Beschreibung

Predigt 41 Jahre Pfarrhausfrau - Begräbnis Rosa Unterberger

Lesung: Offenbarung 21,1-7, Evangelium: Matthäus 5,1-12; Freitag 26.1.2024

 

Was wir glauben (Flugblatt Kirchentag Berlin 1977)

Ich werde nicht glauben ans Haben und Behalten, an Unfrieden und Krieg, an geballte Fäuste. Ich will glauben ans Schenken und Empfangen, ans offene Reden und Vergeben, ich glaube an geöffnete Hände.

 

Ich werde nicht glauben, dass Menschen besser sind, weil sie mehr verdienen, schöner wohnen und klug sind. Ich will glauben, dass Menschen besser sind, weil sie sich kümmern um ihre Mitmenschen.

 

Ich werde nicht glauben an Mauern, Grenzen, Rassen. Ich will glauben an freie Länder, offene Häuser, gastfreie Menschen in allen Farben des Regenbogens.

 

Ich werde nicht glauben an ein unglückliches Ende, alles verschmutzt und verbraucht. Ich will glauben an einen neuen Anfang, wo alles geheilt und gleich verteilt ist.

 

Ich werde nicht glauben an die Angst zu sterben. Ich will glauben an die Freude zu leben zusammen mit so vielen.

 

Ich werde nicht glauben an einen Geist, der uns voneinander trennt. Ich will glauben an den Geist Gottes, den Geist von Jesus, der Menschen zusammenführt, bis alles vollendet ist.

 

Mir kommt vor, dass dieses Glaubensbekenntnis, das beim Kirchentag in Berlin im Jahr 1977 verwendet wurde, sehr gut zu unserer Rosa passt und vieles zusammenfasst, was sie geprägt hat. Rosa würde vermutlich sagen: Bitte nicht lang herumreden, sondern lieber treu und verlässlich handeln. Aber auch ihr treues Handeln hat eine Grundüberzeugung als Hintergrund ahnlich wie bei den Seligpreisungen. Diese können wir nur leben, wenn wir vertrauen, dass Gott das Wesentliche tut.  So möchte ich jetzt die Teile dieses Glaubensbekenntnisses mit Rosa in Verbindung bringen.

 

Ich werde nicht glauben ans Haben und Behalten, an Unfrieden und Krieg, an geballte Fäuste. Ich will glauben ans Schenken und Empfangen, ans offene Reden und Vergeben, ich glaube an geöffnete Hände.

41 Jahre im Wirken von Rosa waren geprägt von ihrer Tätigkeit als Pfarrhausfrau bei Pfarrer und Dekan Josef Huber: 1973-1985 in Ötztal Bahnhof, 1985-1986 in der Debant und 1986-1999 in St. Andrä. Zuletzt war sie 1999-2006 in der Ainet und dann in Lienz in der Wohnung dem Kolpinghaus gegenüber. Wie Josef Huber im Jahr 1986 zum Dekan gewählt wurde, hat sie gemeint: „Wir sind Dekan“ Dieses „Wir sind Dekan“ zeugt davon, dass sie ein gutes Team waren und Rosa es auch verstand, den Dekan Huber zu steuern. In den Jahren 1992-1996 war ich Kooperator in St. Andrä und durfte ihre Kochkünste und vieles mehr genießen.

 

Rosa prägte die Pfarrhäuser immer als offene Häuser, in denen Gäste willkommen waren und Begegnung ganz selbstverständlich war. Ich will glauben ans Schenken und Empfangen, ans offene Reden und Vergeben, ich glaube an geöffnete Hände.

 

Einige Treffen sind für die Mitwirkenden sicher legendär, als Beispiel die Jause der Patriasdorfer Bläser nach dem Turmblasen am Hl. Abend, die Jause des Teams Ostergrab beim Aufstellen und Abräumen. Wer diese Runden kennt, weiß, dass sie Ausdauer haben und nicht sofort heimgehen. Rosa wusste, große Runden zu bewirten, unter anderen mit der Klugheit, Wurst und Käse in kleine Würfel zu schneiden, damit gut mit der Hand gegessen werden kann.

