen ist in unseren Herzen durch den Heiligen Geist.

 

Schritte herein und der Schritt hinaus

Zusammenfasend nenne ich noch einmal den

  1. Schritt herein in diese Kirche in die Schönheit und strahlende Freude. Den
  2. Schritt zum Altar, zum Auferstandenen, zum Fundament unseres Glaubens.
  3. Schritt. Schließlich gibt es noch einen 3. Schritt: Den Schritt aus dem Haus Gottes hinaus auf ein raues Pflaster des Alltags, hinaus in eine unfertige Welt und in eine unfertige Kirche in einer belastenden Welt. Der Schritt hinaus ist der Schritt in unsere Sendung, in unsere Verwirklichung des Glaubens im Heute, im Aufbau der Pfarrgemeinde, der Kultur der Liebe und des Miteinander der Christen, im helfenden Dienst der verschiedenen Nöte der Menschen weltweit.

Bitten wir den Hl. Geist, dass wir das, was wir hier in unserer Pfarrkirche St. Andrä empfangen, in unseren Alltag hinaustragen: Die Freude am Glauben und die Früchte des Hl. Geistes. Lassen wir uns vom Heiligen Geist berühren. „Löscht den Geist nicht aus!“ (Thessalonicher 5,16)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impuls Pfingstmontag: Berührungen durch den Hl. Geist

Löscht den Geist nicht aus! Thessalonicherbrief 5,16

 

Wenn wir ein Museum besuchen, finden wir vor Kunstwerken und wertvollen Bildern den Hinweis: „Bitte nicht berühren!“  Bitte sich nicht gegenseitig berühren und Abstand halten, das fordern auch die Corona-Schutzmaßnahmen.

Anders war es beim ersten Pfingstfest in Jerusalem. Der Jüngerkreis und die Menschen, die versammelt waren, wurden ordentlich vom Hl. Geist berührt und durcheinandergebracht. Da kam vom Himmel her ein gewaltiges Brausen, ein heftiger Sturm, Zungen wie vom Feuer. Alle wurden vom Hl. Geist erfüllt und berührt. Mit diesem Pfingstgeist wurden wir alle in der Taufe und bei der Firmung berührt. Mit Chrisam hat uns der Priester im Namen des dreifaltigen Gottes zärtlich berührt und gesalbt. Salbung ist immer Zeichen des Hl. Geistes.  Dieser Geist Gottes umgibt uns wie die Luft um uns herum, er wohnt in uns wie der Atem. Im Geist Gottes leben und bewegen wir uns. Feuer, Wind, Hauch, Atem Gottes, das sind Zeichen für den Hl. Geist, der uns dauernd in Berührung mit Gott bringt. Kinder spüren und verstehen, ob in der Familie oder in der Schulklasse ein guter oder schlechter Geist herrscht. Sie können sehr wohl zwischen einem guten Geist und einem Ungeist unterscheiden. Der Hl. Geist schenkt uns die Fähigkeit Gutes und Böses zu unterscheiden. Das Entscheidendste ist, dass wir uns vom Geist Gottes berühren lassen.

 

Der Hl. Geist berührt uns durch Erinnerungen

Der Hl. Geist erinnert uns an alles, was Gott für uns Menschen getan hat und auch heute für uns tut. Manchmal sind wir vergessliche Menschen und denken zu wenig an dem, der alles in seinen Händen hält. Bereits vor 3.000 Jahren wurde in der Hl. Schrift, im Buch Deuteronomium folgendes niedergeschrieben: „Wenn der Herr, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt, ein Land, in dem du nicht armselig dein Brot verdienen musst, in dem es dir an nichts fehlt, dann nimm dich in acht und vergiss den Herrn, deinen Gott nicht, missachte nicht seine Gebote. Und wenn du gegessen hast und satt geworden bist und prächtige Häuser gebaut hast und sie bewohnst, wenn deine Rinder, Schafe und Ziegen sich vermehren und Silber und Gold sich bei dir häuft und dein gesamter Besitz sich vermehrt, dann nimm dich in Acht, dass dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst.“

