Beschreibung

Predigt Fußwaschung Gründonnerstag 2024

Ich habe schon seit vielen Jahren auf meinem Schreibtisch einen kleinen Bronzeguss, der die Fußwaschung Jesu darstellt. Jesus ist ganz gebückt und wäscht Petrus die Füße, die anderen Jünger schauen erstaunt zu. Mir gefällt dieser kleine Bronzeguss. Er ist für mich auch ein Auftrag für meine Arbeit.

So möchte ich heute am Gründonnerstag die Fußwaschung Jesu in den Mittelpunkt meiner einfachen Überlegungen stellen. Drei biblische Gestalten sollen diese Überlegungen begleiten:

  • Jesus selbst, der dem Petrus die Füße wäscht,
  • Petrus, der sich zuerst weigert, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen, dann aber darum bittet,
  • und Pilatus, der wenige Stunden nach dem Abendmahl auch seine Hände in eine Wasserschüssel geben wird, aber mit ganz anderen Absichten.

Ich lade euch ein nachzudenken, wem der drei Gestalten ihr am meisten gleicht.

 

Beginnen wir bei Pilatus

Im Matthäusevangelium lesen wir: „Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache.“ (Mt 27,24)

  • Pilatus wäscht sich selbst, Jesus wäscht andere.
  • Pilatus möchte sich selbst dienen und in der schwierigen Situation für sich den besten Nutzen ziehen. Jesus dient anderen.
  • In Pilatus sehen wir einen Menschen, der sich nicht die Finger schmutzig machen möchte, schon gar nicht für das Leben eines anderen.

Dieses Handeln des Pilatus kennen wir alle in uns, in unserer Gesellschaft vom Kaffeegespräch bis zum Politikerparkett, auch in unserer Kirche:

  • Ich war es nicht, ich bin unschuldig.
  • Was hätte ich tun sollen?
  • Ich kann ja nicht meinen Ruf oder Posten riskieren!

 

Kommen wir zu Petrus

Petrus will sich zunächst nicht die Füße waschen lassen. Er will sich nicht aus seiner Rolle werfen oder verändern lassen. Aber dann gelingt es doch, dann geschieht echte Wandlung. Petrus kann uns hier ein großes Vorbild sein.

Das hat Folgen für die Feier der Hl. Messe: Nicht zu Gott bei der Hl. Messe sagen: Nein, nein, ich will nichts von dir. Nein, nein, ich kann alles selber. Am besten wir mischen uns gegenseitig nicht in unsere Angelegenheiten ein.

Sondern vor Gott in der Messe und auch sonst im Leben mit der Einstellung und Bitte leben: Du Herr musst mir die Füße, die Hände und auch den Kopf waschen. Und dein Waschen soll reinigend von Schuld und Last sein, es soll erfrischend sein und Leben fördernd.

 

Kommen wir zuletzt zu Jesus

Hier braucht es wenige Erklärungen, die Tat spricht für sich:

  • Jesus dient, er ist nicht der große Anschaffer, der selber keinen Finger rührt.
  • Jesus wäscht andere, er will, dass sie innerlich und äußerlich rein sind.
  • Jesus wäscht die Füße, nicht den Kopf. Kopfwaschen würde bedeuten, jemanden so bearbeiten, dass er auf jeden Fall so denkt und handelt wie ich es will.

Dieses Füßewaschen ist ein zentraler Auftrag Jesu an uns alle. Und wenn Jesus noch ausdrücklich hinzufügt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch handle.“ dann dürfen wir dieses Testament Jesu nicht beiseitelegen und wie Pilatus zur Tagesordnung übergehen.

Dann heißt der Auftrag Jesu.

  • Unsere Welt braucht nicht große Anschaffer, sondern Leute die anpacken.
  • Wir verändern unsere Welt nicht, indem wir Kopf- und Hirnwäsche betreiben, sondern nur wenn wir ganz unten bei den Füßen anfangen.

Und noch ein letzter Auftrag Jesu von der Fußwaschung her, der die Hl. Messe und das kirchliche Leben speziell betrifft: Bei der Hl. Messe haben alle Platz. Jesus hat beim Abendmahl weder den Judas und noch den Petrus hinausgeworfen, obwohl er wusste, was diese beiden bald tun werden. Ganz im Gegenteil, er hat um sie gerungen.

Eine Pfarrgemeinde oder Kirche, die nur Elite sein will und allen außer sich selbst das Signal gibt, dass sie nicht ganz geeignet sind und dazu passen, ist eine Sekte oder wenigstens auf dem Weg dazu.

 

Im Johannesevangelium steht an der Stelle des Einsetzungsberichtes der Hl. Messe der Bericht von der Fußwaschung. Die Fußwaschung will damit der zentrale Erklärungsschlüssel für ein Leben mit und aus der Hl. Messe sein:

  • Die Fußwaschung sagt uns: wir brauchen vor Gott und den Menschen nicht da stehen wie Pilatus, der sich nur selber wäscht und sich nicht die Finger schmutzig machen will
  • Die Fußwaschung lädt uns ein, uns bei der Hl. Messe wie Petrus wandeln zu lassen in weite und vertrauende Menschen
  • Die Fußwaschung sagt klar, dass Menschen in der Nachfolge Jesu dienende Menschen sind.
Details
  • Datum: 28. März 2024
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 13,1-15