Ich mag Weihnachtskrippen sehr gerne. Ich staune über große Krippen mit oft hunderten Figuren und finde auch jene schön, die nur aus der Hl. Familie bestehen. Weihnachtskrippen bereichern unsere Kultur und stärken hoffentlich auch unseren Glauben an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus.
Weihnachtskrippen gibt es seit dem Mittelalter. Ein Grund für ihre Entstehung sind Weihnachtsspiele, die in den großen Kirchen bei den Gottesdiensten aufgeführt wurden:
Der zweite Grund für ihre Verbreitung ist der Hl. Franziskus. Franziskus hatte das Weihnachtsfest sehr gern mit der schlichten Geburt Gottes im Stall von Bethlehem. So hatte er die Idee, Weihnachten nicht nur in der Kirche zu feiern, sondern auf freiem Feld darzustellen, mit vielen Hirten und Schafen, mit Maria und Josef. Dem Hl. Franziskus ging es nicht um ein Theaterstück, sondern zu zeigen, dass wir alle ein Teil der Weihnachtsgeschehen sind. Wenn wir auf die Krippe blicken, sehen wir mehr als nur eine Szene vergangenen Zeiten, wir entdecken das Licht inmitten der Dunkelheit.

Engel in der Krippe
Ich habe eine sehr schöne und auch große Weihnachtskrippe, die mir vor Jahren ein Freund gebaut hat. Ich stelle sie im Pfarrhaus St. Andrä in Lienz auf und freue mich immer, wenn ich sie betrachte. Auch meine Krippenfiguren sind etwas Besonderes. Sie sind den berühmten Krippenfiguren in der Pfarrkirche Absam nachgeschnitzt. Die Figuren haben neben ihrer Schönheit eine große Besonderheit: Jeder der circa zehn Hirten hat einen Engel an seiner Seite, sozusagen einen Schutzengel oder Begleitengel.
Einige Beispiele: Ein Engel verkündet dem Hirten von Angesicht zu Angesicht die Frohe Botschaft von der Geburt Jesu. Ein Engel zeigt einem Hirten den Weg zum Stall. Ein anderer Engel weckt einen schlafenden Hirten. Ein Engel zeigt zum großen Stern am Himmel hinauf.
Der Gedanke meiner Weihnachtskrippe ist wunderbar: Die Hirten haben an ihrer Seite einen Engel, und nicht nur die Hirten, sondern wir alle. Damit ist klar: Die Krippe ist nicht nur ein netter Schmuck zu Weihnachten, sondern betont, dass Gott auch bei mir geboren werden will.
Hirten
Was ist deine Lieblingsfigur an der Weihnachtskrippe? Ich mag die Hirten sehr gerne und bin froh, dass ich in meiner Weihnachtskrippe viele Hirten habe. Einer kniet vor dem Jesuskind. Einer verneigt sich vor dem Jesuskind und hebt den Hut zum Gruß. Einer anderer steht mitten unter seinen Schafen. Wieder einer kommt mit seinem Kind, das krank ist, zu Jesus. Ich habe erwachsene Hirten und auch einige Kinder als Hirten.
Zur Zeit Jesu gehörten die Hirten zu den Außenseitern der Gesellschaft. Sie mussten ständig bei den Tieren bleiben und waren deshalb bei vielen Festen nicht dabei. Die Schafe und Ziegen fraßen ständig am Grund der Nachbarn. Somit zählten die Hirten als die Verantwortlichen der Tiere zu den notorischen Dieben und Sündern, Also von Hirtenromantik keine Spur.
Es ist kein Zufall, dass Jesus mitten unter den Hirten auf die Welt kommt und nicht im goldenen Königspalast. Er kommt zu den Armen und Außenseitern. Im Laufe seines Lebens wird Jesus diesem Motto treu bleiben und als der der gute Hirte gerade die Verlorenen suchen. Ist das nicht eine wunderbare Botschaft Nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr?

