Beschreibung

Predigt Vorbild und Hilfsbereitschaft  - Elisabethsonntag 2019

2 Thessalonicher 3,7-12; Evangelium Lukas 21,5-19

 

„Sind wir noch zu retten?“

So der Titel einer Tagung im Dezember in Innsbruck. Es geht dort um die gesellschaftliche und politische Situation in unserer Welt, hoffentlich auch um Fragen des Klimas und der Mitwelt.

Ist es 5 Minuten vor Zwölf oder bereits 5 Minuten nach Zwölf?

Mit einem kritischen Blick hinein in unserer Welt und Gesellschaft möchte ich folgende Beobachtungen nennen:

  • Es herrscht viel Unruhe in der Welt, die Politik ist nervös geworden und handelt oft schnell und unüberlegt.
  • Viele Begegnung auch mitten unter uns leiden unter Gereiztheit, bei der so schnell falsche Worte gesagt werden.
  • Ich erlebe die Haltung des „Alles oder nichts“. Wenn ich bei meiner Mitarbeit dieses und jenes nicht bekomme, dann werfe ich alles hin und spezialisiere mich aufs Schimpfen.

Was ist die Antwort darauf? An der Welt verzweifeln? Wie damit umgehen?

Im Blick auf den heutigen Elisabethsonntag möchte ich drei gute Wege aufzeigen, die das Chaos nicht vergrößern, sondern wichtige kleine Schritte aufzeigen.

 

Vorbild
Schwestern und Brüder, ihr selbst wisst, wie man uns nachahmen soll.
Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt und bei niemand unser Brot umsonst gegessen; wir haben uns gemüht und geplagt, Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen.

Wir wollten euch aber ein Beispiel geben, damit ihr uns nachahmen könnt.

Paulus spricht hier allgemein vom Lebensbeispiel und speziell von der Selbstverständlichkeit, zu arbeiten und anderen nicht zur Last zu fallen.

Wir wissen alle, wie wichtig die Vorbildwirkung ist. Kinder übernehmen unreflektiert das, was wir tun, nicht so sehr unsere noch so gut gemeinten Worte.

 

Hilfsbereitschaft

Was fördert Hilfsbereitschaft, was verhindert Hilfsbereitschaft? Zu dieser wichtigen Frage werden immer wieder Umfrage gemacht. Die Ergebnisse überraschen uns wohl kaum:

Hilfsbereitschaft ist in armen Gegenden meist großer als in reichen, etwa in Rio de Janeiro größer als in New York.

Hilfsbereitschaft nimmt ab, wenn Kinder für ihre Hilfsbereitschaft sofort Geld bekommen, wenn sie irgendwo helfen. Alles mit Euros zu bezahlen führt in eine Sackgasse.

 

Hilfsbereitschaft wird gestärkt und nimmt in folgenden Situationen zu:

  • bei mündlicher Anerkennung, also Lob und Wahrnehmen, was jemand tut
  • bei Einfühlungsvermögen; Wenn die Fähigkeit da ist und trainiert wird, etwas auch aus der Perspektive der anderen zu sehen.
  • wenn ich bei Vorbildern erlebe, wie diese ganz selbstverständlich ihre Talente einbringen und anderen helfen.
  • Auch moralische Reflexion und der Blick darauf, was im Leben wirklich wichtig ist, hilft die Hilfsbereitschaft zu stärken.

Die Umfragen ergeben, dass Menschen schneller helfen und ihre Talente einbringen, wenn geklärt wird, was genau zu tun ist. Es hemmt und erzeugt oft nach anfänglicher Begeisterung viel Ärger, wenn über die Hintertür alle möglichen Aufgaben dazukommen und jemand wie ein Christbaum ständig neu behängt wird.

 

Genauer Blick und Gottvertrauen

Die Worte des heutigen Evangeliums schaffen etwas, das ich mir sehr wünsche:

Sie wagen den Blick hinein sogar in die Finsternis und Abwege des Menschen,

gleichzeitig bleiben sie nicht in der hilflosen Ohnmacht oder bei Schimpfen und Jammern oder bei hektischen Befehlen:

Wir hören von Kriegen, Zerstörungen, Hungersnöten und Verrat bin hinein in die engste Verwandtschaft.

Und gleichzeitig folgen die entlastenden Hinweise: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! … Lauft ihnen nicht nach! … Lasst euch nicht erschrecken! … Ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben. … Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.

Ich verstehe diese Worte weder als naive Sorglosigkeit oder blinde Vertröstung, sondern als Ermutigung zur Gelassenheit und Lösungen zu suchen.

 

Übrigens: Die Frage „Sind wir noch zu retten?“ hat auch eine theologische Dimension: Wir Menschen sind schon gerettet durch das, was Jesus für die ganze Menschheit getan hat. Seine befreiende Rettung könnte vieles leichter und erlöster machen, nicht erst im Himmel, sondern bereits auf dieser Welt.

Das ist nicht eine Einladung, nichts zu tun, sondern befreit und locker und mutig mehr zu wagen.

Details
  • Datum: 17. November 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 21,5-19