Wenn wir das hören, dann könnten wir den Eindruck haben, dass der Verfasser diese Erfahrungen heute in Osttirol für die vergesslichen Menschen niedergeschrieben hat. Die Gottvergessenheit ist immer aktuell. Die Coronakrise erinnert uns an unsere Grenzen, an das, was wir nicht machen können, was im Leben wirklich zählt, was das Wesentliche für uns Christen ist. Vor allem dürfen wir unsere Erlösung nie vergessen: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

 

Der Geist Gottes berührt uns in der Dankbarkeit

Beim gedankenlosen, oberflächlichen Menschen kann die Grundstimmung der Dankbarkeit nicht aufkommen. Wenn wir nachdenken, dann wird uns bewusst, dass viele Dinge in unserem Alltag zu Selbstverständlichkeiten verblassen: Angefangen vom klaren und sauberen Quellwasser in unseren Wohnungen bis zum Sattsein und einer angemessenen medizinischen Versorgung. Was für Millionen von Menschen ein Traum wäre, ist für uns eine Alltäglichkeit, über die wir manchmal zu wenig nachdenken. Die Hl. Schrift weist auf die Dankbarkeit hunderte Mal hin. Viele Psalmen und Gesänge, die Briefe des Paulus und die Gebete Jesu verströmen Dankbarkeit. Jesus heilt 10 Aussätzige. Aber nur einer von den Geheilten kehrt zurück und dankt und lobt Gott mit lauter Stimme. Undank ist der Welten Lohn. Das trifft leider immer wieder zu. Wer dankbar ist, ist nicht weit von Gott. Denn die Dankbarkeit will und fordert einen Ansprechpartner, ein DU.                                                                                     Der große französische Denker Blaise Pascal hat einmal geschrieben: „Das ist das größte Unglück des Atheisten, dass er nicht weiß, wem er danken soll.“ Das soll für uns nicht gelten.

Der Geist Gottes berührt uns im Gebet

Das Beten war nie selbstverständlich. Schon der Apostel Paulus, der den Glauben nach Europa gebracht hat, weiß um dieses Problem, wenn er schreibt: „Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist.“ (Römer 8,26)

Die Fähigkeit zu vertrauen ist eigentlich entscheidend für die Entfaltung unseres religiösen Lebens. Schon beim Kind ist dieses Urvertrauen so wichtig. Die Gewissheit, dass sich das Kind auf die Eltern verlassen kann, auch wenn etwas schief geht. Das Vertrauen stärkt meine innere Beziehung. Jede echte Freundschaft, jede Ehe, jede Familie, jeder Glaube lebt von einer inneren unsichtbaren Beziehung und vom Vertrauen. Die innerste Mitte meines Betens vollzieht sich in drei Schritten:

  1. Immer wieder Gott unser Herz öffnen und ihm danken. Ihm verdanken wir unendlich viel. Immer wieder mit unserem Dank und mit unseren Nöten mit ihm ins Gespräch kommen, mit meinen ganz persönlichen Gedanken. Der Dialog mit Gott ist mein sprechender Glaube.
  2. Gott möchte auch zu uns sprechen. Vielleicht ist manchmal das Ohr wichtiger als die Lippen. Hören will ich, was Gott redet, heißt es im Psalm 85. Für mich ist die Stille eine wichtige Form des Hörens und des Betens. Die Stille in einer Kirche, vor einem Wegkreuz, auf einem Berggipfel und im eigenen Wohnraum.
  3. In einem dritten Schritt müssen wir letztlich annehmen, was wir im Vaterunser beten: Dein Wille geschehe. Auch wenn ich den Eindruck habe, ich werde in meinen Beten nicht gehört. Das Gebet ist nie umsonst. Es wird Trotzdem zum Segen. Es gibt Lösungen, mit denen ich nicht gerechnet habe, Wendungen an die ich nicht gedacht habe. Es kommt Hilfe, mit der ich nicht rechnen konnte und es zieht ein Friede ins Herz, den man lange umsonst gesucht hat.

