Beschreibung

Predigt Gründonnerstag 2019 Gottesdienst und Menschendienst
Lesung: 1 Kor 11,23-26; Evangelium: Johannes 13 Fußwaschung

Unsere Religionslehrerin an der VS Lienz Nord hat vor kurzem das Wort GOTTESDIENST auf die Tafel geschrieben und die Kinder gefragt: „Wer weiß, was man unter Gottesdienst versteht?“
Zuerst gab es ratlose Gesichter, dann meldete sich ein Schüler mit den Worten:
„Das heißt, dass Gott auch einmal arbeiten muss. Er muss auch etwas für sein Geld tun und den Menschen dienen. Er braucht eh nur am Sonntag arbeiten. Mein Papa muss die ganze Woche arbeiten.“
Nach dieser Antwort stellte die Religionslehrerin an dieses Kind eine weitere Frage: „Was soll Gott denn arbeiten?“
Das Kind: „Alles was wir brauchen.“
Daraufhin die Lehrerin: „Und wer oder wie bezahlen wir Gott?“
Sie bekam die Antwort: „Mit dem Geld, das die Menschen in der Kirche in das Körbchen werfen.“

Vielleicht schmunzeln sie über diese Antworten des Kindes, vielleicht wundern sich manche.
Für mich ist klar: Kinder nehmen manche Worte ganz wörtlich und erklären uns damit oft den tiefsten und ursprünglichen Sinn. Sie spüren oft auch ganz genau, was wir Erwachsene denken, und spiegeln in ihren Wortmeldungen das wieder, was sie von uns Erwachsenen hören.
Deshalb bleibe ich heute bei meinen Gedanken zum Gründonnerstag bei der Volkstheologie dieses Kindes. Drei kurze Weiterführungen:

Dienen und Dienst
Das Kind meint: „Gott muss auch etwas für sein Geld tun und den Menschen dienen.“
Ja, Gottesdienst ist nicht nur ein leeres Gerede oder Geplänkel, ohne jede Verbindlichkeit oder Verpflichtung. Gottesdienst hat viel mit Taten zu tun, mit „arbeiten und den Menschen dienen“, wie es das Kind nennt.
Der Dienst Gottes an uns Menschen ist der Beginn, das Fundament jedes Gottesdienstes und jeder Hl. Messe. Gott dient uns Menschen und er tut es gern.
Hier sind wir ganz nahe beim heutigen Evangelium von der Fußwaschung:
Jesus ist sich nicht zu schade, seinen Jüngern die Füße zu waschen.
Es geht in der Folge um einen dreifachen Dienst: Den Dienst Gottes an uns Menschen, den Dienst von uns Menschen an Gott und den gegenseitigen Dienst zwischen uns Menschen. Jesus nennt dies ganz klar: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt haben.

Wir wissen alle, dass es gar nicht so leicht ist, zu dienen, aber auch sich dienen zu lassen, weder von anderen Menschen, noch von Gott. Vielen von uns geht es wie Petrus. Wir weigern uns zunächst, uns von Gott bedienen und verwandeln zu lassen.

Mit Geld bezahlen
Die Wortmeldung des Kindes „Gott muss auch etwas für sein Geld tun“ überrascht, ebenso die Antwort auf die Frage „Und wer oder wie bezahlen wir Gott?“: „Mit dem Geld, das die Menschen in der Kirche in das Körbchen werfen.“

Bei der Hl. Messe bezahlen wir Gott gar nichts. Die Hl. Wandlung und die
Hl. Kommunion sind mit dem Lebenswerk Jesu längst bezahlt. Er hat sie der Menschheit als Testament hinterlassen.

Die Frage des Kaufens und Bezahlens ist vielleicht der größte Unterschied zwischen Hl. Messe und vielen alltäglichen und täglichen Realitäten.
Er wäre vermessen und hochnäsig, wenn wir zu Gott sagen: Wir zahlen und du hast gefällst etwas dafür zu tun. „Do ut des“, haben das die Römer genannt.
Mir ist im Blick auf die Hl. Messe ein Doppeltes wichtig: Messe kann ich nicht kaufen, sie ist aber auch kein Selbstbedienungsladen, wo ich mir einfach alles hole, ohne rechts und links schauen zu müssen. Bei der Hl. Messe lerne ich täglich neu die Dankbarkeit und die Freude, mich beschenken zu lassen.

Nur am Sonntag
Im Blick auf Gott meint das Kind zuletzt: Er braucht eh nur am Sonntag arbeiten. Mein Papa muss die ganze Woche arbeiten.“
Stimmt es, dass Gott nur am Sonntag arbeitet?
Ich bin froh, dass Gott 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr für uns da ist.
Ich bin froh, dass der Auferstandene sagt: Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt. 8Mt 28.20)

Damit sind wir beim Verhältnis zwischen Sonntag und Werktag, zwischen Gebet und Arbeit.
Der Sonntagsgottesdienst darf nicht losgelöst sein von der ganzen Woche, sonst wird er zu einer Weltflucht oder höchstens zu einer kurzen Unterbrechung im stressigen Alltag. Das ist zu wenig.
Gottesdienst ist Motivation für die Ereignisse der ganzen Woche.
Gottesdienst hilft uns, die Erlebnisse zu verstehen, sich über Schönes zu freuen und Tragisches leichter zu tragen.

Gottesdienst und Menschendienst
Geschenk und Kaufen
Sonntag und Werktag,
Beten und Arbeiten.
Leben mit und aus der Hl. Messe wandelt und verwandelt.
Es öffnet neue Dimensionen.

Details
  • Datum: 18. April 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 13