Beschreibung

Predigt Osternacht 2021 Ja, so ist Ostern

  Ich möchte euch heute zwei Begebenheiten erzählen, die gut zeigen, was Ostern ist.   Ereignis 1: Darf Judas auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen? Ich hatte diese Woche über Internet eine Veranstaltung zum Apostel Judas zusammen mit einem Schauspieler, der in einem Ein-Mann-Theaterstück die Rolle des Judas spielte. Auf die Frage, welche Szene im Theaterstück den Schauspieler am meisten beschäftig, meinte er: Nach dem Verrat ringt Judas mit sich selbst und sagt dann: Gott, Jesus, kannst du mir verzeihen oder stößt bei mir selbst deine Barmherzigkeit an die Grenzen. Beim Gespräch habe ich zunächst folgende Osterlegende (übernommen von Jozef Niewiadomski) erzählt: Es ist Ostersonntag. Die himmlische Gemeinschaft sitzt beim Tisch. Das Mahl hätte auch schon längst beginnen sollen. Langsam werden die Gäste ungeduldig. Doch Jesus wartet. „Worauf wartet er noch?“, denkt sich der eine oder andere Heilige. „Die Christen auf Erden sind schon lange beim Nachtisch.“ Plötzlich geht die himmlische Tür auf. Draußen steht Judas. Alles erstarrt. Die Spannung steigt. Man könnte eine Nadel fallen hören. Die Apostel werfen einander eindeutige Blicke zu: „Was will das Schwein hier?“ Jesus strahlt Ruhe aus. Steht auf und geht auf Judas zu. Nimmt ihn bei der Hand und sagt: „Auf Dich habe ich gewartet!“ Und dann ruft er in den Raum hinein: „Nun können wir beginnen. Mit dem Ostermahl.“   Beim Gespräch mit dem Schauspieler wurde klar. Judas kann sich selbst nicht verzeihen, er kann sich nur verzeihen lassen. Gott ist dazu bereit und fähig. Seine Barmherzigkeit hat keine Grenzen. Und es blieb die Frage:

  • Was geschieht mit den „sturen Teifln“, die sich nicht verzeihen lassen.
  • Was passiert mit jenen, die nicht klüger werden wie Petrus, sondern bis zum Ende ihres Lebens sagen: Ich lasse mir nicht die Füße waschen. Ich lasse mir nicht die Schuld abwaschen.
  • Was passiert mit jenen, die bis zum Lebensende wie Pilatus sagen: Ich wasche meine Hände in Unschuld?

  Ereignis 2: Edith Stein Die Hl. Edith Stein (1891 – 1942) wuchs in einer streng gläubigen jüdischen Familie auf. Über das Philosophiestudium und über beeindruckende Menschen lernte sie das Christentum kennen und wurde dann Ordensschwester im Karmelkloster in Köln. Sie starb als Märtyrerin im KZ Auschwitz. Edith Stein berichtet von einem Gespräch mit ihrer betagten Mutter kurz, bevor sie in den Karmel eingetreten ist. Ihre tief gläubige jüdische Mama tat sich schwer, sich damit abzufinden, dass die Tochter Christin wurde. So sagte sie bei diesem Gespräch zu ihrer Tochter: „Jesus mag ein sehr guter Mensch gewesen sein, aber warum hat er sich zu Gott gemacht?“   Stimmt es, dass sich Jesus selbst zu Gott gemacht hat, oder dass er von den Christen zu einem Gott hochstilisiert wurde. Die Karwoche und das Osterfest zeigen die Menschlichkeit und Göttlichkeit Jesu wohl am besten: Es fällt auf:

  • Auch in den Tagen der Karwoche ist Jesus nicht ein Getriebener oder Spielball der Menge, sondern entscheidet selbst, was passiert.
  • Auch bei der Gefangennahme und beim Prozess wird betont, dass er gezielt und bewusst ja dazu sagt. Er tut dies nicht deswegen, weil ihm nichts anderes übrigblieb, sondern deswegen, weil er konsequent seinen Weg der Liebe und Gewaltlosigkeit geht.
  • Aber wie ist es bei der Auferstehung. Hat Jesus diese selber gemacht. Ist er selber aus dem Grab herausgehüpft. Hat er sich mit der Auferstehung zu Gott gemacht? Hier ist ganz klar: Nicht Jesus bewirkt, dass er auferstanden ist, sondern sein Vater. Dieser hat ihn auferweckt.

  Nicht Jesus macht sich zu Gott, sondern der Vater hat ihn geheiligt und in die Welt gesandt. Es geht bei Jesus und mit dem Osterfest nicht um menschliche Selbstvergrößerung, sondern um das Unfassliche, was Gott für uns Menschen möglich macht, weil er kein Gott der Rache ist, sondern ein österlicher Gott.  

Details
  • Datum: 3. April 2021
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Markus 16,1-7