Beschreibung

Predigt Hiobsbotschaft und frohe Botschaft

Lesung Ijob 19,1.23-27; Predigt Allerseelen, 2. Nov 2020

 

Hiobsbotschaften sind leider für einige von uns nicht fremd:

  • Jemand stirbt ganz plötzlich und hinterlässt eine Lücke, die sich nicht füllen lässt.
  • Ich erfahre von einer schweren Krebskrankheit, die mir den Boden unter den Füßen wegreißt und alle Lebenspläne durcheinanderbringt.
  • Eine Beziehung zerbricht und lässt Menschen hilflos und oft auch verbittert zurück.

Ja, Hiobsbotschaften gibt es leider viel zu viele. Und jedes Mal neu sind sie schmerzhaft.

 

Hiob

Das Wort Hiobsbotschaft kommt von Hiob und dem Buch Hiob im Alten Testament. Hiob musste mehrere Hiobsbotschaften hinnehmen.

 

Zunächst beginnt sein Leben sehr erfolgreich. Er hat eine glückliche Familie mit Frau und Kindern. Er hat viele Tiere, sein Leben ist finanziell bestens abgesichert. Sieben Söhne und drei Töchter wurden ihm geboren. Er besaß 7000 Stück Kleinvieh, 3000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen. (Hiob 1,2-3)

Man hat den Eindruck, dass er eine würdige und verlässliche Person ist.

Der Bibeltext sagt ausdrücklich: ein Mann untadelig und rechtschaffen; er fürchtete Gott und mied das Böse. (Hiob 2,3)

 

Und dann geht’s los mit den Hiobsbotschaften: Feinde stehlen seine Rinder und erschlagen seine Knechte mit dem Schwert. Ein Blitz tötet Schafe und Knechte.

Zuletzt werden all seine Kinder unter einem einstürzenden Haus begraben.

Nicht nur das: Hiob wird krank mit Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel. Hiob verliert alles und auch seine Frau schimpft mit ihm: Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit. Segne Gott und stirb. (Hiob 2,9)

 

Hiob zieht sich in seiner Trauer und seinem Schmerz zurück. Seine Freunde kommen von weit her, um ihn zu besuchen und zu trösten. Sie haben ihn noch nicht verlassen. Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und keiner sprach ein Wort zu ihm. Denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war. (Hiob 2,13)

Dann beginnt das berühmt gewordene Gespräch zwischen Hiob und seinen Freunden. Hiob klagt, die Freunde versuchen Antworten. Je länger die Gespräche dauern, umso mehr hat man den Eindruck, dass es jeweils zwei Schritte nach vorne und zwei Schritte zurück geht.

 

 

 

Teufelskreis der Schuldfrage

Vieles dreht sich um die Frage der Schuld, Hiob und seine Freunde kommen aus diesem Teufelskreis nicht heraus: Wer ist schuld, dass Hiob alles verloren hat? Was hat Hiob Falsches getan? Was haben seine Kinder falsch getan?

Diese Frage zermürbt Hiob und seine Freunde. Es wundert mich, dass daran nicht auch ihre Freundschaft zerbrochen ist. Auf die Frage nach der Schuld finden Hiob und seine Freunde keine Antwort.

Ich weiß, mein Erlöser lebt

Und doch endet das Buch Hiob in mehrerlei Hinsicht hoffnungsvoll.

Einige Lichtblicke zwischendurch und das positive Ziel machen manches leichter und machen das Buch Hiob zu einem Buch, dass die besten Antworten auf Leid und Hiobsbotschaften gibt.

 

Im Laufe des Gesprächs mit den Freunden zeigt sich: Hiob kann mit Gott ringen, Hiob kann zu Gott klagen, Hiob kann der Wahrheit ins Gesicht sehen und er weiß: Da gibt es etwas, das noch viel mehr ist als sein Leid. Dies wird ihm so wichtig, dass er betont: Es möge für immer aufgeschrieben werden.

Würden meine Worte doch geschrieben, / würden sie doch in ein Buch eingeritzt

mit eisernem Griffel und mit Blei, / für immer gehauen in den Fels. Doch ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, / als Letzter erhebt er sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, / und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen. Ihn selber werde ich dann für mich schauen; / meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. / Meine Nieren verzehren sich in meinem Innern. (Hiob 19,23-27)

 

Gott schauen

Hiob zweifelt, Hiob verzweifelt, Hiob ringt mit Gott und verliert Gott sei Dank seinen Glauben nicht. Mitten in den Gesprächen betont Hiob im Blick auf Gott und seine Beziehung zu Gott: Ihn selber werde ich dann für mich schauen; / meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. (Hiob 19)

Nach der langen Zeit des Leides und tiefster Not kann er am Ende die großen Worte sagen und zu Gott beten: Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut (Hiob 42,5)?

Beruhigend: Es braucht kein großes Wunder, um dieses Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Jetzt aber hat mein Auge dich geschaut

 

Am Ende des Buches Hiob kommt es sogar zu einem Happy End: Hiob und seine Frau dürfen erneut Eltern werden. Ihr Besitz wächst und wächst.

Für mich ist nicht dieses Happy End die frohe Botschaft des Buches Hiob, sondern die tiefen Erkenntnisse, dass unser Leben trotz Hiobsbotschaften einen Sinn hat. Wenn wir einzelne Lichtblicke sehen und das positive Ziel unseres Lebens nicht verlieren, dann dürfen wir etwas mutiger und gelassener mit den Schicksalsschlägen leben.

Details
  • Datum: 2. November 2020
  • Prediger:
  • Bibelstelle: Ijob 19,23-27