Beschreibung

Predigt Fischergeschichten damals und heute

Evangelium Johannes 21,1-14, Sonntag 23. April 2023

 

Es gibt eine Erzählung, die mit ihrem Autor berühmt geworden ist. Ernest Hemingway und „Der alte Mann und das Meer“: Die Geschichte erzählt vom alten Fischer Santiago, der Zeit seines Lebens vom Pech verfolgt ist

 

Santiago hat seit 84 Tagen nichts mehr gefangen. Die Eltern seines Gehilfen Manolin haben diesem bereits verboten, mit Santiago zusammenzuarbeiten. Sie schicken ihn stattdessen mit erfolgreicheren Fischern hinaus auf das Meer.

So fährt Santiago am 85. Tag allein weit in den Golf hinaus. Gegen Mittag beißt ein großer Fisch an. Santiago kann den großen Fisch nicht in das Boot ziehen, stattdessen zieht der Fisch das Boot hinter sich her. Es vergehen zwei Tage und zwei Nächte des Kampfes. Am dritten Tag beginnt der Fisch zu kreisen, ein Anzeichen von Erschöpfung. Santiago greift nach seiner Harpune und tötet damit den gewaltigen Fisch. Er bindet den Fisch an sein Boot und macht sich auf den Heimweg. „Der Fisch wird einen guten Preis erzielen und viele Menschen satt machen“, denkt er. Aber dann das nächste Unglück: Das in das Wasser tropfende Blut des Fisches zieht eine Vielzahl von Haien an. Den ersten kann Santiago mit seiner Harpune töten. Drei weitere Haie tötet er mit Hilfe seines Messers. Mit einem Knüppel versucht er, weitere Haie zu erschlagen, ohne großen Erfolg. Nachts reißen diese das restliche Fleisch vom Körper des Fisches. Santiago bleibt nur das blanke Skelett. Schließlich erreicht er vor der Morgendämmerung des vierten Tages den Hafen. Er ist ein gebrochener Mann. Und es ist niemand da, der ihn erwartet.

 

Misserfolg und leere Netze

Der alte Mann und das Meer und das heutige Evangelium vom reichen Fischfang: Das sind zwei Fischergeschichten ohne Romantik, sondern voll Lebenskampf und Tragik. Beide kennen den Misserfolg. Der Alltag hat auch die Jünger wieder, die alte Umgebung, der alte Beruf, das alte Lied. Noch grauer als vorher, vom Star und Vorbild der letzten Jahre keine Spur. Die Mühe der ganzen Nacht ist umsonst, Die Fischerroutiniers Petrus und seine Freunde fangen nichts. Zweimal wird das im Bibeltext betont, damit es ja niemand übersieht. Nichts, noch weniger als das mitgebrachte Gerippe des alten Mannes haben sie als Beute.

Zwei Fischergeschichten mit Misserfolg, und doch gibt es da einen Unterschied wie Tag und Nacht. Genau dieser Unterschied macht das heutige Evangelium zu einer Ostererzählung. Zwei Unterschiede möchte ich herausstreichen.

 

Ein erster Unterschied: Gemeinsam nicht einsam

Der alte Mann ist ein Einzelgänger, der alles selber tun muss, der alles allein versucht und dabei scheitert: Im Evangelium ist es anders: Da fährt nicht ein alter Mann als Einzelkämpfer hinaus auf die hohe See, sondern sieben sind es. Petrus sagt: Ich gehe fischen und die anderen meinen sofort: Ich gehe mit! Gemeinsam nicht einsam wagen sie die Ausfahrt, auf sein Wort hin: „Werft das Netz aus!“

 

Und der zweite Unterschied, wohl noch wichtiger: Jemand erwartet die Jünger

Tief in der Nacht kommt der alte Mann geschlagen zurück von der Fahrt auf dem Meer. Die Lichter sind aus. „Es war niemand da, um ihn zu erwarten.“ so heißt es in der berühmten Geschichte.

Die Jünger kommen auch enttäuscht zurück. Und doch ist die Situation ganz anders: Bei ihnen steht jemand am Ufer und wartet auf sie. Das ist etwas Großes: Sie sind auch in der Stunde des Misserfolgs erwartet. Zwar erkennen sie den Fremden nicht sofort, aber es dämmert ihnen, in der Morgendämmerung.

 

Ernst Hemmingway mit seiner Erzählung „Alte Mann und das Meer“ und das heutige Osterevangelium vom reichen Fischfang: Beide kennen den Misserfolg, der auch uns heutigen Menschen nicht erspart wird. Österlich wirds, wenn Menschen etwas gemeinsam und nicht einsam tun und vor allem durch die Tatsache, dass wir immer schon vom Auferstandenen erwartet werden mit seinem Feuer und Fisch und Brot.

Details
  • Datum: 23. April 2023
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 21,1-4