Beschreibung

Predigt Auferstehung und Widerstandskraft

Lesung: 2 Makkabäer 7; Evangelium: Lk 20,27-38

 

Ich möchte heute von zwei unvorstellbaren Situationen erzählen, von denen ich hoffe, dass wir sie nie erleben und sie sich überhaupt nie mehr ereignen.

 

  1. Carl Lampert: In einer Stunde stehe ich vor meinem Gott

Ich beginne mit einem Brief, geschrieben am13. November 1944 um 16 Uhr - also fast auf den Tag genau vor 75 Jahren, geschrieben eine Stunde vor dem Tod:

In einer Stunde stehe ich vor meinem Gott und Heiland und Meister –

Christ Kyrie eleison, so flehe, so bitte auch mit mir – für mich!

Dir, Lieber Paulus, in aller Eile herzlichen Abschiedsgruß

und Dank und Segen für ein langes Wirken für den Herrn; -

Ach, ich hätte zu gern mitgearbeitet!!! –

Vergiss Deinen armseligen Provikar, bitte, nicht ganz,

ich will es versuchen und hoffe es, in der Ewigkeit noch besser sein zu können.

Wie freue ich mich, Christus und die liebe Mutter sein nun zu sehen!

Wiedersehen bei ihm, lieber Paulus, wie wir hoffen, zum ewigen Magnifikat!

Bis dahin Gott mit dir in allem.

In Christi Liebe – vale! Dein Provikar

So, nun muss ich mich zum letzten großen Schritt bereiten!

 

Carl Lampert, der Provikar der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, wurde am 13. Nov 1944 in Halle an der Saale durch das Fallbeil ermordet. Eine Stunde davon schrieb er den vorher in Auszügen zitierte Brief an Bischof Paulus Rusch. Der Provikar ist der Stellvertreter des Bischofs, heute der Generalvikar.

 

Wenn ich solche Briefe lese und die Lebensgeschichte der christlich motivierten tiroler Naziopfer wie Otto Neururer, Jakob Gapp, Josef Mayer-Nusser oder Franz Reinisch lese, dann frage ich mich oft:

  • Woher haben diese Menschen die Kraft, einem menschenverachtenden Regime zu widerstehen und auf die vielen Aggressionen nicht mit eigenen Aggressionen zu antworten?
  • Woher haben sie die Kraft, versöhnt zu sterben?

Ich bin zutiefst überzeugt: Es war ihr Glaube an die Auferstehung.

 

  1. Jerusalem: 2 Jahrhundert vor Christus

Heute in der Lesung hören wir von einer ähnlichen Situation, in der gläubige Menschen vor große Entscheidungen gestellt werden und aufgrund ihres Glaubens die Kraft haben, nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen:

 

Welche Ausgangssituation war damals?

Seit der Zeit Alexander des Großen gehörte das Hl. Land zum griechischen Reich der beiden Herrscherdynastien der Ptolomäaer und dann der Seleukiden. Der griechische Seleukidenherrscher Antiochus IV. lässt im Jahr 167 v. Chr. im Jerusalemer Tempel eine Zeus-Statue aufstellen und auf dem großen Altar im Tempelvorhof einen heidnischen Altar errichten. Er möchte Palästina zu einer modernen hellenistischen Provinz machen, lässt griechische Sportstadien bauen und verbietet die jüdische Beschneidung und viele jüdische Bräuche wie die Selbstverständlichkeit, kein Schweinfleisch zu essen. Viele „moderne“ Juden begrüßen den Fortschritt. Ich könnt euch sicher vorstellen, wie konträr die Meinungen zu diesen Zuständen waren von Begeisterung bis Erschütterung. Es begann der Aufstand der Juden unter der Führung der Makkabäer gegen die griechische Herrschaft.

 

In der heutigen Lesung hören wir, dass Antiochus sieben Brüder mit ihrer Mutter zwingen will, Schweinfleisch zu essen.  Sie wehren sich und werden dann in grausamster Art vor den Augen der anderen der Reihe nach alle sieben Brüder getötet, zuletzt stirbt auch die Mutter. Ihre Worte vor dem Sterben gehören zu den ältesten Zeugnissen der Auferstehung.

Sohn 1: Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten

Sohn 2: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferstehen lassen, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.

Sohn 3: Vom Himmel habe ich meine Zunge bekommen und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.

Sohn 4: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns auferstehen lässt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben

 

Kraft der Botschaft von der Auferstehung

Ich möchte weder die Zeugnisse der Nazizeit noch den Aufstand der Makkabäer herbeiwünschen. Das waren schlimme Zeiten. Es bleibt die Frage: Woher nehme ich die Kraft, um dem schlimmsten zu widerstehen und dabei versöhnt zu bleiben. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Widerstandskämpfer immer glücklich waren. Sie haben große innere Kämpfe erlebt und hatten die Kraft, mit und vor dem Herrgott vieles zu klären. So schließe ich mit einem Gebet von Dietrich Bonhoeffer, das dieses Ringen zum Ausdruck bringt:

 

In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.

Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.

Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe.

Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden.

In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.

Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich.

Details
  • Datum: 10. November 2019
  • Prediger:
  • Bibelstelle: 2 Makkabäer 7