 

Der Geist Gottes berührt uns in der Gemeinschaft der Kirche

Manchmal hören wir die Meinung die Kirche befinde sich auf einem sinkenden Schiff. Die Großwetterlage der Kirche ist bedrückend: Die vielen Kirchenaustritte, die fehlenden Priester, die Zusammenlegung der Pfarren. Der fehlende Wille für Reformen. Selbst Papst Franziskus muss innerhalb des Vatikans mit Hindernissen leben. Wir alle erfahren, wie schwierig die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation geworden ist. Oft gelingt es trotz hohen Einsatzes nicht. Wo wirkt heute der Hl. Geist? Wo bleibt die Begeisterung der Christen, die Freude am Glauben? Die Liste der Fragen kann mühelos fortgesetzt werden.

Dennoch, die Kirche wird nicht untergehen. Über 2000 Jahre lang ist es den Gliedern der Kirche nicht gelungen, der Kirche ein Ende zu bereiten, nicht einmal dem schlechten Klerus und den Bischöfen im Mittelalter, nicht einmal die vielen Skandale und der vielen Formen des menschlichen Versagens bis in unsere Zeit herein. Es ist der Hl. Geist, der die Kirche nicht verlässt und wie ein Magnet zu Einheit mahnt und zusammenführt.

In der Volksschule im Matreier Tauerntal, die ich besucht habe, gab es wirklich nicht viele Anschauungsmaterialen. Aber an einem Magneten kann ich mich noch gut erinnern, den der Lehrer aus dem Kasten holte, um uns den Magnetismus zu erklären. Wie die vielen Nägel auf einer Platte lagen, und wie dann der darüber gehaltene Magnet die zerstreuten Nägel auf ein Ziel zusammenführte. So will uns der Hl. Geist immer wieder zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammenführen, die wir Kirche nennen, zu einer Glaubensgemeinschaft in der Pfarre, zu einer Gottesdienstgemeinde, zur Begegnung mit dem Herrn.

In der Coronakrise konnten wir uns nicht in gewohnter Weise zu gemeinsamen Gottesdiensten in Pfarrkirche versammeln. Wir haben die Hauskirche neu belebt. Diese Einladung ist uns vertraut. Im Advent sind wir eingeladen, zu Hause zu beten. In Tirol hat fast jede Siedlung, jedes kleine Dorf eine Kapelle. Sie sind gebaut worden, weil die Menschen eine Sehnsucht nach einem religiösen Mittelpunkt, nach einer Oase hatten, um miteinander zu beten. Der sonntägliche Gottesdienst in der Pfarrkirche, die oft weit entfernt war, war ihnen zu wenig. In den Außenkapellen, wurde früher und auch heute selten die Hl. Messe gefeiert. Die Menschen kommen aus Eigeninitiative und ohne Priester zum persönlichen Gebet, zu gemeinsamen Andachten zusammen, z. B. im Mai zu Marienandachten, im Oktober zum Rosenkranz in der Fastenzeit zum Kreuzweg. Gott sei Dank gibt es noch viele andere Formen der Zusammenkunft, z. B. ein Bibelkreis, Gebetskreis, Familienrunden, Jugendgruppen, Ministrantengruppen und viele andere pfarrlichen Gruppen. Vor allem für junge Menschen brauchen wir in der Kirche Freiräume und Formen, wo sie beheimatet sind, wo sie sich entfalten können. Letztlich können wir auf die Eltern, die Großeltern, die Familien nicht verzichten. Sie sind die wichtigste Schule, um den jungen Menschen das religiöse Leben und die Liebe zu vermitteln. Kinder können nur durch das Beispiel der Eltern beten lernen. Das ist der wichtigste Biotop, der wichtigste Lebensraum, den Religionslehrer und Priester nicht ersetzen können. Leider ist das Leben in den Familien sooft eigenartig religiös steril. Ich möchte heute bewusst allen Eltern, Großelter und Familienmitgliedern danken, die das gemeinsame Beten zu Hause fördern. Diese Hauskirche hat Jesus gemeint, wenn er sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20)

