Beschreibung

Predigt Macht und Ohnmacht   19. September 2021

Evangelium Markus 9,30-37

 

Macht und Ohnmacht – was fällt dir zu diesen Stichworten ein?

  • Die Mächtigen richten es sich immer!
  • Die Mächtigen haben keine Ahnung, was wirklich wichtig ist.
  • Wir sind so machtlos im Blick auf die Ungerechtigkeit in der Welt, auf die Kriege, die vielen Flüchtlinge weltweit oder die Klimakatastrophe.
  • Ich bin froh, dass ich keine großen Entscheidungen zu treffen habe. Ich möchte derzeit nicht Chef in Afghanistan oder Vorsitzender der Corona-Kommission sein.
  • Macht verdirbt den Menschen.
  • Ein Machtvakuum ist gefährlicher als klare Machtverhältnisse.
  • Warum macht Gott nichts und setzt seine Macht nicht ein, um vieles in der Welt zu ändern? Kann er nicht, will er nicht?

 

Macht und Ohnmacht. Ich möchte heute einen Blick aufs Evangelium werfen und schauen, wie es mit der Macht und Ohnmacht Jesu steht, wie mit der Macht und Ohnmacht der Jünger und dann wieder zu uns selbst zurückkehren.

 

Macht und Ohnmacht Jesu

War Jesus mächtig? Wie ging er mit seiner Macht um?

Im Blick auf das Neue Testament und speziell das heutige Evangelium fällt zunächst auf: Jesus erlebt keine Erfolgsgeschichte mit Dauerapplaus und messbarem Erfolg ringsherum. Dass er mit knapp über dreißig Jahren am Kreuz endet, ist auch nicht das Ende einer Traumkarriere. Jesus hat Jünger und viele Menschen folgen ihm. Aber es bleibt die Frage: Sind sie seine Fans und Bewunderer oder sind sie Nachahmer, die ihm ernsthaft nachfolgen wollen.

Jesus ahnt, wie sein Leben in Jerusalem enden wird, nämlich mit dem Ausgeliefertwerden, dem gewaltsamen Tod und der Auferstehung.

Dabei ist wichtig: Jesus geht aktiv seinen Weg nach Jerusalem, er fühlt sich nicht als Opfer oder Gemobbter. Jesus lebt die Macht und Ohnmacht der Feindesliebe.

 

Ich würde sagen: Jesu Macht liegt zunächst in seiner unerschütterlichen Verbindung zum Vater. Diese gibt ihm Kraft und Halt, ganz konsequent seinen Weg zu gehen. Er ist kein Fähnchen im Wind.

Seine Macht liegt darin, dass er die Welt und uns Menschen von Innen heraus erneuert kann. Wenn wir uns ihm öffnen, geschieht Großes.

Jesus hat für immer die Macht des Todes gebrochen.

 

Macht und Ohnmacht der Jünger

Ist es nicht peinlich, wie sich die Jünger im heutigen Evangelium benehmen.

Jesus redet bereits zum zweiten Mal (nach Mk 8,31) von seinem Leiden und Sterben in Jerusalem und die Jünger haben keine anderen Sorgen als jene, wer von ihnen der Größte ist.

Haben diejenigen, die so viel mit Jesus erlebt haben, gar nichts von seiner Botschaft verstanden? Ist Jesu Botschaft und sein Weg so unverständlich?

 

Macht und Ohnmacht bei uns

Wie erlebe ich Macht und Ohnmacht in unseren Familien, in der Kirche, in der Gesellschaft? Wie gehe ich selbst damit um?

Ich bin froh, dass die Bibel so ehrlich über die Schwächen ihrer Helden berichtet. Das ermutigt, ehrlich mit Schwächen umzugehen, ohne Geheimnistuerei und ohne Schmutzkübelkampagne.

Ich bin auch deswegen über den ehrlichen Blick der Bibel froh, weil die Frage nach Macht und Beliebtheit in der Kirche oft tabuisiert wird und dann im Untergrund erst recht ihre eigenartigen Blüten treibt.

 

Für Jesus ist klar: Jene Person ist groß, die andere groß sein lässt. Wer hingegeben andere niedermacht, ist keine große Persönlichkeit.

Autorität kommt vom lateinischen Wort „auctor“ = Förderer, Vergrößer.

Wahre Autorität leben jene Menschen, die andere fördern.

 

Macht und Ohnmacht.

Ein erster Schritt ist für mich, in meinem Bereich jene Entscheidungen zu treffen, die anstehen und nicht alles hinauszuschieben oder ständig alle Türen offen zu lassen.

Ein hilfreicher Schritt ist Gelassenheit. „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr)

Details
  • Datum: 19. September 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 9,30-37