Beschreibung

Predigt Der Hl. Andreas und die Neue Kirchenstudie aus Deutschland

 

In Deutschland wird alle paar Jahre eine große Kirchenstudie durchgeführt. Das Ergebnis der Untersuchung im letzten Jahr liegt seit einigen Wochen vor (Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung übernommen aus der Zeitschrift Christ in der Gegenwart“ 28.11.23; Moritz Findeisen).

 

Das Ergebnis ist für mich erschreckend. Zu sagen, das ist ja Deutschland, bei uns ist es anders, stimmt für mich nicht. Vieles ist bei uns wohl gleich.

So möchte ich das Ergebnis lieber als Herausforderung sehen, wie wir als Pfarre und Kirche darauf gezielt reagieren können. Ich werde jetzt diese Studie etwas vorstellen und dann drei Antworten darauf anhand des Lebens des Hl. Andreas versuchen.

  • Waren im Jahr 1972 noch 90 % der damaligen Bevölkerung Westdeutschland Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche, so sind es jetzt 48 % , davon 25 % katholisch und 23 % evangelisch.
  • Der Studie nach glaubt nur ein Fünftel der Bevölkerung „dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“. Demnach glaubt dies nicht einmal die Hälfte der Kirchenmitglieder.
  • Rund ein Drittel der Deutschen bejaht „ein höheres Wesen oder eine geistige Macht“. Mehr als die Hälfte glaubt nicht daran oder gibt an, es nicht zu wissen.
  • 96 % der Katholik:innen findet, dass sich die Kirche grundlegend erneuern muss und nennt die Reformthemen Umgang mit Homosexualität, Mitbestimmung von Laien, Aufhebung des Zölibats, stärkere ökumenische Zusammenarbeit.
  • Das Ergebnis der Studie widerlegt eine oft geäußerte Meinung, die ich auch bei uns immer wieder hören, nämlich: Zwar hat die kirchliche Religiosität stark abgenommen, aber die Menschen seien trotzdem gläubig, halt privat auf ihre Form. Die Studie legt nahe, dass parallel mit dem Schwinden des gelebten Kirchenbezugs auch die Religiosität sinkt.
  • Die Studie zeigt auf, wie wichtig kirchliche Kinder- und Jugendarbeit ist. Nur 8 % derjenigen, die ohne Bezug zur Kirche aufwachsen, werden als Erwachsene ein Mitglied der Kirche. Erlebter Glaube in der Kindheit gibt die beste Chance, als Erwachsene gläubig zu sein.
  • Zuletzt ein positives Ergebnis der Studie: Mehr als die Hälfte aller Kirchenmitglieder engagieren sich ehrenamtlich, dieser Prozentsatz ist viel höher als bei der restlichen Gesamtbevölkerung. Viele Menschen quer durch alle Schichten schätzen an der Kirche auch, dass sie sich für arme, kranke, geflüchtet Menschen und für Klimaschutz einsetzt.

 

Das sind die Ergebnisse der Studie. Als Folge darauf ist für mich besonders motivierend, gute Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu machen und das Wissen, dass kirchliche Leute auch sozial engagierter sind. Das ist ein Kompliment, oder?

Ich möchte im Blick auf den Hl. Andreas und das, was wir von ihm aus der Bibel wissen, drei motivierende Antworten zur Studie formulieren.

 

Antwort 1: Lebendige Beziehung zu Christus

Der Studie nach glaubt nur ein Fünftel der Bevölkerung „dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“.

Es wäre ja spannend, von Andreas zu erfahren, wie seine Beziehung zu Jesus Christus gewachsen ist und was ihm dabei besonders wichtig war.

Klar, Andreas durfte Jesus hautnah erleben, in dieser Form haben wir es nicht mehr. Aber auch wir haben die Chance, eine Beziehung zu Jesus zu erleben. Vermutlich gilt hier ähnliches wie bei unseren menschlichen Beziehungen. Damit diese stabil und tragfähig sind, braucht es ein regelmäßiges Miteinander

„Wenn man lange genug bei Jesus rumhängt, färbt der Typ auch irgendwie ab“, sagt der US-amerikanische Franziskanerpater Richard Rohr.

Ja, herzliche Bitte und Einladung, die Beziehung zu Jesus zu pflegen durch Gebet, in der Gemeinschaft der Kirche, auch durch das Lesen der Bibel.

 

Antwort 2: Glauben allein geht nicht

Die Studie sagt, dass parallel mit der Abnahme des Kirchenbezugs auch die Religiosität sinkt.

Damit ist klar: Glauben allein geht schwer. „Einer ist noch keiner“, sagt schon der Kirchenlehrer Tertullian vor bald 1800 Jahren.

Der Apostel Andreas hatte die Chance, mit den anderen Jüngern gemeinsam Jesus zu erleben. Er erlebte das gegenseitige Vernetzsein und Getragensein.

Als Konsequenz möchte ich nochmals an die Wichtigkeit der Kinder- und Jugendarbeit erinnern, aber auch daran, die christliche Gemeinschaft zu pflegen.

 

Antwort 3: Soziale Einsatz

Laut der Studie sind christlich praktizierende Menschen viel engagierter im sozialen Einsatz. Sie zeigen mehr Offenheit und Interesse für die anderen.

Hier ist Andreas, der in der Reihe der Apostel eher der stille Vermittler im Hintergrund ist, für mich sowieso spitze und vorbildlich. Bei der Brotvermehrung vermittelt er den Buben mit den 5 Broten und zwei Fischen.

Wunderbar die Darstellung hier am Altar in St. Andrä: Er nimmt den Buben bei der Hand. Ja, sozialer Einsatz bedeutet die Fähigkeit, andere in Freud und Leid bei der Hand zu nehmen. Ich gehe ein Stück mit dir.

Bischof Klaus Hemmerle (1929-1994) sagt dazu sehr markant: Wir Christen sind nicht dazu auf Erden, damit wir in den Himmel kommen, sondern damit der Himmel jetzt auf die Erde kommt.

 

Wir sehen: Unsere Zeit hat neue Aufgaben und Chancen.

Details
  • Datum: 30. November 2023
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Matthäus 4,18-22