 

Der Geist Gottes berührt uns in der Eucharistiefeier 

Diese Feier ist die größte Gottesberührung. Er berührt uns nicht nur, sondern er wird in den Gaben Brot und Wein gegenwärtig und schenkt sich uns aus Liebe in dem kleinen Stück Brot, in seinem Leib. Weil er ganz und gar Liebe ist. Am Vorabend des Todes hat Jesus im Abendmahlsaal den Jüngern die Vollmacht und den Auftrag gegeben, Brot in seinen Leib und Wein in sein Blut zu verwandeln, weil er wusste, dass die Menschen zu allen Zeiten seine Gegenwart brauchen.  „Weil der Mensch eben nicht nur vom Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt" (Matthäus 4,4). Die Hl. Messe ist die große Begegnung mit Christus, dem auferstandenen Herrn. Das ist das kostbarste, was wir Christen haben. Die Verwandlung des Brotes und des Weines in den Leib und das Blut Christi darf nicht aufhören. Diese Feier will ihre Fortsetzung finden in der Verwandlung unserer Herzen, damit wir immer mehr werden, was wir empfangen: der Leib Christi.  Wer zur Hl. Eucharistiefeier kommt, soll sich stets erinnern, dass er anders das Gotteshaus verlassen soll als er es betreten hat.                                                                                                        Wie Verwandlung geschieht sehen wir in der Geschichte der Emmausjünger (Lukas 24). In der Begegnung mit Jesus werden sie andere Menschen. Trauer, Angst und Resignation verwandeln sich. Sie brechen nach dem Mahl auf und gehen nach Jerusalem zu den anderen Jüngern zurück. Mit ihnen zusammen werden sie zu Boten der Auferstehung Jesu. Eucharistie und Sendung gehören zusammen.

 

Der Hl. Geist berührt uns in der Schöpfung Gottes

Bereits auf der ersten Seite der Bibel heißt es: „die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“ (Genesis 1,2). Die Schöpfung kommt aus dem Tiefsten vom Wort Gottes und dem Wirken des Hl. Geistes. In der Schönheit unserer Bergwelt ist uns der Schöpfer oft greifbar nahe. Tatsächlich offenbart sich Gott auch durch die Natur, wie der Apostel Paulus schreibt: «Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine ewige Macht und göttliche Majestät sehen und erfahren können» (Römer 1, 20). Der Geist Gottes berührt uns im Sonnengesang des Hl. Franziskus, eines der schönsten Gebete der Welt. Er ist eine Therapie gegen die Ausbeutung der Schöpfung. Er ist ein herzliches JA zu den Werken Gottes und des Wirkens des Hl. Geistes. Der Sonnengesang vermittelt uns eine neue Einstellung zur Natur, eine neue Ehrfurcht und einen neuen Umgang mit der Schöpfung. Die Welt von heute und morgen braucht die Melodie des Sonnengesanges.                                               Papst Franziskus öffnet uns die Augen für das Wunder der Schöpfung, wenn er in der Enzyklika „Laudato Si“ sagt: „Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden. Sie ist unser gemeinsames Haus, ein Leihgabe Gottes an uns Menschen… Wir alle können als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung mitarbeiten, ein jeder nach seiner Erfahrung, seinen Initiativen und seinen Fähigkeiten.“

Ich möchte meine Ansprache mit den Worten des Apostel Paulus an seine Gemeinde in Thessalonich zusammenfassen. Eindringlich und unwiderruflich ruft er ihnen zu: Löscht den Geist nicht aus! (1 Thess.5,16). Lassen wir uns vielmehr vom Hl. Geist berühren.

 

Details
  • Datum: 30. Mai 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 20,19-23