Beschreibung

Predigt Was wir vom Gauner lernen können  

Evangelium: Lukas 16,1-13; 22.9.2019

Wenn ich allein mit dem Auto fahre, drehe ich gerne das Radio an. Vor einigen Jahren hörte ich dabei einen sehr frischen Radiobeitrag zur Frage, was wir Menschen gegenseitig voneinander lernen können:

was der Stadtmensch vom Dorfmenschen lernen kann und umgekehrt,

was der Akademiker vom einfachen Bauern und umgekehrt,

was die Erwachsenen vom Kind und umgekehrt

was der Grübler vom Leichtfertigen und umgekehrt.

Zuletzt kam die Frage, was die ehrlichen und verlässlichen Menschen vom Gauner und Betrüger lernen können. Es hieß: vom Gauner und Betrüger können die ehrlichen verlässlichen Menschen den Ideenreichtum und den Mut zum Risiko lernen.

Dieser Radiobeitrag fällt mir seither immer zum heutigen Evangelium vom betrügerischen Verwalter ein.

Gaunergeschichten in der Bibel

Ist dieses Evangelium nicht peinlich? Eine reguläre Gaunergeschichte mitten im Neuen Testament! Eine Gaunergeschichte in der Bibel wäre nicht das Problem, da gibt es viele. aber eine Gaunergeschichte, in der der Gauner gelobt wird, ist doch eigenartig. Es heißt: Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters. (V 8) Was soll das?

Hier scheint sich die Moral des Christentums mit dem großen Wert der Ehrlichkeit selber lächerlich zu machen. Der Evangelist Lukas scheint diese Peinlichkeit und fast notwendige Folgerung von Missverständnissen gespürt zu haben, wenn er nach dem Gleichnis als Moral von der Geschichte im Grunde das Gegenteil betont: Wer in den kleinen Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen. (V 10)

Demnach kann es in diesem Gleichnis vom betrügerischen Verwalter nicht um ein Gutheißen von Betrug und Unehrlichkeit gehen: Was kann es dann sein, was wir von diesem betrügerischen Verwalter lernen sollen. Die Gedanken der Radiosendung treffen es genau. Wir können vom Gauner etwas lernen:

Wir können von diesem Verwalter das Gespür lernen, die ernste Lage überhaupt zu erkennen und vor uns selber ehrlich zu sehen.

Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun. Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. (V 3)

Dieser Verwalter verschließt nicht die Augen vor der Wirklichkeit, er flüchtet nicht in eine heile Welt, er lügt sich selbst nicht hinten und vorne an. Selbsterkenntnis ist oft der erste Schritt zu einem Neuanfang. Wie oft erlebe ich, dass Menschen etwas nicht wahrhaben wollen und alles verdrehen, um sich nicht der Wahrheit zu stellen. Die häufigste Methode dabei sind wohl Schuldzuweisungen an andere.

Wir können von diesem Verwalter den Ideenreichtum lernen

Etwas klappt nicht, so wie ich es mir vorgestellt habe. Kennen sie die Reaktion, dass sich jemand enttäuscht zurücklehnt und apathisch wird: „Da kann man nichts machen und etwas Selbstmitleid ist immer gut.“ Das ist nicht die Lebensweisheit dieses Gauners im Evangelium. Er entwickelt Ideen, er ist flexibel und probiert etwas Neues.

Wir können von diesem Verwalter den Mut lernen, Entscheidungen zu treffen

Mir kommt vor, dass ein wesentliches Kennzeichen unserer Zeit darin besteht, dass wir alle sehr zaghaft entscheiden und oft solange warten und herum überlegen, bis die Umstände oder andere Menschen über uns entschieden haben. Und dann kommt das große Jammern.

Wie viel, das wir tun, geschieht eigentlich nicht nach unserem viel gepriesen freien Willen.

Das sonderbare Gleichnis ermutigt zu entscheiden, auch mit dem Risiko, falsches zu entscheiden.

 

Dieser betrügerische Verwalter und wir. Ich hoffe, dass ihr jetzt nicht heimgeht und sagt, dass ich heute die Gauner gelobt habe und dass eh alles richtig ist, was wir tun. Wir sollen vom betrügerischen Verwalter nicht die Gaunerei lernen, wohl aber:

die Ehrlichkeit zu sich selbst

den Ideenreichtum

den Mut etwas zu riskieren

Details
  • Datum: 22. September 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Lukas 16,1-13