Beschreibung

Predigt zum Fastentuch von Michael Hedwig

Lesung: Ezechiel 37,1-14

 

Voll Freude und Dankbarkeit darf ich euch heute am 1. Fastensonntag das Fastentuch von Michael Hedwig zeigen, dass heuer in der Fastenzeit die Blicke in unserer Kirche anzieht und gleichzeitig den Hochaltar verdeckt. Das Fastentuch ist 11x7 m groß. Es ist von unten nach oben in vier Ebenen zergliedert. Ganz unten sehen wir, wie Knochen und sogar Totenschädel herumliegen und aus Löchern menschliche Skelette herauskommen. Die zentrale Farbe ist braun, die Farbe der Erde. Je höher der Blick am Bild geht, umso mehr haben die Menschen Fleisch und Haut. Ganz oben am Bild sehen wir den verklärten Jesus Christus in der blauen Himmelfarbe.

 

Soeben haben wir als Lesung den Bibeltext von Ezechiel 37 gehört. Er ist die Basis für die untere Hälfte des Fastentuches. Ich möchte drei Pointen des Textes herausarbeiten und mit dem Fastentuch in Verbindung bringen.

 

Pointe 1: Vertrocknete Knochen

Der Prophet Ezechiel wird in einer göttlichen Vision in eine weite Ebene gebracht, in der viele Gebeinen herumliegen. Die Knochen sind ganz ausgetrocknet. Der Bibeltext gibt auch die Deutung, wer mit den vertrockneten Knochen gemeint ist. Diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind abgeschnitten. (V 11) Die Gebeine symbolisieren jene Menschen damals und heute, die resigniert haben. So denkende Menschen sind auf ihre Weise jetzt schon tot.

 

Gottes Frage an den Propheten spricht diese Aussichtslosigkeit ganz direkt an:

Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Und der Prophet Ezechiel antwortet: GOTT und Herr, du weißt es. Seine Antwort lässt hoffen, dass bei Gott Dinge möglich sind, die wir Menschen uns nicht vorstellen können.

 

Am Fastentuch von Michael Hedwig sehen wir ganz unten die vertrockneten Gebeine.

Gibt es hier noch eine Chance? GOTT und Herr, du weißt es.

 

Pointe 2: Zweifache Bitte um den Geist Gottes

Ich weiß nicht, ob euch im Bibeltext aufgefallen ist, dass Gottes Geist in zwei Schritten kommt und aktiv wird. Zunächst wird Ezechiel beauftragt, eine hoffnungs- volle Botschaft zu verkünden: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN! So spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig. Ich gebe euch Sehnen, umgebe euch mit Fleisch und überziehe euch mit Haut; ich gebe Geist in euch, sodass ihr lebendig werdet. (V 4-6)

 

Nicht nur etwas an der Oberfläche soll lebendig werden und in Bewegung kommen, sondern der ganze Mensch mit Sehnen, Fleisch und Haut. Wunderbar, wie diese Bewegung im Bibeltext beschrieben wird: Und noch während ich prophetisch redete, war da ein Geräusch: Und siehe, ein Beben: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein. (V 7)

 

 

Trotz dieser schnellen Bewegung heißt es zunächst im Bibeltext: Aber es war kein Geist in ihnen. (V 8) Die Ankündigung Gottes, dass er Geist in uns bringt, bewirken nicht sofort, dass volles Leben wieder da ist. Da gibt es zu viele Widerstände und schlechte Gewohnheiten. Es geht nicht so schnell und nebenbei, wieder Leben zu atmen. Da braucht es oft einen langen Atem, bei Gott und uns Menschen.

 

Gott hat diesen langen Atem: Er befiehlt nun dem Propheten, dem Geist folgende Anweisung zu geben: So spricht GOTT, der Herr: Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden! (V 9) Das Anhauchen erinnert an das Einhauchen des Lebensatems am Beginn der Schöpfung: Da formte Gott, der Herr, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. (Genesis 2,7) Wir sehen: Gott tritt nochmals als Schöpfer des Universums an. Gott hat sich von der Welt nicht zurückgezogen.

 

Die Tatsache, dass sogar bei Gott und mit Gott nicht alles sofort geht, sehe ich am Fastentuch von Michael Hedwig in den vier Ebenen von unten nach oben. Es braucht verschiedene Schritte und Stufen bis zur höchsten.

 

Pointe 3: Du musst mit allem rechnen, auch mit dem Guten

Das Volk Israel zur Zeit des Propheten Ezechiel rechnen nicht damit, dass Gott aussichtslose Situationen wandeln kann. Das ist nicht im Sinne Gottes. Er bricht in der Vision des Propheten Ezechiel diese Hoffnungslosigkeit auf. Er korrigiert ihr zu kurzes Denken und öffnet es für seine viel weiteren Horizonte und für sein Wirken, das alle unsere Vorstellungen übersteigt. Gottes Logik heißt. „Du musst mit allem rechnen, auch mit dem Guten.“

 

Das Fastentuch zeigt diese göttliche Dynamik zum Guten zunächst in der Bewegung von unten nach oben bis zur Verklärung Jesu. Seine Verklärung ist nicht nur ein schönes Ereignis in einem fernen Himmel, sondern mit den anderen Ebenen verbunden. Mehr noch. Der verklärte Jesus zieht sozusagen die vertrockneten Gebeine von unten nach oben, er richtet sie auf, er gibt ihnen Kraft. Am Fastentuch sehen wir weiters einige Personen bereits mit einem Herzen. Sie sind sogar mitten in so mancher Leblosigkeit bereits Menschen mit Herz. Die Zusage Gottes, die Ezechiel an anderer Stelle ausspricht, wirkt an ihnen bereits. Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch (Ezechiel 36,26)

 

Bibeltext Ezechiel 37,1-14

 

1 Die Hand des HERRN legte sich auf mich und er brachte mich im Geist des HERRN hinaus und versetzte mich mitten in die Ebene. Sie war voll von Gebeinen.

2 Er führte mich ringsum an ihnen vorüber und siehe, es waren sehr viele über die Ebene hin; und siehe, sie waren ganz ausgetrocknet.

3 Er fragte mich: Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es.

4 Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Gebeine und sag zu ihnen: Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN!

5 So spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebeinen: Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.

6 Ich gebe euch Sehnen, umgebe euch mit Fleisch und überziehe euch mit Haut; ich gebe Geist in euch, sodass ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin.

7 Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich prophetisch redete, war da ein Geräusch: Und siehe, ein Beben: Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein.

8 Und als ich hinsah, siehe, da waren Sehnen auf ihnen, Fleisch umgab sie und Haut überzog sie von oben. Aber es war kein Geist in ihnen.

9 Da sagte er zu mir: Rede als Prophet zum Geist, rede prophetisch, Menschensohn, sag zum Geist: So spricht GOTT, der Herr: Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden!

10 Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte,

und es kam der Geist in sie. Sie wurden lebendig und sie stellten sich auf ihre Füße - ein großes, gewaltiges Heer.

11 Er sagte zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen: Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind abgeschnitten.

12 Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen: So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden Israels.

13 Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole.

14 Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus - Spruch des HERRN.

Details
  • Datum: 18. Februar 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Ezechiel 37,1-14