Sie schätze die Arbeit der Ministranten, viele Kinder und Jugendliche sind ihr ans Herz gewachsen. Der Knuspertraum, den die Ministranten nach der Hl. Messe von Rosa bekamen, ist für viele einfach legendär. „Buibm kemmts, i hon etwas für enk!“

 

Ich werde nicht glauben, dass Menschen besser sind, weil sie mehr verdienen, schöner wohnen und klug sind. Ich will glauben, dass Menschen besser sind, weil sie sich kümmern um ihre Mitmenschen.

Sich kümmern um die Mitmenschen: Ohne viele Worte war Rosa eine Netzworkerin z.B. zu den Pfarrhausfrauen. Sie hat viele Menschen vernetzt und regelmäßig viele Kontakte gepflegt.

Pfarrer Rudolf Theurl war in den letzten Jahren im Sommer immer in Lienz, ein Besuch bei Rosa hat selbstverständlich dazugehört. Er hat dann immer gemeint: Rosa ist die beste Kennerin der Kirche Osttirols. Die vielen treuen Kontakte haben ihr sicher in den letzten Jahren geholfen, in denen sie ihre Wohnung immer weniger verlassen konnte.

 

Ich werde nicht glauben an Mauern, Grenzen, Rassen. Ich will glauben an freie Länder, offene Häuser, gastfreie Menschen in allen Farben des Regenbogens.

Nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien kamen Flüchtlinge auch nach Osttirol. Eine Flüchtlingsfamilie aus Sarajevo fand Aufnahme im Pfarrhaus St. Andrä. Auch hier gilt: Nicht viele Worte, sondern Taten durch Dekan Huber und seine Pfarrhausfrau Rosa.

 

Ich werde nicht glauben an ein unglückliches Ende, alles verschmutzt und verbraucht. Ich will glauben an einen neuen Anfang, wo alles geheilt und gleich verteilt ist.

Rosa war eine gläubige Frau. Der regelmäßige Gottesdienstbesuch war für sie selbstverständlich und Quelle für Stärkung im Auf und Ab des Lebens. Sie liebte festliche Gottesdienste mit schöner Kirchenmusik. Das Pfingstgebet in St. Andrä war für sie ein Highlight, auch noch in den letzten Jahren. Ihr war wichtig, dass die Kirche sauber und geschmückt ist, oft mit Blumen vom Pfarrgarten.

 

Ich werde nicht glauben an die Angst zu sterben. Ich will glauben an die Freude zu leben zusammen mit so vielen.

Ich habe Rosa in den letzten Monaten oft bewundert. Obwohl sie im Grunde Dauerschmerzen hatte und wusste, dass ihr ganzer Körper von Metastasen besetzt ist, hat sie die Zuversicht nicht verloren. Sie ist vorbildlich mit ihrer Krankheit umgegangen. Zuletzt hat sie sich gewundert, dass das Sterben doch nicht so schnell und leicht ist.

Regelmäßige Besuche – ich vermute, dass sie täglich einige Besuche hatte – viel Gebet, die Mitfeier der Hl. Messe im Radio und Fernsehen erfüllten ihre Tage in den letzten Monaten.

 

Die letzten Tage ihres Lebens, die Tage in diesem Jahr 2024 waren geprägt vom Wissen, dass sie bald sterben wird.  Am 3. Jänner 2024 durfte ich mit den Patriasdorfer Sternsingern zu ihr kommen. Am Fr. 12. Jänner haben wir im Krankenhaus in Gegenwart von ihrer Schwester Poldi, Neffe Christian und dessen Frau Anna nochmals die Krankensalbung und Hl. Kommunion gefeiert. Ich habe mich dabei ganz bewusst verabschiedet mit den Worten Pfiat di und ihr gesagt: das bedeutet übersetzt: Behüte dich Gott.

 

Ich werde nicht glauben an einen Geist, der uns voneinander trennt. Ich will glauben an den Geist Gottes, den Geist von Jesus, der Menschen zusammenführt, bis alles vollendet ist.

In diesem Glauben dürfen wir uns verneigen vor dem Lebenswerk von Rosa, wir dürfen Vergelts Gott im wahrsten Sinne des Wortes sagen und auch die Motivation mitnehmen, unseren eigenen Lebensauftrag mit Freude erfüllen.

 

Details
  • Datum: 26. Januar 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 5,1-12