Beschreibung

Predigt Falsche Werbeeinschaltung zum Christkönigssonntag?

Evangelium: Lukas 23,35-43; Lesung: Kolosser 1,12-20

 

Streng zu sich selbst und noch strenger zu den anderen. So wird Kaiser Friedrich Wilhelm von Preußen (1831 – 1888) beschrieben.

Der König ging öfters alleine spazieren. Hin und wieder versohlte er dabei unterwegs mit seinem Stock einen Passanten, weil ihn irgendetwas geärgert hatte. Kein Wunder, dass die Menschen vor ihm flohen.

Eines Tages erblickte der König einen Mann, der in einem Hauseingang Schutz suchte. „Was tust du da?“, fragte der Monarch erzürnt. Der Mann begann zu zittern und flüsterte: „Ich wollte eurer Majestät ausweichen.“ „Und warum dies?“ „Weil ich Angst vor ihnen habe.“ Der König lief rot an, griff zum Stock, schlug zu und schrie: „Wie kannst du es wagen, dich vor mir zu fürchten. Ich bin dein König. Liebe mich, du Dreckskerl, liebe mich.“

(übernommen von Jozef Niewiadomski, Schlusspunkt Tiroler Sonntag 17. Nov 2016)

 

„Wie kannst du es wagen, dich vor mir zu fürchten. Ich bin dein König. Liebe mich, du Dreckskerl, liebe mich!“ Wir schmunzeln und schütteln alle den Kopf, weil wir wissen, dass das nicht geht. Liebe auf Kommando geht nicht und wenn ich von jemandem als Dreckskerl bezeichnet werde, dann wird es schwierig, diesen zu lieben. So einen König brauchen wir nicht.

 

Falsche Werbeeinschaltung für Jesus?

So einen König brauchen wir nicht. Jesus als König, wie er uns heute im Evangelium am Kreuz vorgestellt wird, ist auch nicht gerade attraktiv, oder?

Die Vorwürfe an ihn sind nicht die beste Werbeeinschaltung, oder?

  • Die führenden Männer Israels verlachen ihn und sagen: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte.
  • Auch die Soldaten spotten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!  
  • Einer der beiden Verbrecher, die neben Jesus am Kreuz hängen, setzt mit seiner Ironie noch eines drauf: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns!

Was soll das? Themaverfehlt! Peinlich!

Ich bin überzeugt, dass die Auswahl der Bibelworte für den heutigen Christkönigsonntag trotz allem gut überlegt sind. Sie geben uns zwei wichtige Hinweise, wie Jesus König ist und wie nicht.

 

Korrektur und Kritik an falschen Erwartungen

Zunächst ist klar: Das Evangelium von der Verspottung des Gekreuzigten verhindert jegliche Versuchung, in Jesus einen politischen König zu propagieren

ihn als Wunschautomaten für alles zu sehen oder zu sagen, dass ein guter Mensch immer glücklich und erfolgreich ist.

Jesus ist das beste Beispiel, das Gutsein nicht automatisch zu Dauerglück und Erfolg führt. Neid und Intrigen spielen leider in der Welt eine allzu große Rolle, nebenbei gesagt wohl auch als Hauptgrund für den Tod Jesu.

 

Erlösung durch Jesus- Wer ist Jesus wirklich?

Das Evangelium von Jesus am Kreuz bringt merkwürdigerweise auch wesentliche Hinweise, wer Jesus wirklich ist, was er kann und was er nicht kann bzw. nicht will:

  • In den Vorwürfen geht es um Rettung: Andere hat er gerettet – Rette dich selbst. Die Vorwürfe bestätigen, dass Jesus heilsam für andere war. Das ist nicht nichts. Er kann also doch etwas!
  • Das ist der König der Juden. Jesus hat demnach etwas, nein viel mit den Juden zu tun. Es ist wichtig, dass wir dies nie vergessen!
  • Am stärksten ist natürlich die positiv formulierte Aussage des einen Schächers: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Diese zeigt das große Vertrauen in den Erlöser der Welt und die Hoffnung, dass Jesus viel mit dem Reich Gottes zu tun hat.

 

Als große Pointe und großes Finale im heutigen Evangelium würde ich die Worte Jesu zum Schächer sehen: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Diese Zusage gilt für den Schächer, aber auch für die Menschheit.

Diese Zusage betont das Heute und nicht die Vertröstung auf später einmal.

Diese Zusage spricht vom Paradies, das also doch möglich ist.

Und sie bestätigt mit dem Amen die Sicherheit: Da geht es nicht um „vielleicht“, oder „Ich werde schauen“ oder „Ich werde mich bemühen“.

Wir sehen, das ist eine andere Liga als die Worte von Kaiser Friedrich Wilhelm:

„Wie kannst du es wagen, dich vor mir zu fürchten. Ich bin dein König. Liebe mich, du Dreckskerl, liebe mich.“

 

Jesus als König und die Werbeeinschaltung des heutigen Evangeliums:

Gott, deine Macht zeigt sich in deiner Liebe.
Jesu Krone besteht aus Dornen.

Jesu Szepter ist der Hirtenstab.

Jesu Herrschaft ist Dienen.

Jesu Macht ist Liebe.

Jesu Reich ist grenzenlos.

Lass das Reich der Wahrheit und
der Liebe unter uns Gestalt annehmen.

Details
  • Datum: 24. November 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 23,35-43