Beschreibung

Der Ochs an der Krippe – Predigt Christtag 2022

Evangelium: Johannes 1,1-18

 

Die Kinder der Volksschule Lienz Nord haben in den Tagen vor Weihnachten im Kolpinghaus ein Musical mit dem Titel „Die drei vom Stall. Ein tierisch gutes Weihnachtsmusical“ aufgeführt. Hauptdarsteller des Musicals sind neben Maria und Josef und den Engeln vor allem Tiere, wie der Ochs und der Esel und ein kleines Schaf.

 

Der Ochs hat im Musical eine besondere Rolle. Zunächst preist er sich am Tiermarkt als das beste Tier an und lästert über die anderen unfähigen Tiere. Er ist verärgert, dass Maria und Josef den Esel kaufen und nicht ihn, das Prachtexemplar. Der Ochs wird dann schlussendlich auch gekauft und spielt sich im Stall von Betlehem als der große Chef auf, der die anderen Tiere tyrannisiert.

 

Und dann geschieht das Unerwartete. Gegen seinen Willen kommt in diesem Stall mitten unter den Tieren Jesus auf die Welt. Alle Tiere freuen sich, nur der Ochs steht beleidigt abseits am Rand. Ein kleines Schaf geht zum ihm hin und fragt: „Was machst du hier? Warum bist du nicht auch beim Baby.“

Keine Lust, lass mich in Ruhe, du Zwerg!“ ist seine barsche Antwort.

Das kleine Schaf gibt nicht nach: „Aber wieso hast du keine Lust, den Sohn von Jesus anzugucken? Darauf meint der Ochse: „Ich brauch keinen Gott! Ich brauch niemanden! Man kann sich auf eh keinen verlassen! Und wenn, kommt man immer zu kurz, weil man teilen soll und so´n Quatsch.“

Das kleine Schaf bleibt dran und erreicht, dass der Ochs seine gespielte Stärke und den Eigensinn aufgibt, zum Kind kommt und sich mit den anderen Tieren versöhnt. Das Mutterschaf meint dann: „Merkwürdig, dass dieses Baby uns so verändern kann, dass wir uns wieder vertragen!“ Darauf nochmals das kleine Schaf: „ist doch klar. Er ist ja auch der Sohn von Gott.“

 

Ein Kind kann unsere Sturheit aufweichen

Warum erzähle ich heute am Christtag so ausführlich von diesem Musical.

Deswegen, weil es zeigt, wie das Kind in der Krippe sogar einen Ochsen verändern kann. Manchmal wird es für diese Änderung wohl die Hilfe eines kleinen Schafes benötigen, das ganz natürlich fragt und nicht aufgibt.

Die Erfahrung zeigt, dass ein kleines Kind sogar bei den verbittertsten Menschen ein Lächeln erzeugt. Wohl auch deswegen kam Gott als Kind und nicht als König oder Übermensch auf die Welt.

 

Gott kommt in keine heile Welt

Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.

 

Weihnachten zeigt, das Gott nicht in eine heile Welt kommt. Gott kommt in die Welt wie sie ist, damals und heute. Und er kommt nicht, obwohl sie so ist, sondern geradeweil sie so ist. Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum Gott in Jesus Mensch wird? Warum tut er sich das an? Die Antwort ist klar: weil er uns Menschen nahe sein will. Weil er uns von innen heraus heilen will. Alles andere wäre höchstens oberflächliche Kosmetik.

 

Wider alle Erwartungen

Wir erwarteten einen Übermenschen, du gabst uns ein kleines Kind

Wir erwarteten einen Herrscher, du gabst uns einen Bruder.

Wir erwarteten einen Rächer, du gabst uns einen Verfolgten.

Wir waren die Beute des Hasses, und siehe da: die Liebe.

Wir waren in den Krallen der Angst, und da nun: die Freude

Wir waren im Rachen der Nacht, und da: das Licht!

 

Unsere Weisen sind zu ihm gegangen, mit ihren Schätzen beladen,

aber sie wurden die Beschenkten, die Beglückten.

Unsere Mächtigen sind zu ihm gegangen, steif aufgereckt vor ihrem Stolz,

das Kind machte sie biegsam, sie bogen das Haupt und die Kniee.

 

Bitten und vertrauen wir, dass das Kind von Betlehem nicht nur den Ochsen im Musical, sondern auch den Ochsen in uns und die vielen Ochsen dieser Welt verwandeln kann.

„Merkwürdig, dass dieses Baby uns so verändern kann, dass wir uns wieder vertragen!“ Darauf nochmals das kleine Schaf: „ist doch klar. Er ist ja auch der Sohn von Gott.“

Details
  • Datum: 25. Dezember 2022
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Johannes 1,1-14