Beschreibung

Predigt Firmung 2023

Jesus ist der Leuchtturm und der Hl. Geist die Lichtsignale

Evangelium: Johannes 21,1-15; Lesung: Apostelgeschichte 18,1-9

 

Ich weiß nicht, wer von euch schon einmal einen Leuchtturm gesehen hat. Der nächste Leuchtturm von hier aus ist wohl in Jesolo. Ich hatte die Gelegenheit dazu in der Bretagne im äußersten Eck Frankreichs und auch an der Südspitze Italiens. Ein Leuchtturm steht an einer gut sichtbaren Stelle mit Blick weit ins Meer hinaus. Seine Lichtsignale müssen weit sichtbar sein, damit sich die Fischer und die Transportboote auf hoher See danach richten können und Orientierung finden.

 

 

Leuchtturm am eigenen Boot

Ein Fischer fuhr jede Nacht aufs Meer hinaus, um Fische zu fangen. Früh am Morgen kehrte er mit einem Netz voller Fische zurück. Selbst in der tiefsten Nacht fand er seinen Weg. Er orientierte sich am großen Leuchtturm, der am Ufer des Meeres stand und in die Weite hineinleuchtete. Eines Tages begann eine schlimme Zeit. Dicker Nebel lag tagelang über dem Meer. Der Fischer konnte nicht hinaus aufs Meer fahren. Tag für Tag hoffte er, dass sich der Nebel verziehen würde. Aber der Nebel blieb. "Wenn ich wenigstens den Leuchtturm sehen könnte", dachte der Fischer, "dann könnte ich mich schon orientieren". Aber der dichte Nebel blieb. Da fasste der Fischer einen folgenschweren Entschluss: "Ich werde mir einen eigenen Leuchtturm machen", dachte er. Er ging in die Werkstatt und schnitzte sich aus einem alten Brett einen Leuchtturm und hing eine starke Lampe in ihn hinein. Den Leuchtturm montierte er vorne an seinem Boot. Als der Abend kam, ruderte der Fischer hinaus aufs Meer. Vor ihm leuchtete am Boot sein Leuchtturm. Er war glücklich und zufrieden.

Am Morgen bemerkten die anderen Fischer, dass sein Boot verschwunden war. Sie warteten auf ihn. Er kam nicht zurück. Niemand hat ihn je wieder gesehen.

 

Was denkt ihr? Ist dieser Fischer naiv? Haben ihn aufgrund der vielen Nebeltagen die Geduld und sogar der Verstand verlassen? Wie kann es geschehen, dass jemand meint, ein Leuchtturm am eigenen Boot könne ihm Orientierung geben und den Weg weisen?

 

Warum erzähle ich heute bei der Firmung diese Fischergeschichte? Ich habe das Gefühl, dass wir Menschen oft diesem Fischer gleichen, ihr Jugendliche genauso wie wir Erwachsene: Wir machen uns oft einen eigenen Leuchtturm und merken nicht, dass wir uns im Kreis drehen und um uns selbst kreisen. Im Zweifelsfall investieren wir noch viel Zeit, um den Leuchtturm schön zu schmücken.

Dass dieser eigene Leuchtturm nicht in die Weite führt und uns sogar in Gefahr bringt, zeigt die Fischergeschichte ganz klar.

Jesus als Leuchtturm und der Hl. Geist als Lichtsignale dieses Leuchtturms

Warum erzähle ich heute bei der Firmung vom Leuchtturm? Weil ich euch folgenden Vergleich mitgeben will: Jesus ist der wahre Leuchtturm für mich und dich. Der Leuchtturm Jesus leuchtet auch dann, wenn wir ihn nicht sehen. Die Nebelschwaden des Leides, der Angst, sogar des Terrors gibt es leider immer noch, sie werden auch euer Leben begleiten. Sie können den Leuchtturm Jesus verdecken, aber nicht auslöschen. Ja, Jesus gleicht einem Leuchtturm, der in die Menschheitsgeschichte hineinstrahlt und Orientierung gibt. Jesus ist besser als ein selbst gebastelter Leuchtturm.

Und der Hl. Geist? Was tut der Hl. Geist? Der Hl. Geist ist mit den Lichtsignalen des Leuchtturms vergleichbar, die unermüdlich in die Welt hineinstrahlen. Man kann diese Signale nicht angreifen, man kann sie nicht festhalten. Das ist wie beim Hl. Geist. Und trotzdem wirken sie und sind so lebenswichtig.

 

Leuchtturm und Lichtsignale für dich und mich

Ich frage mich manchmal, wie wir den Leuchtturm Jesus und die Lichtsignale des Hl. Geistes besser nützen können. Hier drei Hilfen.

 

  1. Gemeinsam, statt einsam

Hier hilft uns das Verhalten des Apostels Petrus im heutigen Evangelium. Petrus ist kein Einzelheld, er meint nicht, dass er alles allein tun muss. Er bleibt nicht allein, sondern fährt mit sieben anderen Jüngern hinaus auf den See und lässt sich helfen. Liebe Jugendliche: Vertraut, dass euch andere helfen, dass ihr von ihnen lernen könnt. Lasst euch beraten. Das erzählte Beispiel vom Fischer lehrt uns, wir sollen Großes nicht allein tun. Nein, gemeinsam statt Einzelhelden.

 

  1. Die Bibel hilft, geistvolle Menschen zu sein und die Lichtsignale zu erkennen

Deshalb habe ich als Geschenk für euch eine kleine Bibel mitgebracht.

Ich lade euch ein, immer wieder darin zu lesen. Legt es aufs Nachtkastl oder an eine Stelle, wo ihr immer wieder danach greifen und einige Zeilen lesen könnt. Vermutlich geht es euch so, wie den Jüngern am See Gennesaret, dass ihr manchmal Jesus nicht sofort erkennt. Verliert dabei nicht die Geduld oder Freude.

 

  1. Gebet um den Hl. Geist

Ein Mann hat mir letzte Woche erzählt, dass er als Jugendlicher vom Kooperator den Tipp bekommen hat, vor dem Einschlafen das Rosenkranzgesätzchen „Der uns den Hl. Geist gesandt hat“ zu beten. Er tue das seit ca. 50 Jahren. Vor einem Monat fragte mich Melissa, eine Gefirmte vom letzten Jahr: „Herr Pfarrer, betest du am Abend?“ Ich war zunächst überrascht über die Frage und habe dann geantwortet. „Ja, und ich tue es gerne. Ich kann damit den Tag besser abschließen, ihn gut sein lassen und in die Hände Gottes legen.“

Liebe Jugendliche: Bittet betet, dass die Lichtsignale des Hl. Geistes euch erleuchten. Wir brauchen sie so notwendig, um in einer oft geistlosen Welt nicht selber geistlos zu werden.

 

Firmung ermutigt uns, uns nach dem Leuchtturm Jesus zu orientieren, die Signale des Hl. Geistes zu sehen und uns deshalb auf die hohe See unseres Lebens zu wagen. Nur Mut.

Details
  • Datum: 27. Mai 2023
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 21,1-4