Beschreibung

Predigt Palmsonntag 2019

Mit dem Palmsonntag betreten wie das Tor der Heiligen Woche

„Der Palmsonntag ist so ein frohes Fest: die Augen der Kleinkinder mit ihren Eltern, die bunten Palmbuschen, die Musik, der freudige Umzug und vieles mehr. Wäre es nicht möglich, am Palmsonntag nur dieses Fest der Freude zu feiern und nicht blitzartig zur Leidensgeschichte überzugehen? Kann man sich in der Kirche nicht einfach einmal nur freuen?“
So hat mich diese Woche eine Frau gefragt. Sie ist nicht die einzige, ich höre die Frage seit Jahren immer wieder. Was sagen sie dazu? Denken sie auch so?

Palmsonntag

Ich bin froh, dass der Palmsonntag ein frohes Fest ist und die Buntheit des Lebens auch durch das Brauchtum mit den Palmbuschen und Brezel sichtbar wird.
Im Idealfall könnte ich mir gut vorstellen, dass wir am Palmsonntag einfach die Freude genießen, dass Jesus nach Jerusalem kommt. Damit ist nicht nur diese wichtige Stadt vor 2000 Jahren gemeint, sondern auch unser eigenes Jerusalem: der Ort, wo wir wohnen und im Wirrwarr der Freundschaften, der Beziehungen, des Miteinander und Nebeneinanders leben und lieben. Jesus kommt zu uns nicht, obwohl unsere Welt so ist, sondern weil sie so ist.

Gesamte Leidensgeschichte

Der Start für den Gesamtblick der Leidensgeschichte wäre dann der Montag oder Dienstag, auf jeden Fall vor dem Gründonnerstag.
Es ist wichtig, jeden Tag in der Karwoche als einzigartigen Tag ernst zu nehmen und zu feiern und gleichzeitig die Zusammenhänge zu sehen. In der Heiligen Woche verdichtet sich die Erfahrung der Menschheit:
Freundschaft und Feindschaft,
Gemeinschaft und Einsamkeit,
Freude und Leid,
selbstlose Hilfsbereitschaft und gedankenlose Aggression,
Tod und Auferstehung.
Die Heilige Woche will kein Wegschauen. Um ehrlich das ganze Leben zu sehen und zu deuten, darf und will sie keine Tabus kennen. Die Geheimnisse des Lebens lassen sich nicht auseinanderdividieren oder getrennt sehen. Dann wäre es eine Weltflucht.
Der Deuteschlüssel für das Geschehen der Karwoche ist klar, es ist der zarte Ostermorgen mit dem Licht der Osterkerze.
Karwoche ohne Karfreitag ist wie Reden über Gott ohne an die Menschen zu denken. Eine Karwoche ohne Ostermorgen wäre ein Todeskommando.
Wir fahren nicht auf eine dicke Betonwand zu, sondern auf das unbeschreibliche Tor der Auferstehung.

Freude an Liturgie in der Karwoche

Es gibt keine Woche in Jahr, in der so viele und so unterschiedliche Gottesdienste gefeiert werden.
Es wäre unmöglich, die Karwoche allein zu feiern. Wir brauchen die Gemeinschaft. Die Privatisierung der Feiertage wäre der Tod der Karwoche und der vitalen christlichen Feierkultur.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass es für uns als einzelne und für die Pfarrgemeinde wichtig und hilfreich ist, alle Tage zu feiern. Wenn ein Tag fehlt, dann fehlt ein Glied in der Kette.
Ich hoffe, dass es uns gelingt, bei den Gottesdiensten ein Gespür für die Symbole und Zeichen zu haben, etwa die Kreuzverehrung, die Osterkerze, die Dunkelheit und das Licht in der Feier der Osternacht.
Auch die außergewöhnlichen Uhrzeiten wollen unsere Wachsamkeit schulen, die Sterbestunde Jesu am Karfreitag um 15 Uhr, das Gebet im Ölgarten am Gründonnerstag spätabends, die Feier der Osternacht in der Nacht.

Gehe langsam durch diese Woche.
Gehe Schritt für Schritt wie Jesus damals vor 2000 Jahren
damit du Freude und Leid nicht übersiehst und deine Seele mitkommen kann.

Karwoche vor 2000 Jahren und heute, ja sogar wöchentlich

Ich bitte euch, die Karwoche ganz direkt mit dem eigenen Leben zu verbinden.
Das Leben bietet täglich Gelegenheiten dazu.
Auch heute

  • … kommt JESUS nach Jerusalem.
  • … rufen VIELE „Hosianna“.
  • … gibt es GLAUBENSGESPRÄCHE mit verschiedensten Interessen.
  • … feiern WIR Abendmahl und empfangen Jesus in Leib und Blut.
  • … verschlafen FREUNDE den Moment zu helfen.
  • … weinen VIELE nicht nur Tränen, sondern sogar Blut.
  • … sagt so MANCHER: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“
  • … ändern VIELE schnell die Meinung und schreien „Ans Kreuz mitihm“.
  • … greift so mancher PILATUS zur Ausrede „Ich wasche meineHände in Unschuld“.
  • … stehen WEINENDE FRAUEN an den Straßen des Lebens.
  • … wagen sich Menschen wie VERONIKA aus der Reihe und helfen unbürokratisch.
  • … laden Menschen einander KREUZE auf.
  • … gehen MENSCHEN konsequent ihren Weg der Liebe und Gewaltlosigkeit.

Auch heute geschieht AUFERSTEHUNG und ER-LÖSUNG

Gesegnete Karwoche euch allen!

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