Das Jesuskind
Zentrum jeder Weihnachtskrippe ist das Jesuskind. In vielen Familien wird dieses erst am Heiligen Abend in die Krippe gelegt. Das finde ich schön. Auch in vielen Pfarren wird am Heiligen Abend ein Jesuskind feierlich in die Kirche gebracht und in die Krippe gelegt.
Mit diesem Zeichen wird schön ausgedrückt: Gott kommt als Kind. In einem Text heißt es:
Wir erwarteten einen Übermenschen, du gabst uns ein kleines Kind
Wir erwarteten einen Herrscher, du gabst uns einen Bruder.
Wir erwarteten einen Rächer, du gabst uns einen Verfolgten.
Wir waren die Beute des Hasses, und siehe da: die Liebe.
Wir waren in den Krallen der Angst, und da nun: die Freude
Wir waren im Rachen der Nacht, und da: das Licht!
Gott kommt als Kind. Damit werden wir alle Geschwister Jesu. Damit ist Gott uns Menschen ganz nahe, er ist einer von uns und nicht nur ein ferner Beobachter. Das hat wunderbare Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch und unter uns Menschen.
Da kann ich nur mit den Engeln von Betlehem singen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden.
Maria
Gott schenke dir Geborgenheit und Schutz so wie Maria sie ausstrahlt, die sich für den Willen Gottes öffnete, die Jesus das Leben schenkte, deren Liebe Jesus zur Heimat wurde.
Maria verbindet als Mutter Jesu so viele Gefühle, Erfahrungen und Anliegen. Sie weiß, was es heißt ein Kind zu gebären, noch dazu unter schwierigen Voraussetzungen. Sie kennt die Schmerzen der Geburt und die Freude über das neue Leben. Sie hält ihr Kind in den Armen und ahnt, dass dieses Kind die ganze Welt umarmen wird. Sie wundert sich über die Worte der Hirte und erwägt alles in ihrem Herzen.
Josef
Gott schenke dir Mut und Tatkraft so wie Josef sie hat, der in unsicheren Zeiten zu Maria stand, der mit ihr den Weg nach Betlehem ging, der für Jesus und Maria zur Stütze und Hilfe wurde.
Im Blick auf viele Weihnachtskrippen tut mir der Hl. Josef mir oft leid. Er steht oder sitzt entweder ganz im Hintergrund oder im Finstern. Ich kennen Krippendarstellungen,
in denen er sogar außerhalb des Stalles Wache hält oder verschlafen irgendwo im Eck sitzt.
Hier werden die Bedeutung und Aufgabe des Hl. Josef nicht sofort sichtbar. Schade.
Ich bin froh, dass heute viele Menschen ähnlich wie Josef handeln. Menschen wie Josef sind einfach da. Menschen wie Josef drängen sich nicht in den Vordergrund. Sie hauen nicht ab, wenn es schwierig wird. Menschen wie Josef fördern andere. Der Name Josef heißt übersetzt „Förderer“, „Unterstützer“ Ja, wir brauchen mehr denn je viele Menschen wie den Hl. Josef
Ich bin froh, dass der Hl. Josef in der Weihnachtskrippe dabei ist.

Ochs und Esel in der Krippe
Die Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche St. Andrä hat mehr als zweihundert Figuren, Menschen und Tiere. Die Figuren wurden vor Jahren von Einzelpersonen spendiert. Spannend war, wer den Esel finanziert. Es war schlussendlich der damalige Vizebürgermeister.
Eine Krippe ohne Ochs und Esel wäre unvollständig. Ochs und Esel sind sogar diejenigen,
die sehr nahe beim Jesuskind sind. Sie stehen ganz beim Neugeborenen, um diesen zu wärmen.
Doch wie kamen Ochs und Esel zur Krippe, obwohl die Bibel sie bei der Geburt Jesu nicht ausdrücklich erwähnt. Im Lukasevangelium ist nur von einer Futterkrippe die Rede, in die der neugeborene Heiland gelegt wird. Einige Theologen sind der Ansicht, dass Worte des Propheten Jesaja angeregt haben, Ochs und Esel in der Krippe darzustellen: Bei Jesaja heißt es nämlich: Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht. (Jesaja 1,3)
Die Tiere wissen demnach, wohin sie gehören, die Menschen leider nicht immer. Manchmal sind die Tiere gescheiter als wir Menschen.
Heilige drei Könige
Die heiligen drei Könige sind auf unseren Weihnachtskrippen meistens besonders bunt und festlich gekleidet. Sie kommen als Vertreter der ganzen Welt zum Jesuskind. Drei Besonderheiten möchte ich herausgreifen:
Die Hl. Drei Könige sind keine Einzelgänger
Die Könige kommen zu dritt. Die Weisen aus dem Morgenland waren keine Einzelhelden.
Auch für uns gilt: Besser gemeinsam als einsam.
Die Hl. Drei Könige lassen sich beraten
Ganz selbstverständlich gehen die Weisen aus dem Morgenland zunächst in die Königsstadt Jerusalem und suchen dort Rat. So erfahren sie, dass Jesus in Betlehem geboren ist. Aber sie lassen sich nicht vom Reichtum und der List des Herodes blenden oder sogar missbrauchen.
Die Hl. Drei Könige zeigen Ausdauer
Sie brechen im Osten für einen langen Weg auf. Sie starten, um dem neugeborenen Kind zu huldigen“ (Matthäus 2,2). In Betlehem angekommen, tun sie genau das und huldigen sie das Kind.
Wir sehen. Sie ändern nicht täglich die Meinung und das Ziel.



Weihnachtssegen
Gott schenke dir die Fähigkeit zu staunen über das Wunder der Geburt im Stall von Betlehem.
Das Kind in der Krippe heile deine Wunden und zeige dir Wege zur Versöhnung.
Gott sei an deiner Seite, er lasse dich seine Nähe erfahren und umhülle dich mit seiner Liebe.
Das Licht von Betlehem möge weit in dein Leben hineinleuchten und auch die dunklen Stunden erhellen.
Gott, der Mensch geworden ist, segne dich und schenke dir seinen Frieden.
Gesegnete Weihnachten
Franz Troyer, Weihnachten 2025
