Beschreibung

Predigt Nehmt Gottes Melodie in euch auf; Cäciliensonntag 2022

 

„Nehmt Gottes Melodie in euch auf. So werdet ihr alle zusammen zu einem Chor, und in eurer Eintracht und zusammenklingenden Liebe ertönt durch euch das Lied Jesu Christi. Das ist das Lied, das Gott, der Vater, hört - und so erkennt er euch als die, die zu Christus gehören.“

So 1900 Jahre alte Worte des Hl. Ignatius von Antiochien. Dieser wird im Jahr 107 n. chr. als Gefangener in einem Schiff von Antiochien nach Rom gebracht. Dort wird er sterben, vermutlich im berühmten Kolosseum. Am Schiff schreibt er einige Briefe, die in mehrerlei Hinsicht berühmt geworden sind. In seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus schreibt er die motivierenden Worte, dass wir Gottes Melodie in uns aufnehmen sollen.  Ich möchte heute am Cäciliensonntag diese schönen Worte mit drei Gedanken verbinden:

 

  1. Jeder Mensch hat eine persönliche Lebensmelodie

Wie gefällt euch folgender Gedanke: Jeder Mensch hat eine persönliche Lebensmelodie, die mir am Beginn meines Lebens mitgegeben wurde.

Gott hat ein Lied für mich, ein eigenes Lied für mich. Das macht mich einzigartig. Meinen Lebensweg zu finden bedeutet dann nichts anderes als meine Lebensmelodie zu suchen, zu pflegen und zu spielen. Der Gedanke, dass jeder Mensch eine persönliche Lebensmelodie hat, ist ein Auftrag für jeden Menschen, dass ich meine Lebensmelodie suche und zum Klingen bringe. Dann bin ich Gottes Musikant, Gottes Musikantin.

 

Der 2. Gedanke: Jesus Christus ist der Chormeister

Beim Suchen und Spielen meiner Lebensmelodie muss nicht jeder Mensch bei Null anfangen und alles selber erfinden. Es gibt in unserer Welt einen Chormeister, der mit seinem Leben eine große Melodie in die Welt hineingebracht hat. Es ist Jesus. Sein Lied ist ein Liebeslied an die Menschheit. Es erzählt von Liebe und Vertrauen, von Verzeihen und Staunen, auch von der Bereitschaft, sogar für uns zu sterben. Mögen die Lieder Jesu unermüdlich hineinklingen in unsere Welt und auch tief in unsere Seele. Ich bin überzeugt, dass diese Lieder Jesu heilsam sind.  Der Gedanke, dass Jesus der Chormeister ist, entlastet mich davon, alles selber erfinden zu müssen. Er lädt mich ein, aufmerksam und regelmäßig auf die Melodie Jesu zu hören. Das Evangelium Jesu bietet eine gute Partitur für die Musik des Lebens, sie nimmt auch die düsteren Töne ernst.

 

  1. Wir sind in der Welt nicht Einzelsänger, sondern ein gemeinsamer Chor

Christliche Berufung zeigt sich nicht in solistischen Auftritt, weder als Starauftritt im großen Scheinwerferlicht noch als harmloser Auftritt eines unerkannten Genies. Als Einzelsänger hätte ich im Lärm unserer Welt keine Chance durchzuhalten und nicht zu verzweifeln. Eine Chorprobe zeigt sehr gut, was fürs ganze Leben gilt: Es geht darum, aufeinander zu hören.  Es stört, wenn jemand laut alle anderen übertönt. Es geht darum, aufeinander hören, dass ich meinen Teil übernehme und von Fehlern lernen. Kein Spitzenmusiker lebt nach dem Motto: Wenn etwas das erste Mal nicht geht, dann hat es keinen Sinn. Ganz im Gegenteil. Wiederholte Versuche sind wie das Polieren eines Edelsteins. Wie wir bei ganz alltäglichen Dingen die anderen brauchen, damit wir motiviert sind und gegenseitig lernen, so auch im Glauben.

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